Magie und Schicksal - 2
Ich drehe den Kopf zur Tür, von wo die Stimme kommt. Er steht dort, gegen die Wand gelehnt, die Tür bereits hinter sich geschlossen. Ich bin weder überrascht noch erschrocken. Ich habe mich an seine geräuschlosen Auftritte gewöhnt.
Die Stimme der Vernunft befiehlt mir, ihn zum Gehen aufzufordern. Sie gemahnt mich daran, dass es sich für einen Herrn nicht schickt, einer Dame beim Bad zuzusehen.
Aber warum sollte ich immer auf meine Vernunft hören? Sie ist ohnehin nicht mehr als ein Flüstern. Diese Stimme gehört zu der Lia, die ich früher war, und diese Lia werde ich nie wieder sein.
Ohne einen weiteren Gedanken an diese Stimme zu verschwenden, stehe ich auf. Das Wasser fließt von meinem Körper, während ich nackt und bloß vor Dimitri stehe. Seine Augen werden noch dunkler, verwandeln sich in schwarze Brunnen voller Leidenschaft. Sein Blick wandert zu meinen Brüsten, meinem Bauch, meinen Schenkeln.
Ich verspüre nicht den mindesten Anflug von Scham. Stattdessen strecke ich die Hand aus und sage: »Würdest du bitte das Handtuch dort holen?«
Es dauert einen Moment, bis er den Blick von meinem Körper lösen und dorthin schauen kann, wohin meine Hand deutet. Er nimmt das Handtuch, das auf dem Bett liegt, tritt auf mich zu und will es mir reichen, wobei er gebührenden Abstand hält.
»Faltest du es bitte auseinander?«
Seine Augen weiten sich überrascht, aber er schlägt das große Handtuch auseinander, während ich aus der Wanne steige und auf ihn zugehe. Seine Arme schließen sich um mich und das Handtuch legt sich weich und warm auf meinen Körper. Eine Weile stehen wir bewegungslos so da. Unwillkürlich spüre ich Dimitris harten, muskulösen Leib, von dem mich nur der dünne Stoff eines Handtuchs trennt.
»Bitte trockne mich ab«, sage ich, das Gesicht an seiner Schulter vergraben.
Er tritt zurück und schlägt das Handtuch langsam auseinander. Ich höre, wie er den Atem anhält, während er meinen nackten Körper mit seinen Blicken verschlingt. Ich hätte nie gedacht, dass es mir so leicht fällt, mich nackt von ihm betrachten zu lassen.
Sanft reibt er mit dem Handtuch über meine Schultern, über meine Arme und meine Brüste. Der sanfte Druck seiner Hände jagt einen sehnsuchtsvollen Schauer nach dem anderen durch meine Eingeweide. Dann sinkt er vor mir auf die Knie und streicht mit dem Handtuch über meinen Bauch, über meine Hüfte, bis zu der weichen Haut auf der Innenseite meiner Schenkel. Ich bin froh, dass seine Bewegungen so langsam sind. Ich habe keine Eile, meinen Körper wieder zu verhüllen. Mit einem Mal scheint er mir das wichtigste Geheimnis zu sein, das ich hüte. Und vor Dimitri will ich keine Geheimnisse mehr haben.
Seine Hände sind geduldig und behutsam. Sein Verlangen, so mächtig wie mein eigenes, durchdringt fast spürbar den ganzen Raum. Als er mich abgetrocknet hat, steht er auf, das Handtuch noch immer auf dem Arm. Ich sehe die Frage in seinen Augen und gebe ihm Antwort, indem ich seine Hand nehme.
»Komm«, sage ich und ziehe ihn zum Bett. »Komm und leg dich zu mir.«
Er sagt nichts, als ich mich in seine Armbeuge kuschele und die warme Haut oberhalb seiner Brust liebkose, wo sie nicht von seinem Hemd bedeckt wird. Meine Finger wandern abwärts und lösen die Schnüre, eine nach der anderen,
bis alle offen sind. Dann schiebe ich den Stoff beiseite, entblöße seine Brust und lege meinen Kopf darauf, küsse die Muskeln, die sich unter seiner samtweichen Haut wölben.
Ich stütze das Kinn auf meine Hand und schaue ihm in die Augen. »Ich liebe dich. Vergiss das nie.«
Er zieht mich in eine Umarmung und küsst mich, dass mir die Sinne vergehen. Er schiebt meinen Körper unter sich. Mein Kopf versinkt im Kissen, während er sich an mich drückt. Er berührt mein Gesicht und starrt mir mit einer Wildheit in die Augen, die mich beinahe ängstigt.
»Lass uns weglaufen, Lia. Flieh mit mir, noch heute Nacht. Ich werde dich vor den Seelen beschützen, solange es nötig ist. Gemeinsam wird es uns gelingen, Alice auf unsere Seite zu ziehen.«
Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und ziehe ihn zu mir, bis unsere Lippen sich wieder berühren. Unsere Leidenschaft lässt uns beinahe alle Hemmungen über Bord werfen. Dann löse ich mich von ihm.
»Ich muss es tun, Dimitri. Ich darf jetzt nicht aufgeben. Ich will mich nicht mein Leben lang vor den Seelen verstecken müssen, ob bei Tag oder Nacht. Aber noch wichtiger ist, dass ich nicht erleben will, wie es meinen
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