Magie des Mondes - Vollmond
Salat.
Nachdem er mich überredet hatte, ein zweites Brot zu essen, begleitete er mich noch wie versprochen bis zu Miris Zimmer. Dicht an meiner Seite blieb er stehen.
„Ich…“, setzte ich an, bekam jedoch erneut das Wort abgeschnitten. So langsam hatte ich diese schlechte Angewohnheit ganz gewaltig satt. Konnte er mich nicht einmal ausreden lassen?
„Ich werde dir so viel Zeit lassen wie möglich… ich habe Geduld Lucy… aber bitte vergiss nicht, dass der Mond keine hat…“, säuselte er mit sanfter wehmütiger Stimme, in der eine unverkennbare Mahnung mitschwang.
„Wie lang ist es noch bis zum Vollmond?“, fragte ich ängstlich.
„Etwa zwei Wochen“, antwortete Julian sachlich. „Wir reden am besten morgen weiter… gute Nacht“, sagte er und gab mir, bevor ich mich hätte abwenden können, einen schnellen Kuss auf die Wange.
Da wo seine warmen weichen Lippen mich gerade berührt hatten, spürte ich ein warmes angenehmes Kribbeln.
Nickend antwortete ich leise „Gute Nacht“ und verschwand im Zimmer.
Kapitel 4
Miri saß auf ihrem Bett und wartete bereits ungeduldig auf mich.
Als ich das Zimmer betrat, sah sie mich mit ihrem mir bekannten besorgten Blick an. „Ist alles ok mit dir?“
„Das ist die dümmste Frage der Welt“, antwortete ich.
„Stimmt. Tut mir leid, das war wirklich dumm gefragt…“, entgegnete sie entschuldigend.
Ich seufzte. „Schon gut es ist nur… Ich finde es ist alles so unwirklich… so als ob ich träume, aber ich wach auch irgendwie nicht auf…“
„Du musst es erst einmal sacken lassen, aber du gewöhnst dich schon daran“, meinte sie aufmunternd.
„Was hat er dir eigentlich alles erzählt?“, fragte sie neugierig.
„Alles… jedenfalls hoffe ich das… noch mehr Geheimnisse ertrage ich nicht… ich habe heute erfahren, dass ich einen Bruder habe… wieso ich hierher gebracht wurde… dass mir in etwa zwei Wochen ein Fell wachsen wird und dass ich dabei sterben könnte, wenn ich vorher keinen Gefährten erwähle…“ Sie nahm mich beruhigend in den Arm, als ich kurz davor war, erneut die Fassung zu verlieren.
„Es ist nicht nur bei dir kompliziert.“ Tröstend strich sie mir über den Rücken, bevor wir uns lösten und sie weiter sprach. „Bei mir war es das auch, obwohl ich mit alledem aufgewachsen bin... Du hast mich gestern Abend gefragt, ob ich auch hierher entführt wurde… Nein das mit Sicherheit nicht, ich bin freiwillig hergekommen, weil ich nicht wusste, wo ich sonst hinsollte… Meine Eltern hatten einen andern Gefährten für mich im Sinn… du kennst sie ja… sie entsprechen sämtlichen Vorurteilen, die man reichen Leuten gegenüber so hat… und als es dann beim letzten Vollmond soweit war, habe ich nicht auf sie gehört, sondern auf mein Herz…was der Grund dafür ist, dass sie sich von mir abgewendet haben. Sie akzeptieren ihn nicht. Deswegen kam ich mit hierher.“
„Deswegen warst du beim letzten Telefonat so komisch oder? – Du wolltest mir alles erzählen, aber konntest nicht?!“
Sie nickte. „Ja“.
Neugierig stupste ich sie an. „Und wen hast du gewählt? – An wen bist du gebunden oder wie auch immer das ist…?“
Miri wurde unnatürlich nervös. „Deinen Bruder“, murmelte sie leise.
Wie blind war ich denn nur? Das hätte ich schließlich schon früher bemerken können. Die Art, wie sich die beiden ansahen und die vielen auffallend unauffälligen Berührungen – das konnte schließlich nicht nur etwas mit Freundschaft zu tun haben. Trotzdem konnte ich meine Überraschung nicht verbergen und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an.
„Weißt du… ich liebe ihn so sehr… mehr als ich sagen kann… Alex würde einfach alles für mich tun… ich natürlich auch für ihn…“, platzte sie heraus.
Ziemlich schnell wurde mir klar, dass sie wohl befürchtete, nicht meinen Segen zu haben, auch wenn das lächerlich war. Ich verdrehte kurz meine Augen, aber legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ich freu mich für euch! Ich wusste bis vor paar Stunden ja nicht einmal, dass ich einen Bruder habe… wie sollte ich da böse sein?“ Mitten im Satz musste ich plötzlich schrecklich gähnen.
„Wir schlafen jetzt mal besser!“, sagte Miri, nachdem sie mich erleichtert umarmt hatte.
Gewohnheitsmäßig öffnete sie zum Schlafen leicht das Fenster.
„Miri?“
„Mhm?“
„Wär es für dich ok, wenn ich irgendwann einmal ein bisschen Zeit mit Alex alleine hätte? Ich würde ihn gerne etwas besser kennen lernen…“
Sie warf mir
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