Magie
selbst im hinteren Teil der Gruppe waren sie noch verletzbar. Werrin widerstrebte
es jedoch, die Magier aufzuteilen, um die Diener zwischen ihnen besser zu schützen, vor allem da das Gelände sie häufig zwang, hintereinander zu reiten, und eine Gruppe von Dienern in der Mitte würde bei einem Überraschungsangriff ebenso gefährdet sein wie eine am Ende.
Tessia hörte Jayans Magen knurren und lächelte grimmig. Sie bezweifelte, dass sie in nächster Zeit essen würden. Zumindest würden ihre Vorräte sich noch ein Weilchen halten. Die frischen Vorräte, die Lord Hakkin und die anderen Neuankömmlinge mitbrachten, hatten nur fünf Tage gehalten, und da jetzt so viele Personen ernährt werden mussten und ein so großer Teil dieses Gebietes von Sachakanern geplündert worden war, fiel es den Magiern immer schwerer, genug Nahrung für Menschen wie Pferde herbeizuschaffen. Werrin hatte einen Späher nach Süden geschickt; der Mann sollte darum bitten, dass man regelmäßige Proviantlieferungen organisierte. Dakon hatte Tessia und Jayan gegenüber seine Sorge geäußert, dass diese Vorräte am Ende möglicherweise die Sachakaner sättigen würden, wenn man ihren Transport nicht sorgfältig plante und von Magiern überwachen ließ.
Mit der Ankunft der Neuankömmlinge hatte sich die Stimmung der Gruppe verändert. Die Debatten der Magier waren jetzt hitziger als zuvor. Dakon hatte nicht preisgegeben, worin die Meinungsverschiedenheiten bestanden, aber Tessia, die die Magier genau beobachtet hatte, war davon überzeugt, dass zwischen Hakkin und Narvelan irgendein Streit herrschte und die übrigen Magier sich entweder auf die eine oder auf die andere Seite geschlagen hatten oder noch unentschieden waren.
Worin der Konflikt auch bestand, es überraschte sie nicht, dass er vielleicht zu Sudins heimlichem Verschwinden geführt hatte. Ist er fortgegangen, um nach Hause zurückzukehren? Oder plant er irgendeine Art von Angriff auf die Sachakaner? Ich hätte Ersteres vermutet, da es Wahnsinn wäre, sich dem Feind allein zu stellen. Aber es wurde bald offenbar, dass die Spuren von Sudins und Akens Pferden nicht nach Süden führten. Die beiden Männer ritten in nordöstlicher Richtung, auf die Sachakaner zu.
Eine Konfrontation war jedoch vielleicht nicht Sudins Absicht. Er könnte beschlossen haben, sich selbst als Späher zu versuchen. Vielleicht wollte er zum Pass reiten, von dem kein Späher zurückgekehrt war. Vielleicht hatte er auch im Sinn, eine hoch gelegene Stelle zu finden, von der aus er die Sachakaner beobachten konnte, um dann den Rest der Gruppe per Gedankenkontakt zu informieren. Es wäre riskant, da die Sachakaner diese Botschaften hören und zweifellos jemanden aussenden würden, um ihn aufzuhalten.
Jayan lenkte sein Pferd neben das ihre. Sie sah ihn an und fragte sich, was er wohl denken mochte. Eine tiefe Falte stand zwischen seinen Brauen. Hatte er erraten, was Sudin im Schilde führte? Sie konnte ihn nicht fragen. Sie durften nicht sprechen, während sie unterwegs waren, es sei denn, es ließ sich nicht vermeiden.
Sie hob den Blick und sah, dass sie sich auf ein schmales Tal zubewegten, und die Pferde mussten abermals in einer Reihe hintereinander herlaufen. Es hatte sich eine neue Hierarchie gebildet, um die Neuankömmlinge einzuschließen, und sie lächelte schief, während sie Magier beobachtete, die zögerten oder sich vordrängten, um ihren Platz innerhalb einer Rangfolge einzunehmen, die nur sie verstanden.
Die Flanken des Tales rückten näher, und sie fand ihre Nähe bedrückend. Sie überzeugte sich davon, dass ihr Schild stark genug war. Es ging weiter und weiter hinauf. Der Weg wurde immer steiler, bis sie befürchtete, dass sie würden absitzen und die Pferde führen müssen.
Als ihr Pferd den Aufstieg endlich bewältigt hatte, seufzte sie vor Erleichterung. Sie ritten jetzt über einen Hügelkamm. Durch die wenigen Bäume hatte sie einen Blick auf weiter oberhalb gelegene Hänge, und sie begriff sofort, dass man sie bei dieser unzureichenden Deckung von dort ebenfalls würde sehen können.
Lord Werrin!
Sie zuckte zusammen. Die Gedankenstimme gehörte Sudin, und es lag ein Anflug von Panik darin. Sie schaute sich um und sah Magier und Meisterschüler den Kopf wenden, während
sie sich im Wald umschauten, als habe der Ruf ihre Ohren erreicht und nicht ihren Geist.
Lord Sudin? antwortete Werrin. Wo seid...?
Zu spät! Wir sind...
Eine Pause folgte.
Hilfe! Hiiiilfe! Beim Klang von Akens
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