Magie einer Gewitternacht
sie. Offenbar hatte er das richtige Thema gewählt.
„Na ja, Chloe hat es zwar noch nicht offiziell verkündet, aber sie kommt mittlerweile immer seltener in die Redaktion. Und wenn, dann hat sie das Baby dabei. Jedenfalls vertrete ich sie jetzt schon oft. Ich habe einfach den Eindruck, dass sie lieber zu Hause ist als im Büro.“
Derringer nickte. Er konnte Lucia nur zustimmen. Wann immer er Ramsey und Chloe einen Besuch abstattete, stellte er fest, dass die beiden ganz in ihrer Elternschaft aufgingen. Und er vermutete, dass es wohl nicht mehr besonders lang dauern würde, bis sie sich für ein zweites Kind entschieden.
„Jedenfalls will ich darauf vorbereitet sein, wenn sie über einen längeren Zeitraum wegbleibt“, meinte Lucia. „Wir haben schon darüber geredet und fanden beide, dass es nicht schaden kann, wenn ich den Master in Kommunikationswissenschaften mache. Das ergänzt meinen Bachelor in Wirtschaft ganz gut.“
Die Bedienung kam und brachte ihnen das bestellte Essen.
Lucia wechselte das Thema. „Ich habe gehört, dass Gemma sich ganz gut in Australien einlebt.“
Derringer nickte. Seine Schwester fehlte ihm zwar, aber wenn er mit ihr telefonierte, klang es, als ob es ihr wirklich gut ging. Sie hatte den Manager von Ramseys Schaffarm geheiratet, Callum. Gemma hatte lange nicht geahnt, dass er sie liebte, aber Derringer war von Anfang an davon überzeugt gewesen, dass Callum der richtige Mann für sie war. Es war von Anfang an viel mehr als eine Bettgeschichte gewesen. Und deshalb unterstützte er die Verbindung von ganzem Herzen.
„Ja, ich habe vor ein paar Tagen mit ihr telefoniert. Sie und Callum wollen Ende des Monats zu unserem Ball kommen.“ Ob Lucia wohl auch dort auftauchen würde? Und wenn, dann mit wem?
„Hast du eigentlich einen festen Freund?“, fragte Derringer unvermittelt. Es war an der Zeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Lucia biss in eine Erdbeere und sah ihn ein paar Sekunden nur an. „Nein. Zurzeit bin ich ausschließlich mit meinen Lehrbüchern verabredet.“
„Das klingt nicht besonders aufregend. Hast du Lust, vielleicht mal mit mir ins Kino zu gehen?“
Lucia glaubte, sich verhört zu haben. „Du willst mit mir ins Kino gehen? Im Ernst?“
„Ja“, gab er zurück. „Lernen hin oder her, man muss auch entspannen zwischendurch. Es gibt einen neuen Film mit Tyler Perry, den ich mir anschauen wollte. Ich glaube, er läuft am Wochenende an. Hast du Lust, mich zu begleiten?“
Lucia schlug das Herz bis zum Hals. Offenbar hatte Derringer herausgefunden, dass sie die Frau war, die das Bett mit ihm geteilt hatte. Eine andere Erklärung hatte sie nicht. Warum sonst sollte er plötzlich mit ihr ausgehen wollen? All die Jahre hatte er nie das geringste Interesse an ihr gezeigt – warum also ausgerechnet jetzt?
Einen kribbelnden Moment sahen sie einander in die Augen, dann schaute Lucia hinunter auf ihren Teller. Andererseits konnte es auch sein, dass er nichts wusste und die Einladung zu diesem Zeitpunkt reiner Zufall war. Was sollte sie dann davon halten? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Forschend blickte sie ihr Gegenüber an, aber seine Miene verriet nichts.
„Warum willst du mit mir ausgehen, Derringer?“, fragte sie ihn direkt.
Derringer lächelte. „Das habe ich doch gesagt: Du brauchst ab und zu einfach ein bisschen Abwechslung von deinen Büchern und deiner Arbeit, damit du auf andere Gedanken kommst.“
Diese Begründung kaufte Lucia ihm immer noch nicht ab. „Wir kennen uns seit einer Ewigkeit, und bisher hast du noch nie den Versuch unternommen, dich mit mir zu verabreden. Genau genommen hast du dich nie auch nur im Geringsten für mich interessiert.“
Darüber lachte er herzlich. „So würde ich das nicht ausdrücken, Lucia. Aber ich liebe mein Leben, wie es ist, und lege Wert auf körperliche Unversehrtheit.“
Mitten in der Bewegung hielt sie inne. „Und was soll das jetzt wieder heißen?“
„Na ja, man hat mich davor gewarnt, dir nahezukommen, und ich habe die Warnung ernst genommen.“ Er verzog ein wenig den Mund.
Vor Schreck hätte Lucia beinah die Gabel fallen lassen. „Wer hat dich gewarnt – und warum?“ Sie hatte nie einen Freund gehabt, Eifersucht schied als Motiv also aus.
Jetzt lachte Derringer übers ganze Gesicht. „Glaub mir, dein Dad weiß sehr gut, wie man etwaige Verehrer seiner Tochter vergrault.“
Lucia wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihre Gedanken überschlugen sich. „Mein Dad
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