Magie des Mondes - Vollmond
Ich warf den Jungs ängstliche und fragende Blicke zu.
…
Später verließ Julian ziemlich mitgenommen die medizinische Station. Ich wartete in der Eingangshalle auf ihn und warf ihm einen flehentlichen Blick zu. „Sag mir doch bitte endlich, was hier los ist.“ Meine Stimme zitterte.
„Ich würde es gern“, antwortete er leicht gequält bevor er mich geheimnisvoll fragte, „aber kannst du derartige Geheimnisse für dich behalten? Du musst wissen, wenn du erst einmal ja gesagt hast, gibt’s kein Zurück mehr!“
Ich rollte genervt mit den Augen und nickte dann einfach nur und sah ihm tief in die Augen. Ich würde dich, sie alle, uns alle – wie auch immer – nie verraten! „Wird Bastian…“, krächzte ich besorgt.
„Ja… die Wunde wird wieder heilen, meine Mutter hat sich darum gekümmert.“, antwortete er, bevor ich ausreden konnte.
„Zur Abwechslung weiß ich einmal nicht, wo ich anfangen soll.“, setzte er nach einer längeren Pause seufzend an. „Es gibt in unserer Welt mehrere Gruppen… beziehungsweise Organisationen, die damit beschäftigt sind unsere Art zu schützen und unsere Existenz vor den Menschen zu verbergen. Der Rat trifft dabei die Entscheidungen, leitet alles. Die Wächter, die sich in innere und äußere Wächter einteilen lassen, haben diese auszuführen. Wir haben Leute in den unterschiedlichsten wichtigsten Positionen in der Politik, Ärzte, Anwälte, Mitarbeiter in den größten Pharmalaboren, und diese Reihe kann man quer durch alle Berufe fortsetzen. Die in den wichtigsten Positionen bilden die äußeren Wächter. Die inneren Wächter beschäftigen sich fast ausschließlich damit, diesen Bereich hier im Nationalpark zu schützen und dafür zu sorgen, dass keine Touristen hierher gelangen. Deswegen wird jede Gruppe, die sich abseits der Wege bewegt, geführt um sie auf diese Weise weit genug von hier fern zu halten. Um die Hintergründe zu Tamaras Wahnsinn zu verstehen, musst du wissen, dass meine Familie eine – neben den Familien von Mirjam, Bastian und Rebecca – der wichtigsten und einflussreichsten im Rat ist… nicht dass es eingebildet klingt… aber… eigentlich sogar die einflussreichste. Früher gehörten auch deine Eltern dazu, sie hatten die Stellvertretung für meine Eltern. Meine Familie hat seit acht Generationen ungebrochen den Vorsitz im Rat inne.“, erklärte er. „Als Tamara, meine Ziehschwester, einen Antrag vor dem Rat von einem Jungen bekam, den sie annehmen wollte, waren meine Eltern, die ja die Vormundschaft hatten, mit der Wahl nicht einverstanden. David, mein Zwillingsbruder, hat Tamara schon immer vergöttert, meine Eltern haben sie ihm dann zugesprochen. Aber sie hat seine Gefühle nie erwidert. Beide waren und sind deswegen nicht glücklich miteinander. Tamara machte lange nach außen hin gute Miene zum bösen Spiel. Wenn die beiden nur unter sich waren, hat sie immer alles dafür getan um keine Nähe zu David zuzulassen. Aber irgendwann konnte sie es auch nach außen hin nicht mehr. Sie konnte David einfach nicht auf diese Weise, wie es Gefährten tun, lieben. Sie liebt bis heute jemand anderen. Sie bat David des Öfteren sie freizugeben, aber…“
„Hä? Ich dachte das geht nicht, wenn man erst einmal gebunden ist..?“, warf ich verwirrt ein.
„Es geht bei wahren… vom Schicksal gewählten Gefährten nicht… aber die beiden sind nicht vom Schicksal gewählt. Wie auch immer… er weigerte sich. Irgendwann wurde sie deswegen immer kälter und hörte schließlich damit auf, sich an Regeln zu halten – veränderte sich sehr stark und wurde schließlich immer unberechenbarer und wahnsinniger.“
„Das ist schrecklich!“, hauchte ich traurig. Irgendwie taten sowohl Tamara als auch David mir leid.
„Jetzt sinnt sie auf Rache und will unsere gesamte Gemeinschaft ihn höchste Gefahr bringen – was sie mittlerweile auch schon getan hat. Bastian hat sie bei diesen Wissenschaftlern gesehen; sie arbeitet mit ihnen zusammen und hält Mirjam, Alex, Rebecca, Simon und David als Forschungsobjekte gefangen.“, seufzte er schließend.
„Aber was ich einfach nicht verstehe… wenn es doch angeblich so wichtig ist, sich bei der Wahl seines Gefährten oder der Gefährtin nur auf Gefühle zu verlassen, wieso durfte Tamara dann nicht denjenigen haben, den sie wollte?“
„Das ist schwierig, Lucy. Lars, den Jungen den Tamara haben wollte, hatte einen schlechten Einfluss auf sie. Er brachte sie und andere gern in Gefahr und war außerdem einer der
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