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Magie der Sehnsucht - Roman

Magie der Sehnsucht - Roman

Titel: Magie der Sehnsucht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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ihm erlaubt hast, dich zu benutzen? Wie demütigend das war …

    In ihrer Fantasie hörte sie immer noch Pauls spöttisches Gelächter, der vor seinem Freund geprahlt und seine Wettschulden kassiert hatte. Wie gern wäre sie damals ein Mann gewesen, hätte die Tür seines Apartments eingetreten und ihn zu Brei geschlagen!
    Nie wieder würde sie sich benutzen lassen. So viele Jahre hatte sie gebraucht, um über Pauls Grausamkeit hinwegzukommen. Und das würde sie nicht aus einer Laune heraus aufs Spiel setzen. Selbst wenn es eine wundervolle Laune war … Nein, nein, nein. Das nächste Mal würde sie sich nur einem Mann hingeben, dem sie etwas bedeutete. Er musste ihre Gefühle berücksichtigen und ihren Körper nicht nur zu seinem Vergnügen genießen. Und er durfte nicht den Eindruck erwecken, sie würde gar keine Rolle spielen.
    Schmerzlich kehrten all die verbannten Erinnerungen zurück. Paul hatte sich benommen, als würde sie gar nicht existieren – als wäre sie eine emotionslose Puppe, nur zur Befriedigung seiner Lust geschaffen.
    Nie mehr würde sie einem Mann gestatten, sie so zu behandeln. Schon gar nicht Julian.

    Langsam stieg er die Treppe hinab und staunte über das helle Sonnenlicht, das durch die Fenster hereinströmte. Seltsam – die meisten Menschen hielten solche Dinge für selbstverständlich. In einer fernen Vergangenheit hatte er einen sonnigen Morgen ebenso wenig beachtet.
    Und jetzt war jeder Sonnenstrahl ein Geschenk der Götter, das er einen ganzen Monat lang auskosten würde, bis er in seine dunkle Gefangenschaft zurückkehren musste.
    Schweren Herzens ging er in die Küche, zu dem großen
Schrank, in dem Grace ihre Vorräte verwahrte. Als er die Tür öffnete, wehte ihm kühle Luft entgegen, die ihn verblüffte. Er streckte seine Hand aus, ließ die Kälte über seine Haut streichen. Unglaublich … Er griff nach verschiedenen Behältern, doch er konnte die Schrift auf den Etiketten nicht lesen. Iss nichts, was du nicht identifizieren kannst, ermahnte er sich und dachte an ein paar widerwärtige Dinge, die manche Menschen im Lauf der Jahrhunderte verspeist hatten.
    Schließlich fand er eine reife Melone in einem unteren Schubfach. Er legte sie auf den Küchentisch, nahm ein großes Messer aus dem Block, in dem ein ganzes Dutzend dieser Utensilien steckte, und teilte die Frucht in zwei Hälften. Dann schnitt er ein kleines Stück ab und steckte es in den Mund.
    Zufrieden genoss er das köstliche, frische, süße Aroma auf seinem Gaumen. Welch ein Segen – damit konnte er seinen Hunger ebenso stillen wie seinen Durst. Gierig verschlang er noch mehr Melonenstücke. Wie hungrig er war – und so durstig.
    Erst als er an der harten Schale kaute, wurde ihm bewusst, was er tat. Erschrocken starrte er den Melonensaft an seinen Fingern an, die sich wie die Klauen eines wilden Tiers gekrümmt hatten.
    Dreh dich um, Julian, schau mich an. Sei ein guter Junge und tu, was ich dir sage. Hier musst du mich berühren. Mmmmm … Ja, so ist’s gut. Braver Junge, braver Junge. Wenn du mich beglückst, werde ich dir was zu essen bringen …
    Ungebeten kehrte die Erinnerung an seine letzte Inkarnation zurück. Kein Wunder, dass er sich wie ein Tier verhielt. So lange war er wie ein Tier behandelt worden, dass er kaum noch wusste, wie sich ein zivilisierter Mensch benahm.

    Wenigstens hatte Grace ihn nicht an ihr Bett gefesselt. Seufzend schaute er sich um. Zum Glück hatte sie den Verlust seiner Selbstbeherrschung nicht beobachtet. Hastig warf er die Melonenschalen in den Abfalleimer, den sie am letzten Abend benutzt hatte. Dann eilte er zur Spüle und wusch den klebrigen Saft von seinen Händen.
    Sobald das kalte Wasser über seine Haut rann, atmete er zufrieden auf. Wasser. Rein und kalt. Wie sehr hatte er es in seinem finsteren Kerker vermisst und sich mit brennender, staubtrockener Kehle nach ein paar Tropfen gesehnt …
    Nun trank er aus der hohlen Hand und schwelgte in dem kühlen Nass. Am liebsten wäre er in das Spülbecken gestiegen, um Wasser über seinen ganzen Körper laufen zu lassen.
    Als er sich aufrichtete, klopfte es an der Haustür, und er hörte rasche Schritte auf der Treppe. Er drehte das Wasser ab, ergriff ein Tuch, das neben der Spüle lag, und wischte seine Hände und das Gesicht ab. Auf dem Weg zur zweiten Melonenhälfte erkannte er Selenas Stimme. »Wo ist er?«
    Mit gerunzelter Stirn hörte er die helle Begeisterung aus dieser Frage heraus. Genau das hatte er von Grace

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