Magie
Vora.
»Duna«, antwortete Vora. »Von einem Stamm aus der Aschewüste im Norden.«
Während sie über den Markt schlenderte, Waren in Augenschein nahm und Verkäufer mit einem höflichen Lächeln und einem Kopfschütteln abwehrte, lauschte sie auf die Gespräche und rückte näher heran, wenn sie zwei Händler miteinander reden sah. Sie fing halbherzige Flüche auf, die sich gegen die Ichani richteten, die den Handel mit Kyralia störten. Einige schwärmten von den Möglichkeiten, die sich auftun würden, sobald Kyralia erobert war. Andere machten sich Sorgen, dass die Ichani sich sodann gegen den Kaiser wenden und Sachaka in einen Bürgerkrieg stürzen könnten.
Stara dachte über die Meinung nach, die die Gäste ihres Vaters vertreten hatten. Sie hatten eingewandt, dass Sachaka ohnehin bereits auf einen Krieg im Innern zusteuere.
Typisch, dass ich genau zur falschen Zeit in Sachaka lande.
Als sie und Vora um eine Ecke bogen, sah sie einen Mann, der zu ihnen herüberschaute. Er musterte Vora flüchtig, dann kehrte sein Blick sofort zu Stara zurück, und er lächelte. Sie antwortete mit einem höflichen, aber reservierten Nicken, schaute zu Boden und ging weiter. Zu ihrer Erheiterung stellte sie fest, dass ihr Herz ein wenig schneller schlug, und das nicht deshalb, weil sie sich bedroht fühlte. Was für ein gut aussehender Mann! Wahrhaftig, wenn Vater ihn mir als Ehemann auswählte, würde es mir schwerfallen abzulehnen.
Nach einem kurzen Moment blickte sie über ihre Schulter. Vora zog an ihrem Arm, aber nicht bevor Stara sah, dass der Mann sie noch immer beobachtete.
»Hört auf damit!«, murmelte die Frau. »Er wird das als Einladung auffassen.«
»Als Einladung wozu?«, fragte Stara. Gab es irgendeine Möglichkeit für eine Frau, sich hier in Sachaka einen Geliebten zu nehmen? Wahrscheinlich nicht nach der Heirat, aber noch war sie nicht verheiratet …
»Um mit Euch zu reden«, zischte Vora. Sie zog Stara um die nächste Ecke.
»Nur reden? Was gibt es daran auszusetzen?«
Vora stieß einen kurzen, verärgerten Seufzer aus, während ihr Blick über die Menschen um sie herum glitt. »Das kann ich Euch hier nicht erklären, Herrin. Solange Ihr nicht gelernt habt, mit wem Ihr gefahrlos reden könnt, solltet Ihr mit niemandem sprechen. Am Ende führt Ihr vielleicht ein Gespräch mit einem der Feinde Eures Vaters, oder Ihr stoßt einen seiner Verbündeten vor den Kopf.«
»Wie soll ich lernen, mit wem ich gefahrlos reden kann, wenn ich niemals jemanden kennenlerne?«
»Ich werde Euch die Namen und Familien nennen.« Vora runzelte die Stirn und blickte über ihre Schulter. Während sie das tat, trat der gut aussehende Mann einige Schritte vor ihnen aus einem Marktstand. Er drehte sich um und lächelte, als er Stara abermals bemerkte. »Ihr habt noch sehr viel zu lernen. Wir werden dazu kommen, wenn...«
»Verzeiht mir, aber seid Ihr vielleicht die Tochter von Ashaki Sokara?«
Stara lächelte und nickte. »Die bin ich.«
»Dann ist es mir eine Ehre, Euch kennenzulernen«, sagte der Mann. »Ich bin Ashaki Kachiro. Mein Haus steht neben Eurem, auf der südlichen Seite.«
»Oh, dann seid Ihr unser Nachbar.« Sie sah Vora an, die den Blick auf den Boden gesenkt hielt. »Ich heiße Stara, und es ist mir ebenfalls eine Ehre, Euch kennenzulernen, Ashaki Kachiro.«
»Ich sehe, Ihr habt nichts gekauft«, bemerkte Kachiro. »Habt Ihr hier nichts gefunden, was Euch gefällt?«
Sie schaute sich um. »Ich will nur wissen, was es zu kaufen gibt. Es ist interessant, die Waren zu sehen, die in Capia schwer zu finden sind, während sie hier im Überfluss angeboten werden, und umgekehrt. Die Preise sind ebenfalls unterschiedlich.« Als sie auf einen Verkaufsstand zuging, trat er beiseite, um sie vorbeizulassen, dann schloss er sich ihr an. Zu ihrer Erheiterung stellte sie fest, dass dies ihr schmeichelte. Er hat mir während der letzten Augenblicke mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als mein Vater es seit meiner Ankunft getan hat. »Einige der Waren verderben zu schnell, als dass sie sich für einen solchen Handel eigneten, aber manches Geschmeide hier ließen sich auch in Capia gut verkaufen, denke ich.«
»Dann interessiert Ihr Euch also für den Handel?«
»Ja. Meine Mutter hat mich gelehrt, ihr bei der Abwicklung der Geschäfte meines Vaters in Elyne zu helfen.«
Sie war davon überzeugt, dass sie damit nicht zu viel verraten würde. Sie hatte ihre Beteiligung und die ihrer Mutter nur in vagen Begriffen
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