Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
für uns haben, ohne jede Störung. «
Hannah schloss einen Moment lang die Augen und zog die Decke enger um sich. Jonas war schon den ganzen Tag fort und sie wusste nicht, warum dieser Umstand sie deprimierte. Sie verabscheute es, sich in ihrem Zimmer eingesperrt zu fühlen, aber wohin hätte sie denn sonst gehen können? Wenn sie nach unten kam, sprachen alle mit gesenkten Stimmen. Sie konnte es nicht mehr hören. Aber sie konnte auch nichts dazu sagen, weil sie die Gefühle ihrer Schwestern nicht verletzen wollte. Daher blieb sie allein in ihrem Zimmer, bemitleidete sich selbst im großen Stil und wartete darauf, dass Jonas zurückkommen und sie normal behandeln würde.
»Hannah!« Diesmal war Sarahs Stimme so scharf und gebieterisch, wie es sich nur die älteste Schwester leisten konnte. »Komm sofort runter!«
Hannah blickte zur Tür und schnitt eine Grimasse. Sie kam sich kindisch vor, aber Sarah konnte sie alle zu kleinen Kindern degradieren, wenn sie richtig loslegte. Hannah warf die Decke auf ihr Bett und öffnete widerstrebend ihre Schlafzimmertür. Augenblicklich schlugen ihr vertraute Düfte entgegen.
Der Teekessel pfiff fröhlich und Joleys ansteckendes Gelächter vermischte sich mit Libbys Lachen. Hannah blieb einen Moment im Flur stehen und sog all das in sich ein. Sie liebte ihre Schwestern so sehr, obwohl sie sie mit ihrer Güte fast umbrachten. Und niemand konnte so lachen wie Joley. Sie konnte eine ganze Stadt in hellen Strahlenglanz tauchen, von einem Zimmer ganz zu schweigen.
Hannah stieg die Wendeltreppe hinunter und stellte fest, dass im unteren Stockwerk nur Kerzen brannten. Die Luft roch nach Zimt und Äpfeln und der flackernde Kerzenschein warf tanzende Schatten auf die Wände.
Ihr Körper war bereits am Heilen. Ihre Schwestern versammelten sich zweimal täglich um sie und strengten sich gewaltig an, um die Fähigkeit ihres Körpers zur Selbstheilung anzukurbeln. Die Wunden hatten sich geschlossen und gerade erst heute Nachmittag war ihr aufgefallen, dass die entzündliche Röte bereits am Verblassen war. Bedauerlicherweise wirkten sich die Heilsitzungen aber so gut wie gar nicht auf das emotionale Trauma aus. Wenn Jonas bei ihr war, konnte sie ab und zu ein Weilchen schlafen, aber wenn sie allein war, graute ihr davor, die Augen zu schließen.
Manchmal versuchte sie den Moment des Angriffs wieder einzufangen, damit sie Jonas nähere Einzelheiten berichten konnte. Aber das Einzige, woran sie sich mit Gewissheit erinnerte, war das schockierende Zustechen des Messers. Es ergab zwar keinen Sinn, aber sie hätte schwören können, dass ihr Angreifer eine Entschuldigung gemurmelt hatte, während er das Messer immer wieder in sie stieß.
Ihre Schwestern hatten sich in dem großen Wohnzimmer versammelt. Dort trafen sie sich gewöhnlich abends, wenn sie alle nach Hause kamen. Die meisten wohnten nicht mehr ständig in ihrem Elternhaus. Sarah lebte mit Damon auf dem Nachbargrundstück und Kate und Matt hatten ein Haus auf der Klippe bei der alten Mühle gekauft. Abbey und Aleksandr
erwarben gerade ein großes, zweistöckiges Haus mit Meerblick, das nur eine Meile vom Drake-Haus entfernt war, und Tyson und Libby besaßen ein ganz außergewöhnliches Haus, das er für sie gefunden hatte. Es stand auf einer Klippe und war von vielen Morgen Land umgeben. Nur Hannah, Joley und Elle hatten ihren festen Wohnsitz noch im Haus der Familie, wenn sie nicht auf Reisen waren.
Hannah wedelte mit einer Hand und im Kamin züngelten Flammen. »Ich hätte Plätzchen backen sollen, aber ich habe nicht daran gedacht«, begrüßte sie ihre Schwestern und zwang sich zu einem fröhlichen Lächeln.
»Das macht doch nichts«, sagte Kate. »Ich habe nämlich selbst welche gebacken.« Sie sah Joley über ihre Schulter an. »Ganz allein.«
»He!«, wandte Joley ein. »Ich hatte schon mit dem ersten Schwung angefangen und du hast mich aus der Küche vertrieben. «
»Sie hat den Ofen in Flammen aufgehen lassen«, erklärte Sarah.
»Das war doch nicht meine Schuld«, sagte Joley. »Ich habe die Plätzchen in den Ofen geschoben und sie dann leider vergessen. Wusstet ihr, dass Plätzchen sich in Holzkohle verwandeln, wenn man sie lange genug im Ofen lässt? Und dann können sie tatsächlich Feuer fangen.«
»Du hast die Plätzchen in Flammen aufgehen lassen, Joley?« Hannah hielt sich eine Hand vor den Mund, um ihr Gelächter zu unterdrücken, und wandte sich von ihrer jüngeren Schwester ab. Zum ersten Mal seit dem
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