Magie der Sehnsucht - Roman
sich. Warum er ihr ins Bad gefolgt war, wusste sie nicht. Aber eine so beruhigende, tröstliche Fürsorge hatte sie schon lange nicht mehr gespürt. »Ja«, hauchte sie, »danke.«
Julian schwieg. Jetzt verwandelte sich der Mann, der sie eben noch so sanft umarmt hatte, wieder in eine kalte, steife Statue.
Seufzend ging sie an ihm vorbei. »Wäre ich nicht so müde und ein bisschen beschwipst, hätte ich nicht geweint. Nun muss ich wirklich schlafen.«
Sie kehrte in ihr Schlafzimmer zurück, kletterte in das hohe, antike Bett, das aus einem Ananasplantagenhaus stammte, und kuschelte sich unter die dicke Steppdecke.
Wenige Sekunden später senkte sich die Matratze unter Julians Gewicht. Als sie seinen warmen Körper neben sich spürte, pochte ihr Puls schneller. Schlimmer noch – er schmiegte sich an ihren Rücken und schlang einen kraftvollen Arm um ihre Taille.
Und dann drängte sich auch noch seine Erektion an ihre Hüfte. »Julian!«, mahnte sie. »Sicher ist es besser, wenn du auf deiner Seite des Betts bleibst – und ich liege auf meiner.«
Aber er hörte ihr gar nicht zu und wisperte in ihr Haar: »Eigentlich dachte ich, du hättest mich gerufen, damit ich die süße Qual in deinen Lenden mildere.«
Seine Nähe entfachte ein wildes Feuer in ihrem Körper. Schwindel erregend stieg ihr der Duft von Sandelholz zu Kopf. »Von diesen Qualen spüre ich nichts.«
»Glaub mir, ich könnte dich sehr glücklich machen.«
Oh, daran zweifelte sie nicht im Mindesten. »Wenn du dich nicht benimmst, muss ich dich leider aus dem Zimmer schicken.«
Als sie sich zu ihm wandte, begegnete sie einem ungläubigen Blick. »Warum? Das verstehe ich nicht.«
»Weil ich dich nicht wie ein Spielzeug benutzen möchte, das einfach nur meiner Lust dient. Okay? Ich will nicht mit einem Mann intim werden, den ich kaum kenne.«
Die blauen Augen voller Sorge, ließ er sie los und streckte sich neben ihr aus.
Um ihre rasenden Herzschläge zu beruhigen und die Flammen in ihrem Blut zu löschen, holte sie tief Atem. Oh Gott, es fiel ihr wirklich schwer, ihn abzuweisen …
Glaubst du wirklich, du kannst neben diesem Kerl schlafen ? Hast du den Verstand verloren?
Mit zusammengekniffenen Augen wiederholte sie unentwegt ihre langweilige Litanei. Ich muss schlafen – ich
muss schlafen … Ohne Wenn und Aber. Trotz des verführerischen Mannes, der neben ihr lag.
Julian rückte die Kissen hinter seinem Kopf zurecht und betrachtete Grace. Zum ersten Mal in seinem ungewöhnlich langen Leben verbrachte er eine Nacht mit einer Frau, ohne sie zu lieben. Unvorstellbar. Noch nie hatte ihn eine Frau abgelehnt.
Zu seiner Verblüffung reichte sie ihm ein Gerät, so ähnlich wie jenes andere, das sie ihm im Erdgeschoss gezeigt hatte. Dann drückte sie auf eine Taste, schaltete den Fernseher ein und stellte die Stimmen einiger Leute, die miteinander sprachen, etwas leiser. »Das da ist für die Helligkeit«, erklärte sie und betätigte eine andere Taste. Sofort verblassten die Lichter. Der Apparat warf Schatten an die Wände. »Normalerweise schlafe ich tief und fest, also wirst du mich nicht stören. Gute Nacht, Julian von Makedonien!«
»Gute Nacht, Grace«, flüsterte er und beobachtete, wie sich ihr weiches Haar auf dem Kissen ausbreitete, als sie ihm den Rücken zuwandte.
Dann legte er das Gerät auf den Nachttisch. Im flackernden Licht des Fernsehers beobachtete er Grace. Wie ihm ihre regelmäßigen Atemzüge verrieten, schlief sie ein. Erst jetzt wagte er, sie zu berühren. Behutsam strich er mit seinem Zeigefinger über ihre zarte Wange. Sofort reagierte sein Körper auf ihre warme, seidige Haut, so heftig, dass er einen Fluch unterdrücken musste. Durch seine Adern flossen Feuerströme.
Im Lauf seines langen Lebens hatte er schon viele Begierden empfunden – erst den Hunger nach Nahrung, dann einen brennenden Durst nach Liebe und Respekt – und schließlich das Verlangen seiner Lenden nach dem feuchten Schoß einer Frau. Aber so intensive Gefühle hatte er
noch nie empfunden, und diese wilde Sehnsucht bedrohte seinen Verstand.
Nur ein einziger Gedanke beherrschte ihn – wie es wäre, diese weißen Schenkel zu spreizen und ganz tief in ihr zu versinken, immer wieder hinein- und hinauszugleiten, bis sie gemeinsam den Gipfel der Lust erreichten und einen atemlosen Schrei ausstoßen würden.
Doch das würde nie geschehen.
Julian rückte etwas weiter von Grace weg, um sicheren Abstand zu wahren, so dass er ihren süßen femininen
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