Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
heftig in ihrer Brust und kleine Presslufthämmer stampften an ihren Schläfen, aber das, was ihr bevorstand, musste getan werden. Und zwar nicht von Jonas oder Sarah. Sondern von ihr. Sie stand in Prakenskijs Schuld und außerdem wollte sie ihm in die Augen sehen und ihn auf dieselbe Weise lesen, wie sie es bei den meisten Menschen machte. Denn wenn er eine Bedrohung für Joley darstellte, dann mussten sie alle es unbedingt wissen.
»Jonas hat Recht, Sarah. Ich will Prakenskij selbst sehen. Ich muss mich bei ihm dafür bedanken, dass er mir das Leben gerettet hat, und ich will sehen, ob ich ihn lesen kann. Schließlich
war ich über einen langen Zeitraum mit ihm in Verbindung. «
»Und er hat direkten Zugang zu deinem Geist, Hannah. Zu deiner Seele. Er weiß, wer du bist und was in deiner Macht steht.«
»Das ist wahr«, gab Hannah zu, »aber gleichzeitig habe auch ich direkten Zugang zu seinem Geist. Er kann sich nicht gegen uns alle abschirmen und ich muss Informationen aus ihm herausholen.«
»Aber …«, protestierte Sarah.
»Zieh dich an, Baby«, sagte Jonas mit Nachdruck. »Wir treffen uns unten.« Er hielt die Tür auf. »Sarah? Kate? Lasst uns nachsehen, was Prakenskij will.«
11.
I lja. Schön, Sie wieder zu sehen.« Jonas streckte dem Russen zur Begrüßung seine Hand entgegen.
Ilja erhob sich von dem Sessel, den Libby ihm zugewiesen hatte, und drückte dem Sheriff die Hand. Kate und Sarah nickte er zu. »Ich hatte gehofft, ich könnte Hannah sehen.«
»Sie wird in ein paar Minuten nach unten kommen«, beteuerte ihm Jonas. »Es geht ihr schon viel besser.«
»Es hat mich überrascht, dass sie ihr erlaubt haben, jetzt schon nach Hause zu gehen. Noch ein paar Tage im Krankenhaus hätten ihr bestimmt gutgetan«, sagte Prakenskij.
»Sie hatte es dringend nötig, zu uns nach Hause zu kommen«, sagte Sarah. »Und Libby ist Ärztin. Sie achtet darauf, dass Hannah bestens versorgt wird.«
Jonas musterte den Russen eingehend. Im Krankenhaus hatte Hannah seine ungeteilte Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, aber jetzt sah er sich den Mann, der ihr das Leben gerettet hatte, genauer an. Ilja Prakenskij machte auf Jonas den Eindruck eines Tigers in einem Käfig, still und wachsam, stets sprungbereit mit scharfen Krallen, geballter Kraft und Mordabsichten. Jeder Versuch, etwas in seinen stechenden Augen zu sehen, wurde von vornherein vereitelt. Prakenskijs Augen waren eiskalt und so scharf wie Dolche und sie verrieten absolut nichts, nicht einmal einem Profi wie Jonas.
»Und hier, auf heimischem Boden, ist es auch ein Leichtes, sie zu beschützen«, sagte Prakenskij in einem beiläufigen Tonfall.
Nichts war jedoch beiläufig an seinem Blick, als er sich im Wohnzimmer umsah und jede Einzelheit wahrnahm. Einen Moment lang blieb sein Blick auf dem komplizierten Mosaik im Kachelboden des Eingangs hängen. Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte und er sah Sarah kurz in die Augen, bevor er aufstand – mit einem höflichen Lächeln, das weiße Zähne und sonst gar nichts zeigte. »Da sind Sie ja. Schön, Sie auf den Füßen zu sehen, Hannah.«
Sie trug einen langen, weiten Rock und eine Bluse mit langen Ärmeln. Jonas schloss einen Moment die Augen, als sie das Wohnzimmer betrat. Er fand sie wunderschön. Die Narben, die ihr Gesicht säumten und über ihren Hals liefen, waren leuchtend rot und entzündet und sprangen deutlich ins Auge, aber das spielte keine Rolle. Ihm erschien Hannah ätherisch, geheimnisvoll und sexy und sie war der Inbegriff weiblichen Muts. Sie hatte sich vor ihm versteckt, vor ihren Schwestern und vor Reportern und Fotografen, aber sie war nicht bereit gewesen, sich vor einem potentiellen Feind zu verstecken. Ihre Schultern waren gerade, ihre Haltung aufrecht, das Haar fiel ihr in langen Korkenzieherlocken über den Rücken und sie strahlte sogar ungeschminkt Eleganz, Anmut und die Herzlichkeit einer Gastgeberin aus, obwohl die entsetzlichen Wunden noch ganz frisch waren.
Stolz wallte in ihm auf, als Jonas sich erhob, sofort auf Hannah zuging, ihr einen Arm um die Taille schlang und Prakenskij in die Augen sah. Es war eine Warnung und zugleich eine Klarstellung unter Männern.
Prakenskij nahm Hannahs ausgestreckte Hand und verbeugte sich tief. »Ihre Heilung geht gut voran. Bald werden keine Spuren mehr zu sehen sein. Schlafen Sie gut? Manchmal hat man nach solchen Vorfällen Schlafstörungen.«
Zu Jonas’ Erstaunen sagte Hannah die Wahrheit. »Ich habe tatsächlich Schlafstörungen, aber
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