Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
deine Familie aufgegeben hast. Ich habe nie die Gelegenheit ergriffen, dir wirklich zu zeigen, was ich für dich empfinde und wie lieb ich dich habe, und dafür sollte ich mich entschuldigen. Ich habe immer zu dir aufgeblickt. Du warst immer mein großes Vorbild. Du bist jedem gegenüber freundlich und gütig und doch macht es solchen Spaß, mit dir zusammen zu sein, und es ist immer wieder spannend. Mir dir habe ich immer besonders viel Spaß, ganz gleich, ob wir gemeinsam durch das Haus tanzen und aus voller Kehle singen oder ob wir am Strand ein Sonnenbad nehmen und scharfe Surfer unter die Lupe nehmen.
Du warst immer für mich da und ich war immer für dich da. An meinen Gefühlen dir gegenüber kann nichts etwas
ändern. Unsere Beziehung ist mir sehr wichtig und ich hoffe, du begreifst, dass ich immer für dich da sein werde. Der Song, den ich für dich geschrieben habe, trägt den Titel »Für alle Zeiten«. Ich hoffe, er gefällt dir, denn er drückt aus, was ich wirklich empfinde.
Alles Liebe
Joley
Hannah blickte zu ihrer Schwester auf und sah dann in die Gesichter der anderen. In allen Augen standen Tränen. »Joley, das ist wunderschön. Ich versichere euch, es hat nichts mit euch zu tun, mit keiner von euch. Wirklich nicht. Ich mühe mich ab, um wieder auf die Füße zu kommen, aber ich liebe euch alle. Ich versuche nur gerade eine Möglichkeit zu finden, wie ich das Geschehene verarbeiten kann, und es wird mir gelingen. Es tut mir leid, dass ich in der letzten Zeit so schwierig war.«
»Lass das, Hannah«, sagte Sarah. »Wir sind diejenigen, die sich entschuldigen, und das mit gutem Grund. Joley, zeig ihr meine Seite.«
Joley beugte sich vor und blätterte zurück, bis sie die erste Seite aufgeschlagen hatte. Dort waren Fotos von Sarah und Hannah in verschiedenen Altersstufen und sie alle riefen Erinnerungen daran wach, wie behutsam Sarah die grässlich verfilzten Knoten gebürstet hatte, die sich bei dichten Korkenzieherlocken immer bildeten. Und wie sie ihre Tränen weggewischt hatte, wenn sie mal wieder als Pudel bezeichnet worden war. Es war sogar ein Foto von allen Mädchen dabei, auf dem sie ihre Haare flauschig toupiert hatten, weil Hannah sich fürchterlich darüber aufgeregt hatte, dass sie ihr Haar nicht glatt ziehen konnte.
Bei diesen Erinnerungen schnürte sich Hannahs Brust zu. Sarah war immer so gut zu ihr gewesen und hatte auf sie aufgepasst,
als sie vorzeitig zur Schule geschickt worden war. Sie hatte ihr geholfen, um zu verhindern, dass sie im Beisein anderer Menschen stotterte. Sie presste das Album an ihre Brust und kämpfte gegen den Kloß in ihrer Kehle an, der sie zu ersticken drohte.
»Du musst meinen Brief lesen, Schätzchen«, ermunterte Sarah sie.
»Ich glaube nicht, dass ich ihn jetzt lesen kann. Ich würde ja doch nur weinen«, sagte Hannah.
»Er ist dazu gedacht, dass du dich besser fühlst«, hob Sarah hervor. »Er kommt wirklich von Herzen.«
»Ich lese ihn, aber wenn er mich zum Weinen bringt, verwandele ich dich in eine Kröte«, versicherte ihr Hannah. »Und wer kocht uns Tee?«
»Das tust du doch sonst immer«, sagte Kate. »Du kennst die Lieblingstees von uns allen und der Tee schmeckt nie so gut, wenn eine von uns ihn zubereitet. Ich bin nie dahintergekommen, wie du das anstellst.«
»Sie tut es mit Liebe«, sagte Elle. »Das ist schon immer Hannahs Geheimnis gewesen.«
Um etwas Zeit zu gewinnen wedelte Hannah mit einer Hand in Richtung Küche und der Teekessel begann augenblicklich zu pfeifen. Ihre Hände beschrieben ein vertrautes anmutiges Muster, als sie einen Zauber wob, der jeder Schwester ihren Lieblingstee bringen würde. Erst als die Becher auf einem Tablett hereinschwebten und alle Schwestern ihre Getränke ausgewählt hatten, senkte Hannah den Blick auf die kühne, exakte und sehr aufrichtige Handschrift, die nur Sarah gehören konnte.
Liebste Hannah,
von dem Moment an, als du geboren wurdest und ich dich das erste Mal in meinen Armen gehalten habe, war offenkundig,
dass deine Seele so alt ist wie die Zeit und dass dein Wesen ein ruhiges, heilendes Licht aussendet, das alle angelockt hat, die dich angesehen haben. Ja, äußerlich hast du immer wie eine goldene Göttin ausgesehen. Dennoch, liebste Schwester, war das, was uns immer zu dir hingezogen hat und uns deine Nähe hat suchen lassen, deine innere Schönheit. Und dein Licht.
Du bist meine Schwester und ich liebe dich von ganzem Herzen, aber du kennst mich ja. Ich habe nie
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