Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
analysieren. »Ich finde es erschreckend und beängstigend, dass jemand mir das antun wollte, aber ein winziger Teil von mir fühlt sich auch befreit. Ich sage mir, wenn ich mich auf diesen winzigen Triumph konzentrieren kann und nicht auf das Wrack meines Gesichtes und meines Körpers, dann könnte ich vielleicht eine Möglichkeit finden, siegreich aus der ganzen Geschichte hervorzugehen. Es tut mir wirklich leid, dass ich keine von euch an mich herangelassen habe.«
»Es braucht dir nicht leidzutun«, sagte Sarah. »Es hat uns gutgetan, dass wir uns fragen mussten, was wir falsch gemacht haben. Jonas hat kürzlich etwas gesagt, das mir sofort eingeleuchtet hat. Er hat gesagt, wenn Damon und ich uns miteinander streiten, mischt er sich nicht ein. Darüber habe ich mir ernsthafte Gedanken gemacht. Jonas hat sich immer als unser aller Beschützer aufgespielt, und trotzdem hat er sich nie eingemischt, wenn es zu Streitigkeiten mit einem unserer Männer kam. Er muss den Wunsch verspüren, vielleicht sogar das dringende Bedürfnis, aber er tut es nicht, weil es falsch wäre. Und es war falsch, dass wir versucht haben, dein Leben in die Hand zu nehmen, selbst wenn unsere Absichten die besten waren.«
Hannah sah die lächelnden Gesichter an, von denen sie umgeben war. Sie fühlte sich rundum akzeptiert. Das war es also, weshalb sie einander so nahestanden. Joley, auch wenn sie noch so unbändig war; Elle, so still und doch voller Feuer, das dicht unter der Oberfläche schwelte; Abbey, die sich nur im Meer wirklich heimisch fühlte; Libby, die keinen Funken Gemeinheit im Leib hatte; Sarah, so organisiert und zuverlässig; und die reizende Kate, die jeder liebhaben musste. »Ihr seid alle ganz tolle Schwestern«, sagte Hannah, die sich bemühte, nicht zu weinen.
Kate biss in ihr Plätzchen. »Natürlich sind wir das. Als du ein kleines Mädchen warst, bist du mal sehr wütend auf uns
gewesen, weil es Zeit war, zur Schule zu gehen, und du nicht hingehen wolltest. Wie alt war sie damals, Sarah? Du weißt doch sicher, wovon ich rede.«
»Oh, erzählt jetzt um Himmels willen nicht diese alte Geschichte«, sagte Hannah und verbarg ihren Kopf lachend in ihrer Armbeuge. »Joley und Elle wissen nichts davon, erzählt es ihnen bloß nicht.«
»Du meinst wohl, wir können uns gar nicht vorstellen, dass du jemals etwas Böses tätest«, neckte Joley Hannah. »Rück schon raus mit der Sprache, Kate.«
» Wie alt war sie, Sarah? Du erinnerst dich doch noch an den Tag, als wir es besonders eilig hatten, uns für die Schule fertig zu machen, und sie beschlossen hat, unter gar keinen Umständen mitzukommen?«
»Sechs«, warf Sarah ein. »Sie war erst sechs.«
Hannah stöhnte und trank einen Schluck Tee. »Es wird euch beiden leidtun, wenn ihr diese Geschichte erzählt.«
»Das wird es wert sein«, sagte Kate. »Sie hat mit verschränkten Armen auf der Treppe gesessen und uns böse angesehen und wenn wir sie berührt haben, hat sie uns eine gewischt.«
»Einen Stromschlag hat sie uns verpasst«, fügte Sarah hinzu, »einen echten Stromstoß. Sie hat uns allen eine gewischt, einschließlich Mom und Dad. Mit sechs kannte sie bereits Zauberformeln. «
Kurze Zeit herrschte Stille. Dann setzte sich Joley aufrechter hin. »Ich sehe dich mit neuen Augen, Hannah. Du bist eine Göttin. Du hast Dad wirklich eine gewischt? Ich wünschte, ich hätte diesen Zauber gekannt. Er hat mich mal ertappt, als ich nachts aus dem Fenster geklettert bin, und, nun ja, sagen wir einfach, da hätte ich so was gebrauchen können.«
Sie brachen alle in Gelächter aus. Als sie wieder ernst wurden, nahm Libby das Buch und schlug schüchtern ihre Seite auf. Die Fotos waren alle an einem Tag aufgenommen worden, als sie gemeinsam im Wald spazieren gegangen waren. Hannah
erinnerte sich noch an diesen Tag, weil er so vollkommen gewesen war.
»Das war einer meiner schönsten Tage mit dir«, sagte Libby. » Wir haben über alles geredet und ich war fix und fertig. Ich habe damals Medizin studiert und das Arbeitspensum war tödlich. Ich war jünger als alle anderen und einige der älteren Studenten waren gar nicht nett zu mir. Du hast mir einen wunderbaren Tag beschert, Hannah. Nach diesem Spaziergang wusste ich, dass ich es mit jedem aufnehmen und tun kann, was ich will, und dass ich trotzdem noch ich selbst sein werde. Du hast mir Hoffnung gemacht.« Sie deutete auf ihren Brief. »Ich bin nicht sehr wortgewandt, aber es kommt von Herzen.«
Hannah senkte ihren
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