Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magie

Titel: Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
Vom Netzwerk:
er sich auch ihrer Mutter gegenüber schäbig verhalten, um sie dazu zu bringen, sich den sachakanischen Gepflogenheiten zu beugen. Staras Magen krampfte sich zusammen. Wenn es sich so verhielt, würde er sich ihr gegenüber wahrscheinlich genauso benehmen. Ebenso wie es jeder Mann tun würde, den er als ihren Ehemann auswählte. Sie schauderte. Ich muss eine Möglichkeit finden, dieser Heirat zu entgehen! Und dann muss ich ihn davon überzeugen, dass ich in irgendeiner Weise für ihn arbeiten kann.
    Sie begann, sich vorzustellen, wie sie auf dem Markt neue Kunden für ihn fand. Es war höchst unwahrscheinlich, das wusste sie, aber der Gedanke unterhielt sie während der Fahrt. Dann veränderte sich das Bild außerhalb des Wagens so plötzlich, dass sie einen Moment brauchte, um zu begreifen, was sie sah.
    Die weißen Mauern verschwanden, und dann überquerten sie eine breite Allee, und sie blickte auf Reihen perfekt geformter Bäume und Beete mit leuchtend bunten Blumen. Dahinter ragte ein prächtiges Gebäude auf. Sofort erkannte sie die weißen, geschwungenen Mauern und Kuppeln des Kaiserpalastes, die sie auf Bildern und Gemälden gesehen hatte - und vielleicht regte sich sogar ihr Gedächtnis.
    Es gibt keine einzige gerade Mauer in dem ganzen Gebäude, hatte
ihr Vater ihr einmal erzählt. Alle Flure sind gekrümmt; es ist leicht, sich zu verirren - und genau das ist der Sinn des Ganzen. Jeder, der versucht, in den Palast einzudringen, würde in Verwirrung geraten. Die Mauern sind sehr dick, aber ich habe gehört, sie seien hohl. Die Verteidiger des Palastes können von diesen Gängen in der Mauer aus jeden Raum erreichen und jeden Eindringling unschädlich machen.
    Genauso abrupt erreichte der Wagen die gegenüberliegende Straße, und an die Stelle des Palastes traten wiederum langweilige, hohe Mauern. Stara schloss die Augen und hielt die Erinnerung an den Palast für einen Moment fest, ebenso das Gefühl einer liebevollen Verbindung zu ihrem Vater. Das Gefühl verblasste langsam, und wieder traten Furcht und Kummer an die Oberfläche.
    Wenn ich mein ganzes Leben mit ihm verbracht hätte, wären die Dinge vielleicht anders. Aber dann hätte ich meine Mutter nicht gekannt. Oder so viele Freiheiten genossen. Oder Magie erlernt.
    Der Wagen bog von der Straße ab und kam langsam zum Stehen. Dann drang ein Geräusch durch die Tuchwände des Baldachins. Stimmen vermischten sich mit dem Zwitschern und Schnauben von Tieren und dem Klirren von Metall auf Holz. Stara sah Vora an.
    »Der Markt?«
    Vora nickte. »Ihr solltet zwei Sklaven mitnehmen, Herrin.« Sorgenfalten und ein Schatten der Furcht in Voras Augen ließen die Frau noch älter erscheinen, wie Stara bemerkte.
    »Sollen wir überhaupt auf den Markt gehen?«, fragte Stara.
    Die Frau presste die Lippen zusammen, und in ihren Augen blitzten Ärger und vielleicht eine Spur Trotz auf. »Ihr wollt jetzt umkehren, Herrin? Dann wäre die Fahrt Zeitverschwendung gewesen.«
    Stara lächelte und rief die Wachen herbei, damit sie die Türklappe öffneten.
    Als sie ausstieg, sah Stara, dass der Markt umgeben war von einer weiteren hohen weißen Mauer. Den Eingang bildete ein schlichter Bogen. Wachen standen zu beiden Seiten, aber ihre Mienen spiegelten Langeweile wider, und sie ignorierten
Stara, Vora und die beiden Sklaven, die durch das Tor traten, hinein in den Lärm und das Gewirr dahinter.
    Sofort fiel Stara auf, dass außer ihr noch andere Frauen dort waren. Auch sie waren eingehüllt in Umhänge und allesamt in Begleitung eines Mannes. Solchermaßen beruhigt, schlenderte sie langsam an den Reihen der Stände vorbei, betrachtete die Waren und die Preise und beobachtete, dass Frauen und Kinder sich häufig im fahlen hinteren Teil eines jeden Standes zusammenkauerten oder dort arbeiteten.
    Auf dem Markt waren Händler vieler Rassen vertreten. Dunkelhäutige Menschen aus Lonmar in ihren trostlosen Kleidern, die getrocknete Früchte und Gewürze verkauften. Bleiche, hochgewachsene Lans in Fellen boten alle möglichen aus geschnitzten Knochen gefertigten Dinge feil. Untersetzte, braune Vindos waren am häufigsten; sie verkauften eine Vielzahl von Waren aus aller Herren Länder. Einige Elyner verkauften Wein und das bittere Getränk, das Stara zu schätzen gelernt hatte, Sumi.
    Es waren keine Kyralier zu sehen, wie sie bemerkte. Einige grauhäutige Männer, die nur einen kurzen Stoffrock trugen, verkauften Edelsteine.
    »Wer sind diese Männer?«, fragte sie

Weitere Kostenlose Bücher