Magie und Schicksal - 2
viel auf dem Spiel, und obwohl ich mit dem Schicksal hadere, das mir diese Verantwortung auferlegt hat, so weiß ich doch, dass ich diese Verantwortung annehmen werde.
Den Rest des Tages beobachte ich Dimitri und Gareth bei ihrer Arbeit und lausche interessiert ihren Erklärungen über Segel und Tauwerk. Ich könnte mir vorstellen, irgendwann selbst segeln zu lernen, und ich sehe mich schon mit Dimitri durch das glasklare Wasser vor Altus segeln.
Nachdem wir unser Mahl beendet haben, ist das Boot auf Kurs und wird von einem stetigen Wind angetrieben. Es ist kühl auf dem Wasser, und ich lehne mich an Dimitri, um mich zu wärmen. Dabei betrachte ich den langsam dunkler werdenden Himmel. Das Boot verliert seinen Reiz für mich, und ich fange an, mich nach den Bequemlichkeiten meines Heims in London zu sehnen.
Ich verrenke mir den Hals, um Dimitri anschauen zu können. »Weißt du, was schön wäre?«
»Hmm?« Seine Stimme klingt träge.
»Ein Perlhuhnbraten. Ein großer Perlhuhnbraten mit knuspriger Haut und so saftigem Fleisch, dass es sich von selbst vom Knochen löst.«
Ich fühle ein Lachen in seiner Brust und schaue ihn an. »Was ist daran so lustig? Hast du nicht auch Lust auf etwas anderes als Pökelfleisch und Brot?«
»Doch, doch.« In seiner Stimme klingt immer noch das Lächeln. »Ich habe dich nur noch nie von Essen schwärmen hören.«
Ich versetze ihm einen spielerischen Klaps auf den Arm. »Ich habe Hunger!«
»Ich kann dich verstehen«, lässt sich Gareth von der anderen Seite des Bootes vernehmen. »Ich hätte Lust auf
den Apfelauflauf von Altus, frisch aus dem Ofen und so heiß, dass man sich den Mund verbrennt.«
Ich schaue zu Dimitri. »Was ist mit dir? Was hättest du gerne?«
Seine Stimme wird ernst. »Ich brauche nichts. Ich habe alles, was ich will, in meinen Armen.«
Ich lächle ihn an. Etwas Unausgesprochenes und doch Bedeutsames breitet sich zwischen uns aus. Dann macht er den Mund auf und sagt: »Obwohl sich gebratenes Perlhuhn und Apfelauflauf ziemlich gut anhören.«
Jetzt bin ich es, die lachen muss. Dann lehne ich mich wieder an ihn und genieße das Gefühl seines muskulösen Körpers an meinem. Und während wir in der Abenddämmerung in Richtung Irland segeln, habe ich nicht das Gefühl, müde zu sein. Ich bin nur zufrieden, und in dem Augenblick, ehe mich die Dunkelheit des Schlafes übermannt, habe ich noch Zeit, mich über die Merkwürdigkeit zu wundern, dass ich ausgerechnet mitten auf dem Meer Frieden finde, in der Gesellschaft von zwei Männern, von denen der eine ein Freund ist und der andere viel mehr.
Nach unserer Ankunft in Irland erwarte ich, dass wir den Führer wechseln müssen, und ich freue mich umso mehr, dass uns Gareth bis zu den Grabanlagen von Loughcrew begleiten wird. Er steuert das Boot zu einem kleinen Anleger, und wir kämpfen uns durch die belebte Hafenstraße zu einem kleinen Platz, wo Sargent, Blackjack und Gareths
Pferd auf uns warten. Der rothaarige junge Mann, der die Zügel hält, lächelt mich scheu und respektvoll an, und ich frage mich, ob auch er ein Bruder von Altus ist. Ich wundere mich nicht, wie unsere Pferde hierher kommen; ich habe mich an die unzähligen Mysterien der Schwesternschaft und der Grigori gewöhnt, und ich freue mich einfach nur, dass sie da sind.
Wir reiten vom Hafen aus in die Innenstadt von Dublin und dann auf der anderen Seite wieder aus der Stadt hinaus. Vor uns liegt der schier endlose, saftig grüne Teppich der irischen Landschaft.
Dimitri und Gareth halten es für das Sicherste, die Hauptstraßen zu meiden, und so führt uns unser Weg über üppige Wiesen und sanfte Hügel. Obwohl es kalt ist, ist der Ritt angenehm. Die wilde, offene Schönheit des Landes vertreibt ein wenig die düsteren Gedanken aus meinem Herzen.
Ich wende mich zu Gareth. »Wie lange wird es dauern, bis wir die Grabanlagen erreichen?«
»Etwa einen Tag, vorausgesetzt wir kommen weiterhin so gut voran.«
Ich nicke, in Gedanken versunken.
»Glaubst du, dass du bald eine Entscheidung treffen wirst?«, fragt Gareth mich kurz darauf. »Ob du Herrin von Altus werden willst, meine ich.«
Ich schaue zu ihm hinüber und wähle meine Worte sorgfältig, um ihm nichts von der Prophezeiung zu verraten, was er nicht ohnehin schon weiß. »Es wäre dumm, sich darüber
Gedanken zu machen, wenn noch so viel Wichtiges zu erledigen ist.«
Dimitris Schweigen wiegt schwer und ich weiche seinem Blick aus. Wir beide wissen, dass meine Entscheidung
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