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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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ihrer Behauptung, dass wir nicht so verschieden seien.
    Und dann spreche ich meine größte Angst aus: Ich glaube, dass Alice recht hat und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor mich die Prophezeiung allen Menschen, die ich liebe, zum Feind gemacht hat.

13
    H ast du gut geschlafen?«
    Dimitris Stimme ist träge vor Müdigkeit. Er küsst mich auf den Kopf.
    »So gut wie es unter diesen Umständen möglich ist«, antworte ich, grabe mich tiefer in die Decken und genieße den Augenblick der Ruhe, ehe wir zusammenpacken und wieder in den Sattel steigen müssen.
    Er sagt nichts, sondern zieht mich verständnisvoll an sich.
    Ich bin immer noch überrascht, wie Dimitri meine Offenbarungen aufgenommen hat. Ich weiß nicht genau, was ich erwartete. Dass er mich verachten würde? Dass er mich nicht mehr so lieben würde wie vorher?
    Keine Ahnung. Aber in den vier Tagen, die seit jener Nacht vergangen sind – jener Nacht, in der ich ihm alles anvertraute –, habe ich vergeblich nach irgendwelchen Zeichen des Misstrauens oder der Abneigung gesucht. Selbst in den Momenten, in denen er mit seinen Gedanken
woanders war, habe ich in seinen Augen nichts als uneingeschränkte Zuneigung gelesen.
    Ich empfinde Erleichterung und Traurigkeit zugleich, als mir klar wird, dass es bei James anders gewesen wäre. Aber für Bedauern habe ich keinen Sinn. James hätte mir damals ebenso wenig geglaubt wie heute.
    Ich kann nichts weiter tun, als ihn zu retten.
    Und um ihn zu retten – und die Welt, wie ich sie kenne –, muss ich die Pläne von Alice und den Seelen durchkreuzen.
    Dimitri und ich brechen schweigend das Lager ab und schlingen ein hastiges Frühstück herunter, ehe wir unsere Reise fortsetzen. Unsere Mahlzeiten unterwegs sind unvergleichlich kärglicher als diejenigen, die wir auf dem Weg nach Altus zu uns genommen haben. Wir sind nur zu zweit und reisen außerdem nur mit leichtem Gepäck, und so ernähren wir uns hauptsächlich von Brot, Käse und Äpfeln – Vorräte, die wir aus London mitgebracht haben – und dem einen oder anderen kleinen Tier, das ich mit Pfeil und Bogen erlegen kann.
    Nach fünf Tagen haben wir die Hälfte der Wegstrecke zum Meer hinter uns gebracht. Von dort aus wollen wir nach Irland übersetzen. Die Landschaft verändert sich täglich, während wir den Süden Englands immer weiter hinter uns lassen. Weiche Hügel und Ackerland machen kargen und spärlich bewachsenen Sumpfgegenden Platz. Sie sind wie ein Spiegel meiner immer düsterer werdenden Stimmung, und ich merke, wie ich die trostlose Landschaft
anschaue und dabei an meine Schwester denke. Es stimmt, dass unsere Beziehung nie einfach war – gespickt mit Liebe, Angst, Ehrfurcht und sogar Hass. Aber wenn ich jetzt an Alice denke, überkommt mich ein beunruhigendes Gefühl. Es ist zu vage, um es benennen zu können, aber es wird ständig stärker. Als wir schließlich unser Lager aufschlagen und das Abendessen zu uns nehmen, bin ich mir ganz sicher, dass etwas nicht stimmt.
    Alices Wohlergehen sollte mich nicht kümmern, aber es scheint mir, als ob alles, was Alice widerfährt, auch mir selbst passiert. Wir sind so eng miteinander verbunden wie immer, ob wir wollen oder nicht. Unser beider Schicksal ist untrennbar mit der Prophezeiung verwoben, die uns wie Geiseln in ihrer Gewalt hat. Die Sorge nagt an mir, während ich mich zum Schlafengehen bereit mache und Dimitri einen Gutenachtkuss gebe. Ich schlafe schnell ein, und es wundert mich gar nicht, als mein Geist sich in den Nachthimmel der Anderswelten erhebt und ich mit den Schwingen reise.
    Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie es war, als mir das Reisen mit den Schwingen noch nicht vertraut war. Ich fühle eine dunkle Ahnung, als ich merke, dass ich von meiner Schwester gerufen werde. Der vernünftige Teil von mir sagt mir, dass ich den Ruf ignorieren und mich schleunigst in meinen schlafenden Körper zurückziehen sollte. Aber noch während ich das denke, weiß ich, dass ich dieser Stimme nicht gehorchen werde. Mein ungutes Gefühl, das ich den ganzen Abend lang nicht losgeworden bin, verlangt
nach einer Erklärung. Ich fliege über das Land, über dunkle Felder, die Midlands und Südengland zurück in Richtung London.
    Ich sehe die Stadt, lange bevor ich dort bin. Der Rauch, der selbst von der nächtlichen Dunkelheit nicht verschluckt wird, kauert wie ein riesiges Ungeheuer über London. Aber Alice aufzuspüren erfordert meinen Instinkt. Meine Seele fühlt sich von ihrer angezogen,

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