Magie
Stimme in ihrem Geist und dem Echo seiner schrecklichen Angst zuckte Tessia zusammen. Sie starrte Jayan an, der ihren Blick voller Entsetzen erwiderte.
Wir haben den nordöstlichen Weg genommen, sagte Sudin hastig. Über den Hügelkamm und dann nach links... in... ein... Tal. Zwei... Sacha...
Ein schwacher, dünner Schrei drang durch den Wald. Tessia brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass ihre Ohren ihn gehört hatten, nicht ihr Geist. Etwas blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Ein Bild von Blut. Von viel Blut.
»Links!«, rief Werrin und erteilte gleich darauf einen Befehl. »Vier kommen mit mir«, sagte er. »Die übrigen bleiben hier.«
Das bedeutete fünf Magier und ihre Meisterschüler. Widerwille mischte sich mit Erleichterung, als sie Dakon an den Rand des Pfades reiten sah und er ihr und Jayan bedeutete, es ihm gleichzutun. Narvelan, Hakkin, Prinan und Ardalen sowie ihre Meisterschüler eilten hinter Werrin her.
Ich will helfen, dachte sie. Aber was ist, wenn es eine Falle ist?
Das Geräusch von Hufschlägen verhallte schnell. Lange Augenblicke verharrten sie alle in Schweigen. Dann ritt Dakon ihre Reihe entlang, und als er feststellte, dass die Diener sich noch immer auf dem steilen Pfad befanden, brachte er sie ebenfalls zum Kamm hinauf, wo sie bei den verbliebenen Magiern warten sollten.
Die Zeit verging langsam, und sie waren voller angespannter Furcht. Bei jedem Geräusch aus dem Wald zuckten sie zusammen oder suchten furchtsam die Bäume ab. Jeder Blickwechsel war voller unausgesprochener Fragen. Tessia stellte fest, dass sie keinen Hunger mehr hatte. Tatsächlich war ihr ein wenig übel. Sie überprüfte noch einmal ihren Schild.
Als sich Hufschläge näherten, hielt Tessia den Atem an. Dakon ritt vor. Jayan trieb sein Pferd hinter ihm her, und Tessia folgte ihnen. Mit rasendem Herzen blickte sie auf den Pfad hinab.
Dann erschien Narvelan, und sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Aber als sie seine Miene bemerkte, krampfte ihr Magen sich zusammen. Der junge Magier war bleich und grimmig. Als Werrin in Sicht kam, zuckte sie zusammen, als sie den Zorn in seinem Gesicht sah. Dann erschien Hakkin. Er ließ den Kopf hängen, und seine Miene war gequält und trostlos.
Narvelan blickte zu den wartenden Magiern und ihren Meisterschülern.
»Sie sind tot«, sagte er.
Lange Zeit sprach niemand. Das einzige Geräusch kam von den Pferden, als sie zu der Gruppe zurückkehrten.
»Alle beide?«, erklang eine schwache Stimme. Tessia drehte sich um, als ihr klar wurde, dass Leoran gesprochen hatte.
»Ja«, bestätigte Werrin.
»Dann habt Ihr sie begraben?«, erkundigte Bolvin sich.
Narvelan und Werrin tauschten einen Blick. »Ja«, antwortete Narvelan.
Ein kalter Schauder überlief Tessia. Es musste noch mehr dahinterstecken, vermutete sie. Der Blick zwischen den beiden Magiern deutete etwas Schlimmes an. Etwas, von dem sie dachten, es solle besser unausgesprochen bleiben. Sie sah die anderen Magier und ihre Meisterschüler an. Lord Ardalen wirkte krank. In Lord Prinans Augen stand ein gehetzter Ausdruck, aber seine zusammengebissenen Zähne verrieten Entschlossenheit. Die Meisterschüler... sie waren bleich, ihre Augen geweitet. Immer wieder schauten sie hinter sich. Mikken begegnete ihrem Blick, dann sah er zu Boden.
»Das ändert alles«, sagte Werrin an sie alle gewandt. »Sie haben einen kyralischen Magier getötet. Selbst nach ihren Maßstäben ist eine Vergeltung jetzt gerechtfertigt. Wir müssen unser Lager aufschlagen und unseren nächsten Schritt erörtern, außerdem müssen wir den König von Lord Sudins und Meisterschüler
Akens Tod in Kenntnis setzen.« Er schüttelte den Kopf.
»Ich muss die Verantwortung dafür übernehmen«, erklärte Lord Hakkin. »Ich habe Sudin zu diesem Tun ermutigt. Ich begreife jetzt, dass es sich nicht lohnt, solche Risiken einzugehen. Niemand sollte sie jemals wieder eingehen. Es... tut mir leid.« Er senkte den Kopf.
»Bisher haben wir nur Vermutungen angestellt, was das Ausmaß der Gefahr betrifft, mit der wir es zu tun haben«, begann Narvelan. »Aber jetzt kennen wir die Wahrheit, und es war eine harte und bittere Lektion für uns alle. Wir wissen, was wir riskieren, sowohl Magier als auch Meisterschüler.«
»Ich habe darüber nachgedacht«, ergriff Lord Bolvin das Wort. »Da alle das Risiko teilen, sollten wir nicht die Meisterschüler in unsere Gespräche einbeziehen? Sie mögen nicht über die nötige Erfahrung verfügen, um selbst
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