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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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den Vorbereitungen
helfen. Außerdem haben Dimitri und Edmund dann ein weibliches Wesen weniger, auf das sie achten müssen.«
    Vielleicht liegt es an dem rebellischen Funkeln in ihren Augen, vielleicht auch an der Logik ihrer Argumentation, jedenfalls nickt Gareth, wenn auch noch etwas widerstrebend. »Also gut. Pack deine Sachen. Wir brechen sofort auf. Bis zum Einbruch der Nacht schaffen wir noch eine schöne Strecke.«
    Ich schaue den beiden nach, wie sie zu den Zelten gehen. Ich werde langsam nervös. Ich habe keine Lust, hier im Wald zu hocken und nichts zu unternehmen. Ich würde am liebsten auf Sargents Rücken nach Avebury galoppieren, anstatt zu warten und andere die Arbeit für mich machen zu lassen.
    Aber ich werde Tante Virginia nicht im Stich lassen. Ihre Schwäche macht sie zu einer leichten Beute für die Leibwache. Ich könnte nicht weiterleben, wenn ihr ein Leid zustieße, während ich mich in Sicherheit bringe. Und während wir Gareth und Brigid beim Packen helfen und uns schließlich von ihnen verabschieden, begreife ich, dass ein Opfer, das man bringen muss, viele Gesichter haben kann. Warten, wenn man doch lieber handeln möchte, ist eins davon. Ich werde es bringen, im Namen der Prophezeiung, wie ich schon viele andere Opfer gebracht habe.
    Kaum eine Stunde nach meiner Vision im Bach haben Brigid und Gareth das Lager verlassen. Ich kehre den sich entfernenden Hufschlägen den Rücken zu und bemühe mich, das Bild des blonden Leibwächters zu verdrängen,
der näher und näher kommt, getrieben von Rache für mein Entkommen in Chartres und Loyalität zu seinem Herrn, dem entsetzlichen Samael.
     
    »Hast du Angst?«
    Sonias Stimme, so leise sie auch ist, schreckt mich aus meinen Gedanken. Sie setzt sich neben mich auf den Baumstamm am Feuer, der mir als Sitz dient. »Warum bist du denn wach?«, frage ich sie. »Ich dachte, alle wären längst schlafen gegangen.«
    Sie lächelt mich an. »Du weichst mir aus.«
    Wider Willen muss auch ich lächeln. »Nein, eigentlich nicht. Ich bin nur überrascht, dass du so spät noch auf bist.«
    »Die anderen schlafen tief und fest, aber mir ging so vieles im Kopf herum. Und da Dimitri Wache hält, dachte ich, ich leiste dir Gesellschaft. Hast du etwas dagegen?«, fragt sie.
    »Aber natürlich nicht!«
    »Und?«, fragt sie. »Wie ist es: Hast du Angst?«
    Ich weiß, worauf sie anspielt. Wir sind nur noch zwei Tagesritte von Avebury entfernt. Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Schon bald wird alles vorbei sein, so oder so.
    Ich starre ins Feuer und schaue zu, wie ein verkohltes Stück Holz in der Hitze der Flammen zerbröselt. Funken stieben hinauf in den Nachthimmel. »Ein wenig. Aber nicht so viel, wie ich erwartet hätte. Wahrscheinlich bin ich froh, die Sache endlich hinter mich bringen zu können, komme, was wolle.«

    Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie nickt, aber ich wage nicht, sie direkt anzuschauen. Eine seltsame Melancholie packt mich. Wir sind einen weiten Weg zusammen gegangen.
    Sie nimmt meine Hand. »Ich muss dir etwas sagen, Lia. Würdest du mich bitte anschauen?«
    Ich blicke sie an, dankbar für die Wärme, die ihre Hand mir spendet.
    »Du bist die liebste Freundin, die ich jemals hatte. Die liebste Freundin, die ich jemals haben werde.« Ihre Augen glänzen feucht. »Ich halte dich für stark genug, die Beschwörung in Avebury zu überstehen, aber … ich … ich musste dir trotzdem sagen, wie viel du mir bedeutest. Wie wichtig du mir bist.«
    Ich drücke ihre Hand, während mein Herz vor Zuneigung überquillt. »Ich empfinde genau das Gleiche. Es gibt niemanden, den ich in diesen vergangenen Monaten lieber an meiner Seite gehabt hätte.« Ich beuge mich zu ihr, bis meine Stirn die ihre berührt. So verharren wir eine Weile, ehe ich mich erhebe. »Wir sollten versuchen, noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Wir müssen bei Kräften bleiben. « Ich denke an die Leibwache, die uns verfolgt, an unsere schier unlösbare Aufgabe in Avebury …
    Sie nickt und steht ebenfalls auf. Auf dem Weg zu unseren Zelten empfinde ich eine deutliche Erleichterung.
    Es ist Zeit, sich zu verabschieden.

    Ich trete nicht freiwillig in die Anderswelten ein. Das wäre dumm von mir, so kurz vor Beltane und dem Augenblick, in dem ich das Untier beschwören will, um es auf ewig zu verbannen.
    Aber hier bin ich, auf der weiten Ebene der Anderswelten, auf jener Ebene, auf der mir Alice schon mehrere Male begegnet ist. Ich bin unabsichtlich hier, aber nicht unerwartet.

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