Magie
beschrieben. Wenn sachakanische Männer es nicht schätzten, mit Frauen Geschäfte zu machen, könnte die Feststellung, dass ihre Mutter einen Teil der Geschäfte ihres Vaters führte, ihn herabwürdigen und Kunden abschrecken.
»Darf ich fragen, welche Schmuckstücke sich Eurer Meinung nach gut verkaufen ließen?«
Sie lächelte. »Fragen dürft Ihr, aber ich wäre eine Närrin, wenn ich Antwort gäbe.«
Er kicherte. »Ich kann erkennen, dass Ihr keine Närrin seid.«
Als sie spürte, dass jemand an ihrem Arm zog, wurde sie schlagartig ernst. Es wäre auch töricht gewesen, Voras Warnungen vollends in den Wind zu schlagen.
»Es war schön, Euch kennenzulernen, aber ich muss jetzt nach Hause zurückkehren. Ich hoffe, wir werden uns irgendwann wiedersehen.«
Er nickte, dann wirkte er plötzlich nachdenklich. Als sie sich abwandte, machte er einen kleinen Schritt auf sie zu.
»Ich muss ebenfalls zurückkehren. Da wir Nachbarn sind … Ich lade Euch ein, mit mir in meinem Wagen heimzufahren. Es ist für eine Frau sicherer, in Gesellschaft zu reisen, selbst in der Stadt, und es wäre für mich schrecklich, wenn Euch etwas zustieße.«
Stara zögerte. War es sicherer, die Einladung abzulehnen oder anzunehmen? Wäre es unhöflich, ihn abzuweisen? Ihr Gespräch war angenehm gewesen, aber sie war nicht so empfänglich für gut aussehende, charmante Männer, dass sie auf den ersten Wink hin in seinen Wagen springen würde. Sie blickte zu Vora hinüber. Zu ihrer Überraschung wirkte die Sklavin unentschlossen. Dann nickte Vora knapp und ließ einen warnenden Blick folgen. Stara wandte sich wieder zu Kachiro um.
»Darf meine Sklavin mich begleiten?«
»Natürlich. Und Ihr werdet gewiss wollen, dass Euer Wagen uns folgt.«
»Dann nehme ich Eure Einladung an, Ashaki Kachiro.« Das Gespräch bewegte sich weiterhin in beruhigend unverfänglichen Bahnen, während sie vom Marktplatz schlenderten und sich dann in seinem Wagen niederließen. Er zeigte ein schmeichelhaftes Interesse an ihrem Leben in Elyne und wirkte beeindruckt von ihren Kenntnissen in Geschäftsdingen. Und er hielt auch nicht hinterm Berg, was sein eigenes Leben und sein Geschäft betraf. Als sie vor der Tür des Wohnhauses ihres Vaters ankamen, hatte sie ein wenig über Gelbsaaternte und die Verwendungszwecke des daraus gewonnenen Öls gelernt.
Er geleitete sie und Vora höflich zu ihrem Wagen, bevor er seinen Heimweg fortsetzte. Als sie durch das Tor fuhren, warf Stara Vora einen fragenden Blick zu.
»Also, warum ist er nicht mit hereingekommen?«
Voras Stirn war gerunzelt, aber sie wirkte nur geringfügig besorgt. »Ashaki Sokara mag ihn nicht besonders, Herrin. Ich weiß nicht, warum. Er ist weder ein Feind noch ein Verbündeter.« Ihre Lippen wurden schmal. »Ihr solltet jedoch mit seinem Missfallen rechnen.«
»Was wird er wahrscheinlich tun? Mich daran hindern, das Haus abermals zu verlassen?«
»Vermutlich, aber das hätte er ohnehin getan.«
Während sie aus dem Wagen stiegen und ins Haus traten, dachte Stara über Voras Worte nach und fragte sich, wie sie ihren Vater vom Gegenteil überzeugen könnte. Hatte sie von Kachiro etwas erfahren, das ihrem Vater helfen konnte? Sie glaubte es nicht. Es sei denn, ihr Vater musste mehr über Gelbsaat wissen.
Als sie sich ihren Gemächern näherten, stellte sie fest, dass sie angenehm müde war, und sie freute sich darauf, den Nachmittag ruhig angehen zu lassen.
»Genau das habe ich gebraucht«, bemerkte sie zu Vora. »Einen Tapetenwechsel, ein wenig frische Luft und...« Sie brach ab, als sie sah, dass jemand in ihrem Zimmer stand. Ihr Vater. Sein Gesicht war dunkel vor Zorn.
»Wo bist du gewesen?«
Sie hielt inne, bevor sie antwortete; sein Zorn war ihr nicht entgangen, aber sie fing sich gerade rechtzeitig, bevor sie zusammenzucken konnte. Ich bin eine fünfundzwanzig Jahre alte Frau, kein Kind, rief sie sich ins Gedächtnis.
»Ich war auf dem Markt, Vater«, antwortete sie. »Aber es besteht kein Grund, davon großes Aufhebens zu machen. Ich habe nichts gekauft.«
Er sah Vora an. »Sie hätte mich um Erlaubnis bitten müssen.«
»Ich bin kein Kind mehr, Vater«, erinnerte Stara ihn sanft. »Ich brauche niemanden, der mir die Hand hält.«
»Du bist eine Frau«, fuhr er sie an. »Und dies ist Sachaka.«
»Niemand hat mich belästigt«, versicherte sie ihm. »Ich habe Sklaven mitgenommen...«
»Die nichts hätten tun können, um dich zu schützen«, unterbrach er sie. »Du vergisst eines:
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