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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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wende mich direkt an das fremde Mädchen, das in dem Lehnsessel neben dem Kamin sitzt.
    »Guten Tag. Ich muss mich für meine Verspätung entschuldigen. Ich hatte heute Morgen etwas zu erledigen, das länger dauerte, als erwartet.« Ihre dunklen Augen betrachten mich mit vagem Interesse. Ihr Haar, das auf ihrem Kopf zu einer Hochsteckfrisur aufgetürmt ist, ist so schwarz wie die Nacht über Altus. »Sie müssen Helene Castilla sein.« Sie blinzelt, als ich ihr die Hand reichen will, und ich ziehe sie zurück, weil ich mich daran erinnere, dass viele junge Damen einen Handschlag als zu maskulin betrachten. »Ich bin Lia Milthorpe, und ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen. Hatten Sie eine gute Reise?«
    Sie nickt langsam. »Die Reise war lang, aber nicht unangenehm. Mr Randall hat für meine Bequemlichkeit gesorgt. « Ihr Englisch ist von einem fremdartigen Akzent durchzogen. Äußerlich erinnert sie mich an Luisa, aber ihr Benehmen lässt die Offenheit und Herzlichkeit vermissen, die meiner Freundin eigen ist.
    Ich folge ihrem Blick und wende mich um. Philip steht etwas abseits in einer Ecke des Raums.

    »Philip!« Ich gehe zu ihm und küsse ihn auf die Wange. »Ich habe Sie gar nicht bemerkt. Wie war die Reise?«
    Er lächelt, und mir fällt auf, dass die Falten um seine Augen tiefer sind als das letzte Mal, als wir uns sahen. Auch an ihm geht die Prophezeiung nicht spurlos vorbei.
    »Auf der Überfahrt hatten wir leider eine raue See, aber Miss Castilla hat sich vorbildlich gehalten.« Er lächelt ihr zu, und ich frage mich, ob ich mir nur einbilde, dass ihr Blick, mit dem sie das Lächeln erwidert, weicher wird.
    »Aber warum setzen Sie sich denn nicht?«, frage ich ihn. »Sie sind doch bestimmt erschöpft. Leisten Sie uns Gesellschaft. Haben Sie und Helene schon gegessen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich bleibe lieber stehen. Es ist ein Segen, sich frei bewegen zu können, nach der Enge des Schiffes.« Er schaut zu Sonia und Luisa. »Wir haben das Angebot nach einer Erfrischung abgelehnt, weil wir sogar zum Essen zu müde sind. Ich vermute, dass Miss Castilla sich gerne zurückziehen würde. Wir haben nur auf Sie gewartet.«
    In seiner Stimme liegt kein Vorwurf, und doch spüre ich, wie mir die Schamesröte in die Wangen steigt, weil ich bei Victor die Zeit vergessen habe. »Natürlich.« Ich wende mich zu Luisa und Sonia. »Ist Helenes Gepäck schon in ihrem Zimmer?«
    Luisa nickt mit verkniffenem Mund. »Die Dienstboten haben das gelbe Zimmer für sie bereit gemacht.«
    Ihr offensichtliches Missfallen reizt meinen Unmut, denn obwohl mir klar ist, wie unfair es war, Sonia und Luisa von
dem Besuch bei Victor auszuschließen, habe ich keine Lust, mich bei ihnen zu entschuldigen.
    Ich zwinge mich zu einem Lächeln und versuche, mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen. »Würden du und Sonia Helene zu ihrem Zimmer bringen, während ich Philip zur Tür begleite?«
    Sie nickt und steht auf, während ich mich zu Helene wende und ihr erneut meine Hand darbiete, in der Hoffnung, dass sie diesmal meine freundschaftlich gemeinte Geste akzeptieren wird. »Ich bin wirklich froh, dass Sie gekommen sind. Fühlen Sie sich bitte ganz wie zu Hause. Wenn Sie irgendetwas brauchen, wenden Sie sich bitte jederzeit an uns oder an die Dienstboten. Vielleicht möchten Sie uns zum Abendessen Gesellschaft leisten, wenn Sie sich ausgeruht haben. Dann können wir uns besser kennenlernen. «
    Sie erhebt sich mit einem so schmalen Lächeln, dass es kaum sichtbar ist. »Danke.« Meine Hand lässt sie unbeachtet.
    Und damit folgt sie Luisa und Sonia aus dem Salon. Ich bleibe allein mit Philip zurück. Ein Seufzen entschlüpft meinen Lippen.
    Philip tritt zu mir. »Geht es Ihnen gut? Sie sehen müde aus.«
    Ich weiche seinem prüfenden Blick aus und gehe zum Kamin. »Mir geht es soweit gut, danke. Ich vermute, wir alle leiden unter der Last der Prophezeiung.«
    »Nach allem, was geschehen ist, ist es Ihr gutes Recht,
erschöpft zu sein. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragt er.
    Ich wende mich mit einem reumütigen Lächeln um. »Ich würde sagen: ›Finden Sie den letzten Schlüssel‹, wenn ich nicht wüsste, dass Sie bereits Tag und Nacht an dieser Aufgabe arbeiten.«
    Er nickt langsam mit gerunzelten Augenbrauen. »Ich habe Nachricht aus einem kleinen Dorf über eine weitere junge Frau mit einem Zeichen auf dem Handgelenk. Ich habe einige Dinge hier in London zu erledigen, werde aber schon in wenigen Tagen in der Lage

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