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Magie der Sehnsucht - Roman

Magie der Sehnsucht - Roman

Titel: Magie der Sehnsucht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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gesunken waren, schlang sie ihre Beine um seine Taille und genoss das Gewicht seines muskulösen Körpers. Julian umfasste ihre Hüften. Bedrohlich näherte er sich dem Punkt, wo es kein Zurück mehr geben würde.
    Und da flammte plötzlich ein helles Licht im Zimmer auf. Verblüfft rückte er von Grace weg, und sie wisperte: »Warst das du?«
    Belustigt schüttelte er den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte mich dieses Wunders rühmen. Aber es war nicht mein Werk.« Er schaute sich um. Nein, unmöglich …
    Grace folgte seinem Blick und bemerkte, dass er sonderbare Gegenstände auf dem Bett fixierte. »Was ist das?«
    »Mein Schild«, murmelte er – unfähig, seinen Augen zu trauen. »Und mein Schwert.«
    Jahrhundertelang hatte er seinen Schild nicht gesehen. Und nun lag er da, mitten auf der Matratze, und glänzte im Morgensonnenschein. An jede Delle erinnerte er sich, an jeden Kratzer, an alle Angriffe, die ihre Spuren hinterlassen hatten. Weil er zu träumen fürchtete, streckte er seine Hand nach dem bronzenen Relief aus, das Athene und ihre Eule zeigte.
    »Und dein Schwert?«
    Als Grace danach greifen wollte, hielt er ihre Hand fest. »Das Schwert des Kronos. Niemals darfst du es berühren. Für immer würde es deine Haut verbrennen, weil sein Blut nicht in deinen Adern fließt.«

    »Tatsächlich?«, wisperte sie erschrocken und stand vom Bett auf.
    »Oh ja.«
    »Warum liegen diese Waffen hier?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wer hat sie in mein Zimmer gebracht?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Nicht besonders hilfreich.«
    Ohne den Sarkasmus zu bemerken, starrte er seinen Schild an und strich darüber wie ein liebevoller Vater, der ein schmerzlich vermisstes Kind wiedergefunden hatte. Dann schob er das Schwert unter das Bett. »Vergiss nicht – es liegt da unten. Pass auf, damit du es nicht versehentlich berührst.« Mit gefurchter Stirn wandte er sich wieder zu seinem Schild. »Das muss mir meine Mutter geschickt haben. Oder einer ihrer Söhne.«
    »Warum sollten sie das tun?«
    »Falls ich Priapos begegne …« Nun erzählte er den Rest der Legende. »Das Schwert des Kronos wird auch ›Schwert der Gerechtigkeit‹ genannt. Das würde Priapos nicht töten, ihn aber zwingen, meinen Platz in dem Buch einzunehmen.«
    »Meinst du das ernst?«
    Julian nickte.
    »Darf ich deinen Schild berühren?«
    »Oh ja.«
    Bewundernd strich sie über die goldenen und schwarzen Intarsien, das Bildnis Athenes und ihrer Eule. »Wie schön …«
    »Als ich zum Feldherrn ernannt wurde, ließ Kyrian diesen Schild für mich anfertigen.«
    Graces Finger glitt über die eingravierten Worte unter Athenes Gestalt. »Was heißt das?«

    »›Lieber tot als entehrt.‹« Beinahe versagte seine Stimme, und er entsann sich wehmütig, wie Kyrian auf dem Schlachtfeld an seiner Seite gestanden hatte. »Auf Kyrians Schild stand: ›Die Beute dem Sieger.‹ Vor jedem Kampf schaute er mich an und rief: ›Dir gebührt die Ehre, adelphos, und die Beute überlass mir!‹«
    Der schmerzliche Ausdruck in seinen Augen entging ihr nicht, und sie versuchte sich vorzustellen, wie er ausgesehen hatte, den Schild in der erhobenen Hand. »War das der Mann, der gekreuzigt wurde?«
    »Ja.«
    »Du mochtest ihn sehr?«
    »Gewiss. Bis er mich mochte, dauerte es eine Weile. Als ich dreiundzwanzig war, unterstellte ihn sein Onkel meinem Kommando, mit der unmissverständlichen Warnung vor der strengen Strafe, die ich erleiden würde, sollte Seiner Hoheit etwas zustoßen.«
    »War Kyrian ein Prinz?«
    Julian nickte. »Ein Prinz, der keine Furcht kannte. Kaum zwanzig Jahre alt, stürmte er tollkühn auf alle Schlachtfelder. Lachend forderte er seine Feinde heraus, und ich musste ihn immer wieder aus bizarren Notlagen retten. Doch man konnte ihm nicht böse sein. Er besaß einen liebenswerten Humor. Und er hielt in unwandelbarer Treue zu mir.« Gedankenverloren strich er über den Schild. »Hätte ich ihn bloß vor den Römern beschützt …«
    Voller Mitgefühl umfasste sie seinen Arm. »Sicher hättet ihr beide, wärt ihr vereint geblieben, allen Gefahren getrotzt.«
    »Zweifellos.« Julians Augen leuchteten auf. »Gemeinsam sind wir unbesiegbar gewesen. Wir hätten die Römer vernichtend geschlagen, es war nur mehr eine Frage der Zeit.«
    »Warum lag euch so viel an einem Sieg über die Römer?«
    »Nachdem sie Prymaria erobert hatten, schwor ich mir, Rom zu zerstören. Zu diesem Schlachtfeld waren Kyrian und ich geschickt worden. Doch wir kamen zu spät.

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