Magie des Mondes - Vollmond
einen entsetzten Blick zu. „Ich kann nicht glauben, dass du mich da ernsthaft um Erlaubnis fragst! – Das ist doch das normalste und selbstverständlichste von der Welt! Oder dachtest du ernsthaft, ich würde dir den Kopf abreißen?“
„Naja… Jain… tut mir leid… ich geh wohl nicht besonders gut mit allem um…“, stotterte ich.
„Doch das tust du… ich hatte vorhin wirklich Angst, du würdest versuchen schreiend wegzulaufen oder umkippen.“, entgegnete sie.
„Das erstere hab ich ernsthaft in Erwägung gezogen!“, sagte ich und hörte sie kurz kichern.
Schließlich löschten wir das Licht und wünschten uns gegenseitig eine gute Nacht. Im Dunkeln konnte ich erkennen, wie das Mondlicht seltsame Schatten an die Decke warf, die zu tanzen schienen. Vorm Fenster kreuzte der Vorhang, der im Wind wehte. Auch die seltsamen und neuen Geräusche in dem großen fremden Haus, die sich wie flüsternde Gespenster anhörten, machten es mir schwer einzuschlafen. Der fremde Geruch in der Bettwäsche tat sein Übriges.
Ich versuchte an etwas Schönes zu denken… doch alles woran ich seltsamer weise denken konnte, war Julian…
Am Nächsten Morgen erwachte ich durch ein penetrantes Klopfen an der Tür.
Ich war noch hundemüde – schließlich hatte ich erneut nicht besonders viel Schlaf gefunden. Unwirsch drehte ich mich um und zog mir das Kissen über den Kopf, doch das stetige Klopfen ebbte nicht ab bis Miri, die es wohl nun auch satt hatte, vor sich hin brummte: „Lasst uns noch schlafen!“
Für einen Moment herrschte himmlische Ruhe, wodurch ich das Gefühl hatte, wieder einzuschlafen, jedoch in der nächsten Sekunde hellwach hochfuhr, als ich Miri plötzlich quietschen hörte. Es dauerte einige Wimpernschläge, bis sich meine Augen an das grelle Tageslicht gewöhnt hatten. Dann sah ich Alex und Miri auf ihrem Bett sitzen. Beide fingen zu kichern an.
„Ich hoffe sehr, du erschreckst sie nicht jeden Morgen so!?“, tadelte ich ihn.
Daraufhin zeigte er mir den Grund, weshalb Miri so gequietscht hatte.
Er hatte sie mit einer Blume streichelnd aufgeweckt, weshalb sie sich unbeabsichtigt erschrocken hatte. Eigentlich eine süße Idee…
Widerwillig stand ich auf und machte mich auf den Weg ins Bad. Im Vorbeigehen grinste ich die beiden neckend an und meinte: „Treibt es nicht zu arg in der Zwischenzeit.“
„Wir benehmen uns.“, versicherte mir Alex grinsend.
Nachdem ich ausgiebig geduscht hatte, um den beiden so viel Zeit wie möglich zu verschaffen und mir die geliehenen Kleider von Miri angezogen hatte, ging mir wieder der gestrige Abend durch den Kopf.
Erfolglos versuchte ich alles aus meinen Gedanken zu verscheuchen und öffnete vorsichtig die Badezimmertür. Miri kuschelte mit Alex eng umschlungen auf ihrem Bett. Eigentlich könnte man neidisch werden. dachte ich in der einen Sekunde und in der nächsten, wieso denk ich überhaupt an so was?
Als die Beiden mich bemerkten, setzten sie sich auf und Miri machte sich auf den Weg ins Bad. Währenddessen ließ ich mich wie ein Sack Mehl auf mein Bett fallen und musterte ihn neugierig. Erst so langsam drang die Bedeutung dessen, was ich erfahren hatte in mein Bewusstsein und verlor an Abstraktion.
„Hast du noch Erinnerungen an unsere Eltern?“, fragte ich nach einigen schweigsamen Sekunden.
„Ja, viele, ich war 7 als sie starben. Ich glaube wir beide haben die Haarfarbe von Vater und die Augen von Mutter. Sie waren immer sehr liebevoll… haben wenig geschimpft und meist Streitigkeiten mit dem Verstand gelöst… ich kann mich nicht daran erinnern, jemals etwas auf die Finger oder auf den Hintern bekommen zu haben, wenn ich etwas angestellt hatte. Wir haben als Kinder wenig zusammen gespielt, da wir uns für unterschiedliche Dinge interessierten… du mehr für Puppen Sandkasten, Malen und so weiter…ich dagegen mehr für Autos und gefährliche Tiere. Eine Vorliebe für Wasser hatten wir allerdings beide.“, erzählte er lächelnd. Ein Lächeln, das ich irgendwie automatisch erwiderte.
„Jedenfalls haben wir im Sommer immer schrecklich viel mit Wasser um uns gespritzt. Manchmal hat es Mutter in den Wahnsinn getrieben.“, fuhr er fort.
„Hast du alles von ihnen erfahren“, fragte ich vorsichtig.
„Ja sie haben es mir nicht direkt erzählt, sondern eher gezeigt. Wir waren in der Nähe des Nationalparks, sind zu einer kleinen Höhle gefahren. Mutter blieb bei mir stehen und nahm mich in die Arme… sagte mir, ich soll keine Angst vor dem haben, was ich
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