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Magie der Sehnsucht - Roman

Magie der Sehnsucht - Roman

Titel: Magie der Sehnsucht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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schwarze Négligés.
Beinahe glaubte sie, seine lüsternen Gedanken zu lesen. Vielleicht sollte sie möglichst schnell mit ihm verschwinden, bevor eine der Frauen beschloss, ihm diese sündhaften Dessous vorzuführen. Sie eilte zu ihm und räusperte sich. »Kommst du?«
    Forschend schaute er sie an, und sie erriet, was er dachte. »In so einem schwarzen Ding würdest du atemberaubend aussehen, Grace.«
    Daran zweifelte sie. Im Gegensatz zu Julian besaß sie keine Figur, nach der sich alle Leute umdrehten. Dafür würde sich höchstens jemand interessieren, der jahrelang im Gefängnis gesessen hatte. »Atemberaubend? Wohl kaum. Aber ich würde sicher frieren.«
    »Nicht lange.«
    Das glaubte sie ihm aufs Wort. »Sei doch ein guter Junge.«
    »Im Bett bin ich sogar sehr gut …«
    »Ah, da seid ihr ja!«
    Verwirrt zuckte sie zusammen, als Selenas Stimme erklang. Julian sagte etwas in einer fremden Sprache, die Grace nicht verstand.
    »So dürfen Sie nicht reden«, mahnte Selena. »Unsere Gracie kann sich nicht auf Altgriechisch unterhalten, weil sie das ganze Semester verschlafen hat.« Zu Grace gewandt, schnalzte sie mit der Zunge. »Hab ich’s dir nicht gesagt? Eines Tages würdest du solche Kenntnisse brauchen.«
    »Klar.« Grace lachte spöttisch. »Schon damals hätte ich wissen müssen, dass du an meinem neunundzwanzigsten Geburtstag einen traumhaften Mann heraufbeschwören würdest, nämlich einen griechischen Liebesskla…« Abrupt verstummte sie, sobald sie merkte, was sie beinahe in Julians Gegenwart ausgesprochen hätte. Wie konnte sie nur? Verlegen biss sie auf ihre Lippen.

    »Schon gut, Grace.« Mit sanfter Stimme versuchte er sie zu beruhigen. Trotzdem spürte sie, wie tief sie ihn verletzt hatte. »Was ich bin, weiß ich«, fügte er hinzu. »Die Wahrheit kann mich nicht beleidigen. Übrigens ärgert mich die Bezeichnung ›griechisch‹ viel mehr als meine Degradierung zum Liebessklaven. Ich wurde in Sparta ausgebildet und kämpfte für die Makedonier. Vor dem Fluch ging ich den Griechen aus dem Weg.«
    Warum verlor er bei diesem kurzen Bericht über seine Vergangenheit kein Wort über seine Kindheit? »Wo wurdest du geboren?«, fragte sie.
    In seinem Kinn zuckte ein Muskel, ein Schatten verdunkelte seine Augen. Wo immer er das Licht der Welt erblickt haben mochte – dieser Ort schien böse Erinnerungen zu wecken. »Ich bin ein halber Grieche. Aber diese Hälfte meines Erbes bedeutet mir nichts.«
    Okay, ein wunder Punkt. Von jetzt an würde sie das Wort »griechisch« aus ihrem Vokabular streichen.
    »Was das schwarze Négligé betrifft, Gracie …«, begann Selena. »Das rote würde dir viel besser stehen.«
    »Lanie!«, fauchte Grace.
    Aber Selena ignorierte sie. Eifrig ergriff sie Julians Hand, zog ihn in den Laden und zeigte ihm ein rotes Baby-Doll-Hemdchen. An den Schultern wurde es von zwei Bändern zusammengehalten. Ein Spitzenhöschen mit einem Schlitz an der Vorderseite und ein Strumpfhalter komplettierten das Ensemble. »Was meinen Sie?«
    Prüfend schaute er Grace an. Wenn die beiden nicht zur Vernunft kamen, würde sie vor Verlegenheit sterben. »Hört auf mit diesem Unsinn! So etwas werde ich niemals anziehen.«
    »Ich kauf’s dir trotzdem«, beschloss Selena. »Sicher wird Julian dich umstimmen.«

    »Um ehrlich zu sein – ich werde ihr das Ding eher ausziehen«, verkündete er.
    Stöhnend schlug Grace die Hände vors Gesicht.
    »Keine Bange, sie wird schon noch ihren Spaß dran haben«, murmelte Selena verschwörerisch.
    »Nein!«, stieß Grace zwischen ihren Fingern hervor.
    »Doch«, entschied Julian, während Selena mit dem Négligé zur Kasse ging. Wie arrogant und selbstbewusst dieser Protest klang! Offenbar war er nicht an Widerworte gewöhnt.
    »Setzt du immer deinen Willen durch?«, fuhr Grace ihn an.
    Da erlosch das fröhliche Funkeln in seinen Augen, und sie sah wieder jenen düsteren Schatten in seinem Blick, der irgendetwas verbarg. Etwas Schmerzliches, falls sie seine verkniffenen Lippen richtig deutete.
    Schweigend warteten sie, bis Selena zurückkehrte und eine Einkaufstüte in Julians Hand drückte. »Wenn ich euch einen Rat geben darf – Kerzenschein, stimmungsvolle Musik und …«
    »Selena!«, mahnte Grace. »Ich bin dir wirklich dankbar für deine freundschaftliche Mühe. Aber könnten wir mal über Julian reden?«
    »Natürlich. Was ist los mit ihm?«
    »Weißt du, wie er aus dem Buch rauskommt? Für immer.«
    »Keine Ahnung.« Selena wandte sich zu Julian.

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