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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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sein, der Sache auf den Grund zu gehen.«
    Ich betrachte sein Gesicht. »Bilde ich es mir nur ein, oder sind Sie tatsächlich so wenig optimistisch wie es den Anschein hat?«
    »Es liegt nicht an dem Mangel an Optimismus, sondern an dem Mangel an Informationen. Mir wurde gesagt, dass das Mädchen nicht mehr in besagtem Ort lebt. Augenscheinlich ist die Mutter bei der Geburt gestorben und der Vater hat sie wenige Jahre später fortgebracht.
    Ratlos schüttele ich den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Warum gehen Sie dorthin, wenn sie gar nicht mehr da ist?«
    In seinem Schulterzucken liegt Resignation. »Sie ist der einzige Hinweis, den wir im Augenblick haben. Ich hege die Hoffnung, dass irgendjemand mir vielleicht sagen kann, wo sie jetzt ist. Wenn man bedenkt, wie wenig Glück wir in der Vergangenheit hatten, ist es unwahrscheinlich, dass
sie der letzte Schlüssel ist. Aber nichtsdestotrotz werde ich dieser Spur bis zum Ende folgen.«
    Ich betrachte meine Hände. Das Zeichen der Schlange lugt unter dem Ärmel meines Kleides hervor. Philips Worte kommen nicht überraschend für mich. Es ist nur logisch anzunehmen, dass die Spuren, die wir haben, ins Leere führen, denn wie viele Mädchen, die so ein merkwürdiges Mal auf dem Leib tragen, würden sich freiwillig melden? Ich habe den Eindruck, dass die Energie förmlich aus meinem Körper herausfließt und im Teppich unter meinen Füßen versickert. Was bleibt, ist eine übermächtige Müdigkeit.
    »Ja«, sage ich leise. »Wir müssen jedem Hinweis folgen, wie wenig Hoffnung uns auch bleiben mag. Aber bitte ruhen Sie sich erst einmal von der anstrengenden Reise aus. Sie haben sich so unermüdlich für unsere Sache eingesetzt. Sie müssen selbst müde sein.«
    Er lächelt und steuert auf die Tür zu. »Nicht mehr als Sie, meine Liebe. Nicht mehr als Sie.«
    Ich hake mich bei ihm unter. »Kommen Sie, ich bringe Sie zur Tür, damit sie heimgehen und etwas schlafen können. «
    In der Eingangshalle nimmt Philip seinen Mantel von der Garderobe.
    »Danke, dass Sie Helene nach London gebracht haben, Philip. Wirklich, ich kann mir nicht vorstellen, was wir ohne Sie tun würden.« Ich hoffe, er kann die Zuneigung in meinen Augen erkennen.

    Er erwidert mein Lächeln, die Hand bereits auf dem Türknauf. »Ihr Vater war mein Freund, Lia. Die Prophezeiung und Ihre Erlösung von der schweren Bürde sind mir zur Lebensaufgabe geworden. Ich bete nur, dass ich dieser Aufgabe auch gewachsen bin.«
    Ich will etwas erwidern, will ihm versichern, dass, wenn jemand in der Lage sein sollte, den letzten Schlüssel zu finden, er es sein wird. Aber er ist gegangen, bevor ich noch etwas sagen kann.
     
    Eigentlich wollte ich mich in meinem Zimmer noch etwas ausruhen, bevor es Zeit zum Abendessen ist, aber ich merke, wie ich ein Stück vor Sonias Tür stehen bleibe. Ich weiß, dass Sonia auf der anderen Seite dieser Tür ist, dass sie sich vielleicht hingelegt hat oder sich die Haare bürstet oder eins der Bücher aus der Bibliothek von Milthorpe Manor liest. Die geschlossene Tür macht mich traurig, denn es gab einmal eine Zeit, da wäre ich ohne Umschweife in ihr Zimmer gestürmt und hätte ihr von den Ereignissen des Tages berichtet.
    Nein. Früher hätte mich Sonia überallhin begleitet. Es wäre nicht nötig gewesen, ihr irgendetwas zu erzählen, denn sie war meine Gefährtin, meine treue Freundin. Der Verlust dieser Freundschaft ist mir mit einem Mal unerträglich und ich trete auf die Tür zu und klopfe sacht an.
    Sie öffnet ein paar Augenblicke später. Die Neugier auf ihrem Gesicht wandelt sich zu Staunen, als sie mich sieht. »Lia! Was machst du …? Komm rein.«

    Ihre Überraschung, mich auf ihrer Türschwelle stehen zu sehen, verursacht mir Schuldgefühle. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ihre Nähe gesucht habe.
    Ich trete in ihr Zimmer und Sonia schließt die Tür hinter mir. »Komm und setz dich. Sarah hat gerade ein Feuer angezündet. «
    Ich gehe zu ihrem Bett, nicht zu der Sitzgruppe vor dem Kamin. Dort, auf einem der Sessel, habe ich die wenigen Male Platz genommen, an denen ich Sonia in ihrem Zimmer aufgesucht habe, seit sie von Altus zurückgekehrt ist. Aber dieses Mal sinke ich auf die weiche Matratze und betrachte den üppigen Teppich unter meinen Füßen, wie früher, wenn wir es uns auf einem unserer Betten gemütlich machten, lachten und schwatzten und über die Zukunft nachsannen. In diesem Augenblick wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass

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