Magie
dies würde bedeuten, dass er beschlossen hatte, nicht noch einmal in ihre Gedanken und Erinnerungen einzudringen. Vielleicht hatte er nicht genug gesehen, um über das Ausmaß ihrer Fähigkeiten Bescheid zu wissen …
»Deine Mutter hätte mir mitteilen sollen, dass du Magie gelernt hast«, sagte er, und in seiner Stimme schwangen Abscheu und ein Anflug von Drohung mit.
»Sie weiß es nicht.«
»Warum hast du es mir dann nicht erzählt?«
»Ich habe auf den richtigen Augenblick gewartet.«
Seine Miene wurde nicht weicher.
»Du hast dich als Ehefrau praktisch wertlos gemacht«, erklärte er. Auf seinem Gesicht stand ein kalter, harter Ausdruck, und ohne sie anzusehen, ging er an ihr vorbei auf die Tür zu.
»Ich habe es für dich gelernt«, sagte sie. Er blieb in der Tür stehen. »Wie alles andere auch. Immer für dich. Ich dachte, es würde mir die Möglichkeit geben, dir bei deinen Geschäften zu helfen.«
Ohne sich umzudrehen oder zu sprechen, eilte er davon.
Das Schweigen, in dem er sie zurückließ, war leer und voller Schmerz. Tief innen spürte sie einen schrecklichen Verlust. Aber diesmal war da ein harter, kalter Zorn, der wuchs und die Leere füllte. Wie konnte er es wagen! Seine eigene Tochter! Hat er mich überhaupt jemals geliebt?
Tränen traten ihr in die Augen, und sie lief zum Bett und
ließ sich darauf fallen. Aber das Schluchzen, das sie erwartet hatte, kam nicht. Stattdessen drosch sie enttäuscht und wütend auf die Kissen ein und dachte an seine Worte: »Du hast dich als Ehefrau praktisch wertlos gemacht.« Sie drehte sich auf den Rücken und starrte zur Decke empor. Das war alles, was ihn interessierte. In diesem Fall habe ich soeben die beste Rache geübt, die mir in diesem dummen Land zu Gebote steht. Es scherte sie nicht, ob niemand sie mehr heiraten wollte.
Aber das war nicht wahr. Sie träumte sehr wohl davon, den richtigen Mann zu finden, der ihre Talente zu würdigen wusste und ihre Fehler hinnahm. Davon träumte sie wie jede andere Frau auch.
Und wenn sie nicht heiratete, würde sie vielleicht für den Rest ihres Lebens hier festsitzen - eingesperrt in ihren Gemächern.
Schritte hallten im Raum wider. Sie hob den Kopf und sah Vora näher kommen. Die Miene der Frau war gelassen, aber Stara bemerkte einen Anflug von Furcht und Sorge in ihren Augen, bevor sie sich der Länge nach auf den Boden warf. Langsam durchschaue ich sie besser, überlegte sie. Sie ließ den Kopf wieder aufs Bett sinken.
»Ah, Vora. Ich habe soeben das Glück gehabt zu erfahren, dass ich nicht nur ein Stück Vieh bin, sondern ein nutzloses Stück Vieh.«
Das Bett bewegte sich leicht, als Vora sich auf die Kante setzte. »Was nutzlos für eine Person ist, kann kostbar sein für eine andere, Herrin.«
»Ist das deine Art, mir zu sagen, dass ein Ehemann sich liebevoller verhalten könnte als mein Vater? Das wäre nicht besonders schwierig.«
»Nicht direkt, obwohl ich nichts dagegen hätte, wenn Ihr es so deuten würdet.« Vora seufzte. »Also, Ihr verfügt über Magie.«
Stara richtete sich auf und betrachtete die alte Sklavin. Sie hatte die Frau den Raum nicht verlassen sehen. Höchstwahrscheinlich hatte ihr Vater ihr ein Zeichen gegeben, oder sie hatte es für klug gehalten fortzugehen.
»Du hast gelauscht, hm?«
Vora lächelte schwach. »Wie immer nur zu Eurem Besten, Herrin.«
»Also hast du gehört, was er gesagt hat. Warum macht der Besitz von Magie eine Sachakanerin als Ehefrau nutzlos?«
Vora zuckte die Achseln. »Männer mögen angeblich keine mächtigen Frauen. In Wahrheit sind sie nicht alle so. Aber sie müssen sich den Anschein geben, um Respekt zu gewinnen. Denkt daran, was ich gesagt habe: Wir sind alle Sklaven.«
Stara nickte. »Wenn ich nutzlos für ihn bin... Ich schätze, es besteht keine Hoffnung, dass er mir jetzt gestattet, ihm bei seinen Geschäften zu helfen. Denkst du, er wird mich nach Elyne zurückschicken?«
Etwas flackerte in Voras Augen auf. Gewiss kein Widerwille. »Vielleicht. Im Augenblick wäre es zu gefährlich, da die Grenze geschlossen ist und die Ichani tun, was ihnen gefällt. Er könnte auch lediglich noch einmal darüber nachdenken, mit wem er Euch verheiraten will. Falls er von jemandem weiß, der nichts gegen eine Frau mit magischen Fähigkeiten einzuwenden hätte. Hoffentlich ist es nicht jemand, dem es gefällt, den Geist einer Frau zu brechen, oder jemand, dem eine schöne Ehefrau wichtig genug ist, um das Ärgernis einer Spur von magischem
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