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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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zweite Tag zieht mit einem unheimlichen Schimmer auf. Ich spähe in den Himmel, als wir losreiten, und versuche, aus diesem merkwürdigen Dämmerlicht schlau zu werden.
    »Eine Sonnenfinsternis.« Edmunds Stimme schreckt mich auf. Er war vorausgeritten, hat sich wohl aber zurückfallen lassen, während ich mir die Sonne betrachtete. »Ein ziemlich seltenes Phänomen. In ein paar Stunden wird es völlig dunkel sein.«
    Ich nicke. Eine einleuchtende Erklärung für dieses seltsame
Licht. Je näher der Mond der Sonne kommt, je deutlicher er ihre Scheibe verdeckt, desto stärker wird der Schatten. Es kommt mir sehr passend vor, dass wir inmitten eines so bemerkenswerten Ereignisses nach Avebury reiten, um Samael, den Dunklen, aus der Welt zu verbannen. Es ist beunruhigend. Eine Warnung von der Dunkelheit, die kommen wird, falls ich versage.
    Ich muss an Henry und meine Eltern denken und wende mich Edmund zu.
    »Edmund?«
    Seine Augen bleiben nach vorn gerichtet, auf die Felder, die vor uns liegen. »Ja?«
    »Ich …« Es fällt mir immer noch schwer, Henrys Namen in Edmunds Gegenwart auszusprechen. Ich möchte nicht die kaum verheilte Wunde aufreißen, aber diesmal werde ich ihm damit Trost spenden. »Ich wollte Sie wissen lassen, dass ich Henry in den Anderswelten gesehen habe. Mit Mutter und Vater.«
    Edmund wendet mir sein Gesicht zu. Seine Augen blicken leer. »So, haben Sie.«
    Ich höre an seiner Stimme, wie sehr er um Haltung bemüht ist. »Ja. Ich wollte mich verabschieden. Wollte sie bitten, vor der Beschwörung in Avebury in die letzte Welt überzugehen.«
    »Und? Sind sie gegangen?«
    »Ja.« Ich lächle leicht. »Und ich möchte Ihnen sagen, dass es ihnen gut geht. Henry geht es gut. Er ist in Sicherheit, und er ist glücklich, und er kann laufen.«

    Verwunderung stiehlt sich in seine Augen. »Er kann laufen? «
    Ich nicke und mein Lächeln wird tiefer, als ich daran denke, wie Henry auf mich zugerannt kam. »Ziemlich gut sogar.«
    Er starrt auf einen Punkt in der Ferne, irgendwo hinter meiner Schulter. Seine Stimme klingt wehmütig. »Ich wünschte, ich könnte es sehen.«
    »Edmund.«
    Er kehrt mit seinem Blick zu mir zurück.
    »Das werden Sie. Sie werden es sehen. Das will ich Ihnen ja gerade sagen. Henry ist in der letzten Welt in Sicherheit.« Ich schaue ihm in die Augen. »Und eines Tages werden Sie ihn wiedersehen.«
    Hoffnung leuchtet in seinen Augen auf, ehe er sich wieder dem offenen Land zuwendet. »Ich werde ihn wiedersehen. «
    Ich lächle und schaue ebenfalls voraus. »Ja.«
    Schweigend reiten wir weiter. Irgendwann kommt mir eine andere Person in den Sinn, die Edmund und mir viel bedeutet.
    »Wie hält sie sich?«, frage ich ihn und nicke zu Tante Virginia, die gebeugt auf einem Pferd vor uns reitet.
    »Es geht ihr gut, den Umständen entsprechend. Ich glaube, sie ist viel stärker, als wir alle glauben, und sie ist zu stur, um zurückzubleiben. Ganz ähnlich, wie jemand anderes, den ich kenne«, fügt er hinzu, ohne mich anzublicken.

    Ich schüttele den Kopf. »Das ist nicht dasselbe, Edmund. «
    Es schmerzt mich, mit anzusehen, wie sehr sich Tante Virginia bemüht, die Fassade aus Gelassenheit und Stärke aufrechtzuerhalten. Aber ich will nicht ihren Stolz verletzen, indem ich mich bei ihr nach ihrem Befinden erkundige. Ihre Absichten waren unverkennbar, als sie mit einer kleinen Reisetasche in der Hand am Morgen unseres Aufbruchs aus der Haustür von Milthorpe Manor trat. Und obwohl ich mit ihr disputierte und mich schließlich rundheraus weigerte, sie mitzunehmen, ging sie einfach ruhig zu dem Pferd, das Edmund für sie gesattelt hatte. Dabei erklärte sie mir, sie sei immer noch die Ältere von uns beiden und würde mich begleiten, ob ich damit einverstanden sei oder nicht.
    Aber meine eigene Beharrlichkeit ist etwas ganz anderes. Tante Virginia hat ihre Rolle in der Prophezeiung erfüllt. Sie hat ihre Pflicht getan. Meine ist erst dann erledigt, wenn das Tor auf immer verschlossen ist oder etwas anderes geschehen ist, das mich daran hindert, Samael bei der Zerstörung unserer Welt zur Seite zu stehen.
    »Außerdem«, füge ich hinzu, »wenn Sie es auch für närrisch halten, nach Avebury zu reiten, warum haben Sie dann nicht versucht, es mir auszureden, wie alle anderen auch?«
    Er zuckt kurz mit den Schultern. »Hätte ja doch nichts genutzt, und das wissen wir beide.«
    Ich setze mich ein wenig aufrechter hin und empfinde
eine merkwürdige Befriedigung, trotz der Erschöpfung, die

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