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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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»Unsinn! Es ist mir ein Vergnügen. « Er wendet sich der Tür zu. »Kommen Sie. Ich begleite Sie noch hinaus.«
    Nach einer hastigen Verabschiedung sitzen Dimitri und ich wieder in der Kutsche, während Edmund die Pferde zurück nach London lenkt.
    »Glaubst du, er findet etwas?«, frage ich Dimitri, während wir Victors Anwesen hinter uns lassen.
    »Ich weiß nicht. Aber wir haben jetzt mehr Hoffnung als noch gestern.«
    Die Kutsche fährt viel zu schnell. Ich denke an Helene und an die Empörung, die Sonia und Luisa vermutlich empfinden werden, weil ich nicht da war, um sie zu empfangen. Ich versuche, mir die Szene im Geiste vorzustellen, aber das beruhigt meine Nerven nicht im Mindesten. Im Gegenteil. Je näher wir Milthorpe Manor kommen, desto nervöser werde ich.
    »Möchtest du, dass ich dich ins Haus begleite?«, fragt Dimitri und nimmt meine Hand.
    Ich widerstehe dem Verlangen, sein Angebot anzunehmen, aber Sonia und Luisa werden schon ärgerlich genug sein, dass ich sie nicht in meine Pläne eingeweiht habe.
Wenn sie sehen, dass Dimitri mich begleitet hat, wird das wie Salz in ihren Wunden sein.
    »Nein, es wird besser sein, wenn ich Helene allein begrüße. Du wirst sie sowieso bald kennenlernen, vermute ich. Sie wird in Milthorpe Manor wohnen.«
    »Wie viel hat Philip ihr über die Prophezeiung erzählt? Über ihre Rolle darin?«, fragt er.
    Seufzend schaue ich aus dem Fenster. Mit einem Mal kommt es mir in der Kutsche entsetzlich eng vor.
    »Er hat ihr die Wahrheit gesagt, mit so einfachen Worten wie möglich«, sage ich leise. »Ob sie ihm geglaubt hat, ist eine andere Sache.«
    »Sie muss seinen Worten wenigstens teilweise Glauben geschenkt haben. Warum hätte sie sonst nach London kommen sollen?«
    »Weil sie von Albträumen geplagt wird, wie wir alle. Sie hat Philip erzählt, dass sie mitten in der Nacht auf Reisen geht, ohne es zu wollen. Sie fühlt die Seelen, die ihr auf den Fersen sind, obwohl sie bislang nicht wusste, wer oder was sie sind.« Ich weiche seinem Blick aus, obwohl ich ihn fühlen kann. Stattdessen schaue ich weiter aus dem Fenster. Ich will nicht, dass er die Angst in meinen Augen sieht. »Die Prophezeiung hat sie gezeichnet, wie uns alle.«
    Dimitris Finger streichen über meine Wange. Sanft dreht er meinen Kopf, sodass ich ihn anblicken muss. »Gezeichnet ja, aber nicht besiegt. Und ich werde nicht zulassen, dass das jemals geschieht, Lia.«
    Ebenso sanft wie die Berührung seiner Finger sind seine
Lippen auf meinen, und ich will mich in dem Kuss verlieren, will alles andere von mir schieben. Meine Sorgen und Albträume, meine dunkelsten Gedanken.
    Aber es geht nicht. Es ist nicht so einfach, schon lange nicht mehr. Es liegt nicht in Dimitris Macht, mich zu retten. Meine Rettung kann nur durch mich selbst erfolgen, und dazu brauche ich die Hilfe meiner Schwester.
    Der Gedanke ist so unvorstellbar, dass ich ihn weit von mir weise, denn wenn ich mich zu lange mit ihm beschäftige, wird mir die Unmöglichkeit bewusst, Alice auf meine Seite zu ziehen.
    Und wenn ich an diese Unmöglichkeit denke, bleibt mir keine andere Wahl, als mich zu fragen, wie lange es noch dauern wird, bis ich in den Abgrund blicke, der jenseits einer Klippe liegt. Wie meine Mutter.

9
    I ch betrete die Eingangshalle von Milthorpe Manor und höre gedämpfte Stimmen im Salon.
    Ich hänge meinen Umhang an die Garderobe neben der Tür, glätte meinen Rock und zupfe mein Haar zurecht. Dann durchquere ich die Eingangshalle. Ich bin nervös, und ich wünschte, ich hätte Dimitris Angebot, mich nach Hause zu begleiten, doch angenommen. Oder dass wenigstens Edmund hier drinnen bei mir wäre, statt sich draußen um Kutsche und Pferde zu kümmern.
    Die Stimmen werden deutlicher, je näher ich dem Salon komme. Vor der Tür erkenne ich Sonias weichen Ton und Luisas unbändiges, herzliches Lachen, doch darin mischt sich eine dritte Stimme, die ich noch nie gehört habe. Tiefer und kräftiger als die meiner Freundinnen, erzählt diese Stimme von einem fremden Leben in einem weit entfernten Land.
    Ich weiß nicht, ob es die Aussicht auf eine erste Begegnung
mit Helene ist oder die Angst, mich Sonias und Luisas Ärger stellen zu müssen, die mein Herz zum Rasen bringt, aber ich kann nicht ewig vor der Tür stehen bleiben. Ich muss mich beidem stellen. Ich nehme mir einen Moment Zeit, um mich zu sammeln. Dann trete ich in den Salon.
    Ich versuche, selbstsicher aufzutreten, wobei ich Sonias und Luisas Blicken ausweiche. Ich

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