Magie einer Gewitternacht
jeden Grund kam er plötzlich auf die seltsamsten Ideen. Dabei hatte er gar nicht die Absicht, Lucia so nahe an sich heranzulassen.
Er mochte sein Leben mit allem, was dazugehörte. Er liebte es, so wie es war. Und er hatte nicht vor, daran etwas zu ändern, schon gar nicht wegen einer Frau. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Lucia ständig durch seine Gedanken geisterte. Und noch mehr würde es ihm missfallen, wenn sie sich in sein Herz schlich. Aber trotz alledem wollte er sie.
Es musste einen Kompromiss geben, etwas, womit sie sich beide anfreunden konnten, etwas, womit sie so zufrieden war wie er.
Er brauchte einen Plan. Denn ganz gleich, was noch passieren würde: Er hatte ganz sicher nicht die Absicht, Lucia aufzugeben.
10. KAPITEL
Lucia schloss die Waschmaschine und lehnte sich dann dagegen. Derringer hatte ihr den roten Slip nicht zurückgegeben. Das war schon der zweite. Was wollte er damit? Besaß er so etwas wie eine Trophäensammlung?
Sie trat ans Fenster und sah hinaus. Das Wetter schien ziemlich ungemütlich zu sein. Offenbar traf die Vorhersage zu. Beim Aufwachen hatte sie schon diese dicken Schneeflocken gesehen. Es war Mitte April und kaum vorstellbar, dass in Florida die Sonne schien. Ein Tag am Daytona Beach klang für sie im Moment wie das Paradies. Wenigstens hatte das Schneetreiben erst am Wochenende eingesetzt, und wer nicht wollte, musste sich nicht draußen aufhalten.
Ihre Eltern waren so schlau gewesen, für einige Wochen auf Verwandtenbesuch nach Tennessee zu fahren, während Chloe und Ramsey es sich mit ihrem Baby vor dem offenen Kamin gemütlich machten. Das hatte Chloe ihr wenigstens am Telefon erzählt. Lucia stieß einen tiefen Seufzer aus. In Zeiten wie diesen bedauerte sie es, dass sie keine Geschwister hatte. Vielleicht würde sie sich dann manchmal nicht so einsam fühlen.
Sie ging in die Küche, um sich eine Tasse heiße Schokolade zu machen, bevor sie sich den Film ansah, den sie sich schon am vergangenen Wochenende ausgeliehen hatte. Sie war nur nicht mehr dazu gekommen, weil Derringer so unerwartet aufgetaucht war.
Seit dem Abend, an dem er sie zu ihrer Prüfung gefahren hatte, hatte er sich nicht mehr gemeldet. Vielleicht hatte er sich inzwischen selbst eingestanden, dass er nur das eine von ihr wollte, und sich mittlerweile anderweitig orientiert. Die Vorstellung, dass er mit einer anderen Frau ins Bett ging, tat weh, aber damit konnte sie umgehen. Schließlich war das nichts Neues. Es war nicht das erste Mal, dass er mit anderen Frauen schlief und sie davon wusste. Und es würde nicht das letzte Mal sein. Trotzdem schmerzte es, dass sein Lächeln einer anderen Frau galt, dass er eine andere berührte und mit Blicken verschlang. Ein Teil von ihr wünschte, sie hätte diese Nacht mit ihm nie erlebt. Aber dann wieder war sie froh darüber. Nicht einen einzigen Moment hätte sie missen wollen.
Kurz darauf ging sie mit ihrer heißen Schokolade ins Wohnzimmer. Das lodernde Kaminfeuer verströmte eine angenehme Wärme. Warum sie unbedingt eine romantische Komödie sehen wollte, obwohl ihr eigenes Leben im Moment alles andere als das war, war ihr schleierhaft. Andererseits: Was änderte es, wenn sie trüben Gedanken nachhing?
Sie hatte es sich gerade auf dem Sofa gemütlich gemacht, als es an der Tür klingelte. Was mochte in Mrs Noel gefahren sein, dass sie bei diesem Wetter und zu diesem Zeitpunkt hier auftauchte? Andererseits konnte es natürlich sein, dass ihre Heizung mal wieder nicht funktionierte. Lucia stand auf, legte die Fernbedienung auf den Couchtisch und ging zur Tür, um durch den Spion zu spähen. Ihr stockte der Atem. Vor ihrer Haustür stand Derringer!
Selbst durch den Spion wirkte er so sexy, dass sie erschauerte. Es sollte verboten werden, dass Männer so aufregend aussahen, schon gar nicht um diese Tageszeit und bei dem lausigen Wetter! Lucia holte tief Luft und kämpfte gegen den Ärger an, der sie erfasste. Erst ließ er eine Woche lang nichts von sich hören, und dann tauchte er plötzlich unangemeldet vor ihrer Tür auf! Es kümmerte ihn offenbar nicht, dass sie ihm gesagt hatte, er solle sie in Ruhe lassen. Das Einzige, was ihn zu interessieren schien, war die Ausweitung seiner Abschussliste. Aber das konnte er sich abschminken.
Lucia riss die Tür auf, um ihn zu fragen, was er hier zu suchen hatte, aber er ließ ihr nicht die geringste Möglichkeit dazu.
Ohne Umschweife beugte er sich vor und küsste sie. Dabei ging es ihm erst in zweiter
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