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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Dann nickt sie langsam. »Das Schicksal der Welt liegt in deinen Händen, Nichte.« Sie beugt sich vor und umarmt mich. »Ich halte dich für durchaus fähig, in jeder Situation die passende Bekleidung zu wählen, also auch in dieser.«
    Mit einem tiefen Seufzer sinke ich in ihre Arme, nur für einen Moment. Tante Virginia hat mir stets wie eine Mutter mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Ich werde sie vermissen, jetzt mehr als je zuvor. Aber jemand muss bleiben und sich um die Mädchen kümmern, wenn Dimitri und ich die uralten Grabanlagen von Loughcrew in Irland aufsuchen. Dass Victor in einem alten Buch eine Verbindung zwischen Loughcrew und dem von uns gesuchten Begriff gefunden hat, mag ein Zufall sein, aber mangels Alternativen wäre es närrisch, diesen Hinweis zu ignorieren.
    Ich löse mich aus der Umarmung und schaue Tante Virginia in die Augen. »Ich bin bald zurück.« Ich senke meine Stimme und werfe Sonia, Luisa und Helene, die neben den Pferden warten, einen Blick zu. »Bitte kümmere dich um sie und achte auf alles, was dir ungewöhnlich vorkommt.«
    Sie nickt, und ich weiß, dass wir beide an Sonias Verrat denken. Ich küsse ihre Wange und wende mich dann den anderen zu.
    Sonia und Luisa stehen dicht beieinander, Helene ein
wenig abseits. Ich gehe zögernd auf sie zu und muss an das Gespräch mit Luisa denken, an dem Tag, an dem ich Madame Berrier und Alistair Wigan aufsuchte. Das Missfallen liegt immer noch in ihren Augen, und für einen kurzen Moment überlege ich, ob es eine gute Entscheidung war, die Schlüssel in London zurückzulassen.
    Aber diese Zweifel dauern nicht lange. In einer Gruppe zu reisen, würde viel zu lange dauern, und Zeit ist ein Luxus, den wir nicht haben. Es wäre außerdem nicht ratsam, Helene das mögliche Versteck des Steins zu verraten, wo wir uns gerade erst kennengelernt haben. Es war schwierig genug, die Verbindung zwischen den Gräbern von Loughcrew und der Prophezeiung zu entdecken. Ich werde den Vorteil, den uns diese neue Erkenntnis gebracht hat, nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
    Und dann ist da noch etwas anderes. Ein Gedanke, den ich beiseiteschiebe, damit er in der fruchtbaren Erde meines andauernden Misstrauens keine Wurzeln schlagen kann.
    Genauso, wie ich es für klug erachte, Helene wichtige Informationen vorzuenthalten, bis ich sie besser einschätzen kann, halte ich es ebenfalls für das Beste, Sonia und Luisa nicht einzuweihen. Das mag falsch sein, aber ich will einfach kein Risiko eingehen.
    Ich bleibe vor ihnen stehen und schaue auf meine Stiefelspitzen. Als ich wieder aufblicke, benehme ich mich wie ein Feigling und wende mich zuerst Helene zu. »Es tut mir leid, dass wir keine Gelegenheit hatten, mehr Zeit miteinander
zu verbringen, aber Sie sind hier in guten Händen. Ich hoffe, dass Sie eine angenehme Zeit haben werden. Wenn alles gut geht, werden wir einem glücklichen Ende der Prophezeiung einen großen Schritt näher gekommen sein, wenn ich zurückkehre.«
    Sie nickt. Ihr Gesicht bleibt genauso ausdruckslos wie immer. »Ich gehe davon aus, dass Sie tun, was Sie tun müssen. Machen Sie sich um mich keine Sorgen.«
    Ich lächle und wende mich dann an Luisa. »Ich … ich reise nur ungern ohne dich. Ich werde dich vermissen. Kommst du zurecht, während ich weg bin?«
    Ihr Mund, vormals eine schmale Linie, wird weich. Sie wendet kurz den Blick ab und schaut dann wieder zu mir. »Wir werden hier die Stellung halten, Lia. Tu, was du tun musst.«
    Die Resignation in ihrer Stimme bringt mich an den Rand der Tränen. Luisa war stets eine schier unversiegbare Quelle guter Laune. Es scheint, als hätte uns die Prophezeiung auch das genommen. Oder aber ich bin dafür verantwortlich.
    Ich nicke und muss schlucken, weil mir die Kehle eng wird. Unbehaglich stehen wir einander gegenüber. Dann nehme ich ihre Hand, drücke sie kurz und wende mich zu Sonia.
    Ich weiß nicht, wie lange wir schweigend so dastehen. Es ist Sonia, die das Schweigen schließlich bricht. Der Zorn in ihrer Stimme trifft mich unvorbereitet. »Du tust sicher das Richtige, Lia. Geh und beende diese Sache.« Damit dreht
sie sich um und geht weg, die Arme gegen die Kälte vor der Brust verschränkt.
    Ich stehe wie angewurzelt da, bis Dimitri meine Hand nimmt und mich zu den Pferden führt. »Sie ist gekränkt und wütend, Lia. Das geht vorbei, irgendwann.«
    Seine Worte können die Traurigkeit, die ich empfinde, nicht mildern. Trotzdem folge ich ihm widerspruchslos.
    Edmund reicht mir die

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