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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Zügel von Sargent, meinem Pferd, und ich streiche ihm sanft über die weichen Nüstern.
    »Mir gefällt es gar nicht, dass Sie allein reisen wollen«, brummt Edmund.
    Ich lächle. »So gerne ich Sie bei mir hätte, Edmund, hier werden Sie nötiger gebraucht. Ich kann nicht von Tante Virginia verlangen, dass sie sich allein um die Mädchen kümmert. Nicht jetzt, wo Alice in der Nähe ist.«
    Er nickt zu dem Beutel auf meinem Rücken. »Wie ich sehe, haben Sie Ihren Bogen und Ihren Dolch dabei.«
    Ich nicke und er richtet das Wort an Dimitri. »Sie werden auf sie aufpassen, nicht wahr?«
    Dimtris Gesicht ist ernst. Er legt Edmund die Hand auf die Schulter. »Ich werde sie mit meinem Leben beschützen, Edmund, wie immer.«
    Edmund blickt zu Boden. Seine Schultern heben und senken sich, als er tief aufseufzt. »Also gut. Dann sollten Sie jetzt wohl aufbrechen.«
    Dimitri steigt in den Sattel. Mit einem letzten Klaps auf Sargents Hals setze ich einen Fuß in den Steigbügel und schwinge mich auf den Rücken meines Pferdes.

    Dimitri nimmt die Zügel auf und blickt zu mir. »Bist du bereit?«
    Ich nicke und wir geben den Pferden die Sporen. Ich schaue nicht zurück, als wir uns vom Haus entfernen. Mir geht Dimitris Frage nicht aus dem Kopf, so schlicht und einfach sie auch war. Bin ich bereit?
    Bereit wofür? Für die Reise nach Irland oder für alles, was noch kommen mag?
     
    Meine Laune bessert sich merklich, während wir durch die Stadt reiten. Erregung macht sich breit, wo vorher nur die Sorge über die bevorstehende Reise war. Es dauert eine Weile, bis mir klar wird, was genau ich empfinde, und als ich es merke, muss ich lächeln.
    Freiheit, denke ich. Ich fühle mich frei.
    Der engen Röcke und Korsetts ledig, fühle ich mich so ungebunden und entspannt wie lange nicht mehr. Die Hosen sind längst nicht so bequem wie die Seidengewänder auf Altus, aber sie sind besser als alles, was eine wohlerzogene junge Dame in London tragen darf. In etwa acht Wochen ist Sommer, und obwohl in der Luft immer noch eine gewisse Schärfe liegt, ist sie eher belebend als unangenehm kalt. In den Wäldern wird es sicher noch kühler werden, aber selbst diese Aussicht kann meine Freude nicht dämpfen. Nach einer Weile verlassen Dimitri und ich die breiten Hauptstraßen der Stadt und biegen auf immer schmalere, weniger belebte Wege ein.
    Die Vorbereitungen für die Reise nach Irland waren
nichts im Vergleich zu denen für den Ritt nach Altus. Dimitri und ich haben uns ausführlich mit Edmund besprochen, und bereits nach wenigen Tagen hatten wir unser Gepäck samt Proviant beisammen. Alles, was wir brauchen, befindet sich in den Satteltaschen unserer Pferde.
    Der Morgen vergeht in stiller Gedankenverlorenheit. Zwischendurch wechseln Dimitri und ich das eine oder andere Wort, über die Leute, denen wir begegnen, über die Kutschen und Pferde, die Gebäude, an denen wir vorbeikommen. Als sich die Sonne ihrem Zenit nähert, haben wir die Stadt hinter uns gelassen. Die staubigen und geschäftigen Straßen sind gewundenen Wegen gewichen, die durch kleine Vororte führen. Und die Luft, die dick war vor Rauch und Gestank, ist nun sauber und frisch.
    »Hast du Hunger?«, fragt mich Dimitri von der Seite her.
    Erst als er seine Frage ausgesprochen hat, merke ich, wie hungrig ich bin. Mein Magen verkrampft sich förmlich. Ich nicke.
    Er deutet auf die Straße voraus. »Da vorn ist ein Gehöft. Wir sollten anhalten und fragen, ob wir dort etwas zu essen kaufen können.«
    Es macht Sinn, unsere Vorräte erst dann anzubrechen, wenn uns nichts anderes mehr übrig bleibt. Die Reise nach Loughcrew wird fast zwei Wochen dauern, und die Zeit wird kommen, wenn weit und breit keine menschliche Siedlung mehr erreichbar ist, wo wir uns versorgen könnten.

    Wir führen die Pferde zu dem strohgedeckten Bauernhaus, wo Dimitri von einer hübschen jungen Bäuerin für ein paar Münzen Brot und Käse ersteht. Sie weist uns den Weg hinters Haus, wo wir uns aus dem Brunnen Wasser holen können, so viel wir wollen. Wir löschen unseren Durst und geben dann den Pferden aus dem Eimer zu trinken. Dimitri geht an der Scheune entlang und hält nach einem Platz Ausschau, wo wir unsere Mahlzeit einnehmen können.
    »Hier«, sagt er und winkt mich zur Rückseite der Scheune. »Da ist ein leerer Stall mit ein bisschen Stroh. Darauf kann man leidlich sitzen, denke ich.«
    Ich lächle, amüsiert und gerührt zugleich, dass er sich auch hier noch um meine Bequemlichkeit

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