Magie der Sehnsucht - Roman
immer würde er diese Erinnerung in seinem Herzen bewahren.
So hatte er nie zuvor eine Nacht verbracht, einfach nur bei einer Frau zu liegen, ohne dass sie seinen Körper betastete und ihm erotische Befehle erteilte.
In seiner Zeit waren Männer und Frauen nur selten zusammen gewesen. Wenn er sich zu Hause aufhielt, wechselte Penelope kaum ein Wort mit ihm. Sie brachte ihm kein Interesse entgegen. Wann immer er sie in den Nächten begehrte, verweigerte sie sich nicht. Aber sie sehnte ihn nicht herbei. Nur in ihrem Körper hatte er hitzige Gefühle entfachen können, niemals in ihrem Herzen.
Nun wickelte er eine von Graces seidenweichen Haarsträhnen um seinen Finger. Dabei fiel sein Blick auf den Ring, der im schwachen Lampenlicht schimmerte.
Vor seinem geistigen Auge sah er ihn mit Blut befleckt und glaubte zu spüren, wie das edle Metall in seine Haut schnitt, während er auf dem Schlachtfeld das Schwert schwang.
Mit heißem Schweiß und verbissenem Widerstand gegen wilde Angriffe hatte er diesen Preis verdient. Und die Mühe hatte sich gelohnt. Denn er war eine Zeit lang zwar nicht geliebt, aber wenigstens respektiert worden. In seinem sterblichen Leben hatte ihm das sehr viel bedeutet.
Seufzend ließ er seinen Kopf auf ein Sofakissen sinken
und schloss die Augen. Als er endlich einschlief, geisterten nicht die Gesichter der Vergangenheit durch seine Träume. Stattdessen beglückte ihn die Vision strahlender, hellgrauer Augen, und eine sanfte Stimme las vertraute und doch fremde Worte vor.
Grace erwachte und streckte sich träge, öffnete die Augen und erkannte verblüfft, dass ihr Kopf auf Julians Brust lag. Die rechte Hand in ihrem Haar vergraben, atmete er tief und gleichmäßig. Offenbar schlief er noch. Sie löste seine Finger aus ihrem Haar, ganz vorsichtig, richtete sich auf und schaute ihn an. Mit entspanntem Gesicht sah er beinahe wie ein kleiner Junge aus.
In dieser Nacht hatte ihn der Albtraum nicht heimgesucht. Das merkte sie ihm an. Sein Schlaf war erholsam und friedlich gewesen.
Um ihn nicht zu stören, stand sie langsam und lautlos auf. Doch sobald er sie nicht mehr spürte, öffnete er die Augen. »Grace«, flüsterte er.
»Verzeih mir, ich wollte dich nicht wecken.«
»Schon gut.«
»Jetzt will ich nach oben gehen und duschen. Soll ich die Badezimmertür versperren?«
»Nein, ich kann mich benehmen.«
»Oh, ich glaube, das habe ich schon einmal gehört.«
Darauf gab er keine Antwort, und sie eilte die Treppe hinauf.
Als sie das Schlafzimmer betrat, sah sie Julian auf dem Bett liegen und in der »Ilias« blättern. Nur das Badetuch,
in das sie sich gewickelt hatte, verhüllte ihren Körper. Bei diesem Anblick hielt er den Atem an.
»Ich möchte nur rasch meine Kleider holen«, erklärte sie, »und …«
»Nein«, unterbrach er sie gebieterisch.
»Nein?«
»Zieh dich hier an.«
»Julian …«
»Bitte.« Diesmal fiel er ihr etwas sanfter ins Wort.
Voller Unbehagen zögerte sie. Noch nie hatte sie sich vor einem Mann angekleidet.
»Bitte, bitte!«
Wer konnte dieser flehenden Stimme widerstehen? »Wage es bloß nicht, mich auszulachen!« Immer noch verunsichert, legte sie das Badetuch beiseite, und Julians begehrlicher Blick richtete sich auf ihre Brüste.
»Keine Bange, mir ist wirklich nicht nach Lachen zumute. « Geschmeidig sprang er aus dem Bett und öffnete die Schublade, in der sie ihre Unterwäsche verwahrte. Über Graces Rücken rann ein seltsamer Schauer, während er ihre Dessous inspizierte. Schließlich fand er ein schwarzes Seidenhöschen, das Selena ihr zum Scherz geschenkt hatte, und kniete nieder, um es ihr anzuziehen. Atemlos betrachtete sie seinen goldenen Kopf und hob einen Fuß, dann den anderen. Seine Hände schoben die kühle Seide an ihren kühlen Beinen hinauf, die er mit Küssen bedeckte. Zitternd genoss sie die verführerische Zärtlichkeit, seine Finger, die sie behutsam zwischen den Schenkeln liebkosten.
Dann nahm er den passenden schwarzen BH aus dem Schubfach.
Wie eine willenlose Puppe ließ sie sich den BH um den Oberkörper legen. Natürlich nutzte er die Gelegenheit, um
die Knospen ihrer Brüste zu berühren, bevor er die Häkchen schloss. Voller Sehnsucht neigte er sich hinab und küsste sie. Durch seine Adern strömte ein wildes Feuer und verlangte die Linderung der Qual, die seine Lenden peinigte, wenn auch nur für einen kurzen Moment.
Stöhnend erwiderte sie den Kuss. Er hob sie hoch, trug sie zum Bett. Sobald sie auf die Matratze
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