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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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erfüllt mich mit einer solchen Traurigkeit, dass ich ihr Lächeln nicht erwidern kann. »Ja, ich glaube schon. Aber …«
    »Was ist denn, Lia?« Ihre Stimme ist sanft.
    Ich betrachte das Pflaster unter meinen Füßen. »Ich war so verletzt, so verängstigt, durch Sonias Verrat. Und nachdem ihr beide aus Altus zurückgekehrt wart, schient ihr euch so nahe zu sein. Zurückblickend kommt es mir so dumm vor, an deiner Loyalität gezweifelt zu haben, aber damals hatte ich den Eindruck, dass ich niemandem mehr vertrauen kann. Kannst du mir verzeihen?«
    Sie greift nach meiner Hand und drückt sie. »Ach Lia! Du dummes Ding! Du musst dich doch nicht entschuldigen! Sag nur, dass du wieder bei uns bist, dass wir wieder zusammen sind, und alles wird gut.«
    Ich erwidere den sanften Druck ihrer Finger, lächle sie dankbar an und wundere mich über die Ironie, dass etwas so Böses und Dunkles wie die Prophezeiung mir so wertvolle Menschen beschert, die ich Freunde nennen darf.
    »Also«, sagt sie und ihre dunklen Augen funkeln, »erzähl mir, was ich verpasst habe.«
    Und das tue ich. In den nächsten zwanzig Minuten haben wir keinen Blick für die Auslagen in den Schaufenstern. Ich berichte ihr von Loughcrew und der Entdeckung des Steins, von den Worten der Beschwörung und wie die
Sonne die Kammer einmal im Jahr erleuchtet. Ich erzähle ihr von meiner Furcht, Alice könnte uns nicht helfen, und dass ich nicht weiß, was wir dann machen sollen.
    »Aber wie soll all das in der Zeremonie zusammengefügt werden?«, will Luisa wissen.
    Ich will gerade antworten, als Sonia, die weit vor uns geht, uns zuruft: »Wir gehen in diesen Hutladen!«
    Ich winke ihr und Brigid zu. »Geht nur. Wir sind gleich da.«
    Sie verschwinden in einem Ladengeschäft und ich wende mich wieder Luisa zu. »Ich habe es zuerst auch nicht verstanden. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto einfacher scheint es mir zu sein.«
    Luisa runzelt vor angestrengter Konzentration die Stirn. »Nun, vielleicht muss ich dann noch ein bisschen länger nachdenken, denn mir ist das Ganze rätselhaft.«
    Ich lache auf. »Die letzte Seite der Prophezeiung besagt, dass wir in den Bauch der Schlange zurückkehren müssen. Das bezieht sich auf Avebury. Du und auch die anderen Schlüssel, ihr wurdet dort geboren, jedenfalls in der Nähe. Die Prophezeiung will anscheinend, dass wir dorthin zurückkehren, wo alles begann, weil dort auch alles enden soll. Wenn dies wirklich ein heiliger Ort ist, liegt seine größte Macht vermutlich im Zentrum, so ähnlich wie in der Krypta in Chartres.«
    Wir erreichen den Hutladen, bleiben vor dem Schaufenster stehen und schauen zu, wie Sonia und Brigid drinnen lachend etliche wagenradgroße Hüte aufprobieren.
Sie rücken sie sich gegenseitig zurecht und kichern, bis die Verkäuferin streng in ihre Richtung blickt.
    »Was ist mit dem … wie heißt es doch gleich? Mit dem ›Kreis des Feuers‹?«, fragt Luisa.
    »Ich glaube, ich habe davon geträumt.« Einen Augenblick lang sehe ich nicht Luisas und mein Spiegelbild im Glas des Schaufensters, sondern das Feuer aus meinen Träumen. Sehe den Kreis aus verhüllten Gestalten. Höre ihren Gesang. »Ich habe von Menschen geträumt, die ein Feuer umringen und dabei eine Art Beschwörung murmeln. Der Stein aus Loughcrew lag auf einem hölzernen Podest, vermutlich, um die ersten Sonnenstrahlen zu erhaschen. « Ich drehe mich zu Tante Virginia und Helene um, die gerade zu uns treten. »Ich vermute, dass es so vonstatten gehen muss.«
    Luisa nickt ernst, während Helene durch das Schaufenster späht und Sonia und Brigid betrachtet, die ihre Hüte wieder auf den Ständer setzen und sich gleich darauf zwei neue nehmen.
    »Was machen sie da?«, fragt Helene.
    »Sie amüsieren sich.« In Luisas Stimme liegt ein Anflug von Ärger.
    Ich schaue Helene an. »Möchtest du auch hineingehen? «
    Sie hebt überrascht die Augenbrauen. »Ich brauche keinen neuen Hut.«
    Obwohl es mir irgendwie leidtut, dass sie nicht fähig ist, an den sorglosen Albernheiten teilzunehmen, empfinde
ich auch eine gewisse Resignation. Tante Virginia rettet die Situation.
    »Wir sollten langsam nach Hause gehen«, sagt sie lächelnd. »Ich könnte eine Tasse Tee gebrauchen.«
     
    Mit Gareth im Schlepptau kehrt Dimitri aus dem Hauptquartier der Gesellschaft zurück, und wir verbringen einen fröhlichen Abend, während die beiden Herren einander fortwährend gegenseitig imitieren. Mir wird gar nicht bewusst, wie schnell die Zeit

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