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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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gewohnt bin, und ich glaube, auch er will allmählich Abschied nehmen.
    Lange Zeit liege ich im Dunkeln wach, mein Kopf auf seiner Brust, während seine Atmung langsamer wird und
er einschläft. Seit er darauf bestanden hat, nachts über mich zu wachen, hat er kein Auge mehr zugetan, und ich bringe es nicht übers Herz, ihn zu wecken. Ich bin hier, in seinen Armen. Mir ist es lieber, er schläft und ich bleibe wach, als dass ich schlafe und er vor dem Zelt Wache hält. Ich reibe mein Gesicht an dem weichen Stoff seines Hemdes und genieße das Gefühl. Das Heben und Senken seiner Brust ist beruhigend, und es dauert nicht lange, da werden mir die Augenlider schwer. Es ist so schön, hier im Dunkeln mit Dimitri zu liegen, seine Nähe zu genießen. Und in diesem Moment, bevor ich endgültig in die Leere des Schlafs gleite, habe ich keine Angst mehr.
     
    Auch im Traum noch liege ich in Dimitris Armen. In dem Dämmerzustand, in dem ich halb bei Bewusstsein, halb im Schlaf gefangen bin, registriere ich dankbar seine Anwesenheit. Sein Herzschlag pocht immer noch unter meinem Ohr.
    Bumm-bumm. Bumm-bumm. Bumm-bumm.
    Es ist ein liebliches Schlaflied und ich gleite mit dem Klang durch die Dunkelheit. Ich denke an nichts weiter als an Dimitris Arme um meinen Körper, die tröstliche Festigkeit seiner Brust unter meinem Kopf. Wir liegen nicht länger auf der nackten Erde unter dem Zeltdach, sondern auf scharlachroter Seide und weichen Plüschkissen. Ich stoße einen zufriedenen Seufzer aus, während sich mein eigener Herzschlag allmählich seinem anpasst und er mir sanft übers Haar streicht.

    »Ja«, flüstert er. »Ja.«
    Seine Hände gleiten zu meinem Hals, verharren in der Kuhle, wo mein Puls unter meiner Haut pocht, als ob sie Genuss dabei empfänden, die Hitze meines Blutes zu spüren, das mir durch die Adern rauscht. Dann fahren sie mit ihrer Wanderschaft fort, zu meinen Schultern, meinen Oberarmen. Ich strecke meine Arme aus, und unsere Hände finden einander, liegen Handfläche an Handfläche. Wir verschränken die Finger. Ich habe mich noch nie so zufrieden gefühlt. So sicher. So behütet.
    Auch als seine Finger sich aus meinen lösen und leicht wie eine Feder über meine Handfläche bis zu meinem Handgelenk streifen, will ich mich nicht bewegen. Aber die Berührung seiner Haut lässt irgendwo in meinem Hinterkopf sämtliche Alarmglocken schrillen. Sie ist nicht weich und warm wie sonst, schwielig vom Halten der Zügel und vom Umgang mit der Waffe.
    Sie ist… anders.
    Trocken und kalt.
    Da bemerke ich auch das Flattern. Es ist kaum wahrnehmbar, eher ein Rascheln, aber als ich den Kopf hebe und nach seinem Ursprung suche, wird mir die Sicht versperrt. In meinem Traum ist Dimitri plötzlich so groß geworden, dass er mein ganzes Blickfeld einnimmt. Ich versuche, ihn nach hinten zu schieben, ihm ins Gesicht zu sehen, aber je fester ich drücke, desto fester hält er mich fest. Ein Anflug von Panik schleicht sich in mein Herz, als mir die Wahrheit dämmert.

    Das Flattern wird lauter. Anfangs hört es sich an wie ein paar Vögel, die sich in die Luft erheben, dann wie ein ganzer Vogelschwarm. Ich drücke mit aller Kraft und stolpere rückwärts, als er mich endlich loslässt. Meine Augen gleiten an seiner mächtigen, muskulösen Gestalt nach oben zu seinem Gesicht.
    Was für ein herrliches Gesicht. Das Gesicht eines Gottes.
    Doch halt!
    Es ist das Gesicht eines Gottes, aber nur für einen kurzen Moment. Nur so lange, bis es anfängt zu schimmern und sich in etwas abgrundtief Böses verwandelt. Etwas Unfassbares, Schreckliches. Seine Kiefer sind riesig, seine spitzen, entsetzlich langen Zähne glitzern so blendend wie ein Trugbild in dem Gesicht des Mannes, das gerade eben noch wunderschön war.
    Es sind seine Flügel, die mich in ihren Bann schlagen. Damals, als ich Samael in meinem Traum begegnete, erhaschte ich nur einen kurzen Blick auf sie, aber jetzt breitet er sie mit einem mächtigen Rauschen aus. Sie sind riesig, ragen hoch auf und seitlich weit über seine sich ständig verändernde Gestalt hinaus.
    Ich kann nicht wegschauen. Ich will nicht wegschauen. In diesen Schwingen liegt das Versprechen der Erlösung, des ewigen Trostes. Der Entschluss, mich in ihre Obhut zu begeben, ist gefasst, noch ehe ich darüber nachdenken kann. Ich mache einfach einen Schritt vorwärts und seufze erleichtert auf, als mich die seidenen Flügel umschließen.
    Einen Moment lang rennt die Panik gegen mich an. Es
ist der Moment, in dem

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