Magie des Mondes - Vollmond
die mitschwingende Botschaft empörte, überging ich sie und fragte stattdessen: „Gibt’s eigentlich immer Buffet?“
„Nein, nur morgens und abends. Mittags gibt es immer à la carte! Heute gibt es, soweit ich weiß, die Auswahl zwischen Spanferkel, Cevapcici und Schmorbraten. Weil heute Sonntag ist!“ Seine Antwort war nicht die, die ich mir erhofft hatte.
„Magst du wohl nichts davon?“, fragte er, da er bemerkt haben musste, wie unglücklich ich aussah.
„Nein. Ich bin Vegetarierin!“, seufzte ich.
Seine Augen weiteten sich überrascht. „Oh… das wusste ich nicht… naja… aber wenn wir in der Küche Bescheid sagen, machen die bestimmt auch Ausnahmen.“
„Gibt’s denn hier wohl sonst nie Vegetarier?“, fragte ich verwundert.
„ Ich hab jedenfalls noch keinen hier gesehen.“
Hoffnung keimte in mir auf. „Vielleicht doch ein Zeichen, dass ihr euch bei mir irrt?“
„Nein, Lucy.“ Er sah mich sanft an, während er den Hoffnungsschimmer im Keim erstickte. „Die Blutprobe, die ich dir abgenommen habe… ich habe verschiedene Tests damit durchgeführt… sie auch mit einer Probe von Alex verglichen. Es war alles identisch. Du bist eine von uns!“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er drückte meine Hand leicht. Erst da merkte ich, dass er sie immer noch festhielt.
„Du wirst damit klarkommen, glaube mir!“
Ich dagegen war mir nicht ganz so sicher.
…
Nach dem Mittagessen verbrachte ich die Zeit damit, ein geliehenes Buch zu lesen, um ein bisschen der Realität zu entfliehen. Gerade deswegen verschlang ich es regelrecht. Es war erst früher Nachmittag, als ich die Marmortreppe hinunterging, die in die Eingangshalle führte. Mit schnellen, zielstrebigen Schritten durchquerte ich die Eingangshalle.
Als ich die Tür öffnete, die nach draußen führte, stieß ich buchstäblich mit einem gut aussehenden Kerl, der vielleicht Anfang zwanzig war, zusammen.
Er trug eine dunkelblonde Igelfrisur und besaß genau wie Alex und Julian eine gut trainierte Figur. Seine stechend grünen Augen waren überrascht auf meine gerichtet. Genauso wenig wie er konnte ich die Überraschung und den Schreck verhehlen.
„Tut mir leid. Ich… ich hab dich zu spät gesehen und…“, während er gleichzeitig genau zu demselben Satz ansetzte. Wir mussten lachen.
„Kannst du Gedanken lesen?“
„Nein, eigentlich nicht, jedenfalls nicht in meiner menschlichen Gestalt.“, antwortete er noch lächelnd. „Ich bin Bastian.“
„Lucy.“
„ Du bist neu hier oder?“
Ich nickte. „Ja ich wurde vorgestern hierher entführt!“
Sein Lächeln wich einer seltsamen Verwunderung. „Ach du bist das! Dich hab ich mir ehrlich gesagt völlig anders vorgestellt!“
„ Wie meinst du das?“, fragte ich verwirrt.
Er winkte ab. „Naja weis nicht – ist ja auch egal.“
Versuchte er auszuweichen?
„Sag schon. Wer A sagen kann, muss schließlich auch B sagen können.“
Er seufzte „Schön, also ehrlich gesagt dachte ich du wärst viel kräftiger und gefährlicher; von den Erzählungen von Julian, weil er mit dir offenbar recht beschäftigt war.“
„Naja ich hatte und habe so meine Probleme mit dem entführt und eingesperrt sein.“, gab ich zu.
Wir gingen eine Weile spazieren und unterhielten uns über Gott und die Welt.
Er erzählte mir einige lustige Geschichten, die er selbst alle erlebt hatte, als er als Wanderführer Touristen durch den Nationalpark geführt hatte.
Unwillkürlich musste ich lachen und amüsierte mich zum ersten Mal seit langer Zeit königlich. Mit Bastian zu reden und rumzualbern war Balsam für meine Seele. Der Umgang mit ihm fiel mir viel leichter als der mit Julian.
Vermutlich auch deswegen, weil Bastian nicht an der Entführung beteiligt gewesen war, die mir nach wie vor zu schaffen machte. Er besaß eine zauberhafte Natürlichkeit gemischt mit einer Portion Humor und Einfühlungsvermögen. Schließlich kamen wir auch irgendwann auf ernstere Themen.
„Hast du eigentlich eine Freundin?“
„Nein. Aber das ist ein schlechtes Thema… vielleicht erzähl ich es dir irgendwann mal.“, knirschte er, bevor er eine Frage an mich richtete. „Und wie läuft es mit dir und Julian?“
„Da läuft nichts. Er will zwar, dass ich ihm eine Chance gebe, aber ich habe Angst davor. Das ist ebenso ein schlechtes Thema.“, gab ich offen zu.
„Was genau macht dir Angst?“
Ich atmete tief aus. „Ich weiß es nicht einmal genau. Es ist nicht er an sich… es ist… einfach schwer zu erklären“
„Weil du ein
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