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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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nicht nur meine zukünftige Rolle in der Schwesternschaft betrifft. Ich habe Dimitris Angebot, mit ihm zusammen zu sein, wenn wir die Prophezeiung überleben sollten, noch nicht offiziell angenommen. Anfangs war es wegen James und meiner Verwirrung über meine eigenen Gefühle. Jetzt ist es aus Unsicherheit über meine Zukunft und aus einer abergläubischen Angst heraus, mir nicht allzu viele Hoffnungen machen zu wollen.
    Gareth runzelt die Stirn. »Die Wege der Schwesternschaft und der Grigori sind selbst mir manchmal ein Rätsel. Obwohl mir oft wichtige Aufgaben zugewiesen werden, erfährt man so gut wie nichts. Und doch …«
    Er zögert. »Und doch?«, ermuntere ich ihn zum Weitersprechen.
    »Nun, ich habe den Eindruck, wenn das, was du erledigen musst, erledigt ist, wirst du ziemlich schnell eine Entscheidung treffen müssen, nicht wahr?«
    Ich nicke langsam. »Du hast recht.«
    »Also dann, bei allem gebührenden Respekt, solltest du vielleicht deine Entscheidung doch schon jetzt fällen, damit du die Aufgabe annehmen oder ablehnen kannst, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Ich überwinde mich zu einem Lächeln. »Das ist ein kluger Rat, Gareth. Ich werde darüber nachdenken.

    Und das tue ich. Den ganzen Tag lang. Verflogen ist der Friede der herrlichen Landschaft. Gareth hat recht. Es wäre verrückt, sich vor der Wahrheit zu verstecken. Das habe ich in der Vergangenheit zu oft getan – habe mich vor der Wirklichkeit abgewandt, der Wahrheit über Alice, Sonia und meine eigene Familie. Das hat mir nichts als Ärger eingebracht. Und so dauert es nicht lange, bis ich zumindest einen Entschluss fasse.
    Wenn es zum Äußersten kommt, gibt es nur zwei Wege für mich: Entweder es gelingt mir, die Prophezeiung zu beenden, und dann werde ich eine Entscheidung treffen, die den Verlauf meines Lebens von Grund auf ändert – oder ich werde bei dem Versuch untergehen.

15
    I ch fühle die Gräber, noch bevor ich sie sehen kann. Es ist, als ob mein Körper förmlich von ihnen angezogen wird. Der Drang dorthin ist derartig stark, dass ich mir sicher bin, den Weg auch ohne Gareth finden zu können. Ich bin so sicher wie nie zuvor, dass ich den Stein dort finden werde, denn warum sollte ich sonst derart stark auf diesen Ort reagieren? Einen Ort, an dem ich noch nie war? Ich versuche, an dieser Überzeugung festzuhalten, während wir auf einen schmalen Pfad stoßen, der in einen kleinen Wald führt.
    »Das wird der Weg zum Haus sein. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kann es kaum noch erwarten, wieder in einem anständigen Bett zu liegen.«
    Ich lächle trotz meiner Erschöpfung. »Ich würde mich über ein Bad freuen.«
    »Ich nehme beides, und noch dazu eine ausgiebige Mahlzeit«, ergänzt Dimitri.
    Der Pfad ist schmal, und so schlängeln wir uns zwischen
den Bäumen hindurch. Eine Weile verliere ich den Sinn für Raum und Zeit und erschrecke beinah, als wir schließlich eine Lichtung erreichen, in deren Mitte ein Haus steht. Die graue Steinfassade verschmilzt fast mit dem eisenfarbenen Winterhimmel. Ich muss lächeln angesichts der gemütlich wirkenden Rauchsäule, die aus dem Kamin steigt.
    Ich blicke zu Gareth und Dimitri. »Eine warme Stube!«, sage ich grinsend.
    Sie wirken ebenso erfreut wie ich. Gemeinsam führen wir die Pferde zum Zaun vor dem Haus.
    »Wir binden sie erst einmal hier an«, sagt Gareth. »Begrüßen wir zunächst unseren Gastgeber.«
    Ich steige ab, binde Sargent an den Zaunpfosten und streichle seinen Hals. »Danke«, flüstere ich und folge den Männern, die bereits auf das Haus zugehen.
    »Wie heißt der Verwalter?«, frage ich Dimitri flüsternd, während wir vor der Tür stehen und warten, dass auf unser Klopfen hin geöffnet wird.
    »Fergus. Fergus O’Leary.«
    Ich nicke und wiederhole den Namen leise. Dabei spüre ich, wie sich mein Magen plötzlich nervös verkrampft. Ich habe mich daran gewöhnt, mein eigener Herr zu sein. In Milthorpe Manor kann ich schalten und walten, wie ich will. Auch gegenüber Dimitri und den anderen Leuten, mit denen ich mich abgebe, kann ich sein, wie ich bin. Es wird ungewohnt sein, im Haus von Fremden Quartier zu beziehen, während wir nach dem Stein suchen.

    Gareth hebt die Hand und will gerade noch einmal klopfen, als die Tür geöffnet wird. Ich habe einen alten Mann erwartet, und muss ein paar Mal blinzeln beim Anblick des Mädchens, das im Türrahmen steht. Dann fällt es mir wieder ein: Dimitri hat erwähnt, dass der Verwalter eine Tochter

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