Magie des Mondes - Vollmond
seufzte er. „Wann und wo möchtest du hin?“
„Mhm, also den einen werde ich mir gut aufheben und mir noch etwas überlegen, aber wo ich wirklich gern hin möchte sind die großen Wasserfälle; unterhalb davon darf man ja auch schwimmen und die Touristen dort sind mit Sicherheit mit sich und dem magischen Ort dort beschäftigt, mich wird schon niemand erkennen…“
„Lucy, es tut mir leid, aber die Wasserfälle sind zu gut von Touristen besucht; da können wir nicht hin.“
„Mich wird schon niemand erkennen. Und außerdem ist es noch lange keine Hochsaison. Wir haben gerade mal Mai… daher herrscht dort im Moment noch kein Massentourismus.“, meinte ich zuversichtlich.
„Es geht nicht nur darum, Lucy.“ Er senkte kurz den Blick; offenbar um die richtigen Worte zu suchen „Das Risiko ist zu hoch, dass du, lass es mich mal diplomatisch ausdrücken, etwas dummes machst und abhanden kommst.“
Jetzt verstand ich worauf er hinauswollte. Er befürchtete, ich könnte die Touristen nutzen, um zu fliehen oder ähnliches.
Auch wenn ich das vielleicht gestern oder vorgestern noch wollte, es hatte sich viel geändert. Ich hatte jetzt einen Bruder, den ich nicht einfach so verlieren wollte; genauso wenig wie Miri.
„Und wenn ich es dir hoch und heilig verspreche, mit niemandem zu reden und nicht zu fliehen?“, fragte ich hoffnungsvoll mit einem Hundeblick.
Er verdrehte die Augen. „Lass es mich bloß nicht bereuen, jetzt ja gesagt zu haben!“
„Werde ich nicht! Gehen wir dann morgen?“
„Ich mache es bis morgen ganz einfach möglich.“, erwiderte er, bevor er ernst wurde und mich warnend ansah. „Aber solltest du wortbrüchig werden, wirst du wirklich eingesperrt, wenn ich dich wieder ein…“
„Ich werde dir keinen Grund dazu geben!“, warf ich dazwischen und hielt seinem Blick stand.
Er nickte. „Na schön, dann treffen wir uns morgen ganz früh um halb 5 in der Eingangshalle! Wir müssen eine Weile bis dorthin fahren.“
Kapitel 7
Am nächsten Morgen trafen wir uns vor Sonnenaufgang um halb fünf wie verabredet. Verschlafen tapste ich die Treppe hinunter in die Eingangshalle, wo er mich bereits mit einer Augenbinde erwartete. „Das muss sein; du darfst den kompletten Weg nicht kennen.“
Genervt stöhnte ich auf, aber ließ mir des lieben Friedens Willens die Augen verbinden. Er führte mich zu einem Auto und sagte währenddessen: „Deine neue Haarfarbe steht dir übrigens.“
Auch wenn ich es vermutlich als Kompliment sehen sollte, war ich mir darüber unschlüssig. Um die Bedingung zu erfüllen, hatte Miri mir gestern Abend noch geholfen, meine Haare zu färben. Allerdings hatte sie zu meinem Leidwesen nur eine schwarze Haarfarbe auftreiben können, weswegen meine Haare nun rabenschwarz glänzten.
Diesmal stiegen wir nicht ins Geländemobil, sondern in einen Jeep.
Ich hatte mir von Miri einen Rucksack und Badesachen geliehen, die er mir abnahm um sie auf der Rückbank zu verstauen. Sanft schnallte er mich an und kam mir dabei so nahe, dass ich die Wärme seiner Haut durch sein T-Shirt spüren konnte und seinen ganz persönlichen Duft roch. Irgendetwas veränderte sich langsam in mir, etwas, was ich noch nicht in Worte fassen konnte.
Bevor ich zu viel denken konnte, fuhren wir jedoch los.
Regelmäßig wurde ich ordentlich durchgeschüttelt, da die Fahrbahn ziemlich holprig war. Dass die Fahrt so lang dauerte, lag daran, dass man auf diesen wurzeligen und steinigen Waldwegen nicht schnell vorankam. Nach zwei Stündiger Fahrtzeit gestattete Julian mir die Augenbinde abzunehmen.
Endlich kamen wir nach langem Fahren zu einer mit Absperrband provisorisch umzäunten Gegend und hielten an.
Nachdem Julian den Motor abgestellt und mich hatte aussteigen lassen, holte er noch die Rucksäcke aus dem Wagen.
Dann schlenderten wir los. Als wir durch die Absperrung geschlüpft waren, entdeckte ich ein Schild, das in sämtlichen Sprachen vor Tretminen warnte.
Ich hielt ihn zurück. „Warte wir sollten hier nicht langgehen.“
„Wieso?“
Ich deutete auf das Warnschild. „Hier ist es doch angeblich gefährlich so abseits der Wege.“
Er lachte kehlig. „Nein, nicht die Bohne“.
Verwirrt starrte ich ihn an. „Aber sind hier nicht immer noch viele Tretminen aus dem Krieg im Unterholz versteckt!?“
Er lachte erneut und sah mich nachsichtig an „Das ist eine Schutzbehauptung. Eine der vielen. Hier gibt es weit und breit schon seit Jahren keine Tretminen mehr… obwohl Krieg niemals gut ist… aber es hatte
Weitere Kostenlose Bücher