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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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ich spüre, wie die Astralschnur schwächer wird, die mich mit meinem irdischen Leib verbindet, der verzweifelt ums Überleben kämpft. Mein Körper scheint mir unendlich weit entfernt, und ich verweigere mich der Gewissheit, dass ich eine Gefangene bin. Samael hat mich in seiner Gewalt. Ich werde nicht in der Lage sein, in meinen Körper zurückzukehren, und wenn Dimitri mich am nächsten Morgen weckt, wird er nichts weiter vorfinden als eine leere Hülle.
    Mein Widerstand dauert nicht lange. Die Geborgenheit, die ich in Samaels Flügeln empfinde, sein Herz, das im Einklang mit meinem schlägt, sind für meinen teilnahmslosen Geist eine zu große Verlockung. Wieder fühle ich einen Ruck an der Astralschnur, einen Ruf aus der Welt, in die ich gehöre.
    Ich stemme mich dagegen an, während ich mich an das Untier schmiege. Hinein in den einzigen Frieden, der mir zusteht.
    Und dann lasse ich mich fallen.
     
    Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals so schämen würde. Aber nachdem mich Dimitri aus den Anderswelten gerissen hat, wo ich widerstandslos bereit war, mich Samael hinzugeben, fühle ich mich so beschämt und wertlos wie noch nie zuvor. Es spielt keine Rolle, dass den anderen keine Einzelheiten bekannt sind. Ich weiß es: Ich bin abgrundtief schlecht. Und während wir Avebury mit jedem Schritt näher kommen, schraubt sich meine Selbstverachtung
in ungeahnte Höhen, bis ich anfange zu glauben, dass ich nicht einmal die kleinste Chance verdient habe, das Tor erfolgreich zu schließen.
    Den ganzen Morgen lang werfe ich Dimitri verstohlene Blicke zu und erwarte, Mitleid in seinen Augen zu sehen. Ich mache mich dafür bereit, in der Gewissheit, dass ich diesen Ausdruck mehr hassen werde als jedes andere Urteil, das er über mich fällen könnte.
    Aber in seinen Augen sehe ich nur Liebe und Entschlossenheit. Sie sind so klar wie der blaue Himmel über uns.
    Dennoch dauert es lange, bis sich der Aufruhr in meinem Herzen wieder legt, der sich in dem Augenblick meines Erwachens erhob. Denn während es keinen Zweifel daran gibt, dass Dimitri noch derselbe Mensch ist, der er gestern war, kann ich das Bild, wie sich sein vertrautes Gesicht in jenes schreckliche Antlitz verwandelte, lange nicht aus meinen Gedanken verbannen.
    Kurz nach Mittag kann ich es fühlen: Avebury ist ganz in der Nähe. Die Gewissheit beginnt als kaum merkliche Vibration in meinen Knochen und wächst sich zu einem Summen aus, als die düsteren grauen Steine, die wie Soldaten in Kreisen angeordnet stehen, in Sicht kommen. Das Zeichen auf meinem Handgelenk pocht dumpf, und ich schaue zu dem Medaillon, verspüre den Sog, den dieser uralte Ort auf das Zentrum des Schlangenkreises auf meiner Haut ausübt.
    Mehrmals halten wir an, ehe wir den Wald verlassen, und vergewissern uns, dass nichts auf die Anwesenheit der
Leibwache hindeutet. Während der ganzen Zeit wird der Sog, der mich nach Avebury zieht, stärker. Nur durch äußerste Willensanstrengung gelingt es mir zu widerstehen und nicht haltlos auf die Steinkreise zuzugaloppieren.
    Endlich steuern wir auf ein kleines Haus in der Nähe des Zentrums der Anlage zu.
    Der Bauch der Schlange.
    Und obwohl alles ruhig bleibt, ist es nicht die Ruhe eines Tages, der in den Abend übergeht, sondern die Ruhe vor dem Sturm.

37
    W ir sind noch nicht ganz angekommen, da öffnet sich die Tür des Hauses. Mein Herz macht einen Freudensprung, als Gareth über die Schwelle tritt. Einen Moment später taucht Brigid hinter ihm auf und wischt sich die Hände an der Schürze ab. Sie winkt fröhlich und schenkt uns ein strahlendes Lächeln.
    »Lia!« Sie kommt zu uns gerannt, noch ehe wir die Pferde gezügelt haben. »Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht! «
    »Ich gehe davon aus, dass alles in Ordnung ist?«, vergewissert sich Dimitri bei Gareth.
    Gareth nickt. »Außer uns ist niemand da. Kommt herein. Esst erst einmal etwas, und dann erzählen wir euch alles.«
    Dimitri schwingt sich aus dem Sattel und kommt auf mich zu. Er bleibt in meiner Nähe, falls ich seine Unterstützung brauche, aber ich bin froh, dass er mir seine Hilfe nicht anbietet. Trotz meiner Müdigkeit brauche ich das
Gefühl, dass ich die Herausforderungen des Alltags alleine meistern kann. Und dazu gehört auch, aus dem Sattel zu steigen.
    Nachdem ich Sargent dankbar getätschelt habe, wende ich mich wieder zu Brigid, die erschrocken aufkeucht, als sie mich genauer betrachtet. Ich richte mich auf und versuche, so unbeschwert wie möglich zu

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