Magie
war ziemlich hübsch, befand er.
Woher hat Lord Dakon die Zeit genommen, Kunstwerke zu erwerben, während Takado bei ihm zu Gast war? Oder war dieses Gemälde schon immer hier, und ich habe es nur nicht bemerkt?
Er stieß mit einem Finger gegen einen der Rahmen, sodass er sachte hin- und herschwang. Auf der Wand unter dem Gemälde zeichnete sich ein schwacher, dunkler Fleck ab, wo die Farbe nicht so weit verblasst war, wie rund um die Miniatur herum.
Sie sind schon seit Jahren hier, überlegte er. Es ist so, als sei ich für eine Weile fort gewesen. Ich bemerke Dinge, an die ich mich so sehr gewöhnt habe, dass ich sie gar nicht mehr sehen konnte.
Aber er hatte nicht das Land durchreist, er hatte in seinem Zimmer festgesessen. Jetzt war der Grund für seine Einkerkerung
laut der obersten Hausdienerin, Cannia, nicht länger vorhanden. Der sachakanische Magier, Takado, hatte seine wenige Habe eingepackt, sein Pferd satteln und sein Packpferd beladen lassen, dann war er aufgebrochen.
Sobald Jayan die Neuigkeit erhalten hatte, hatte er sich auf die Suche nach Lord Dakon gemacht. Während er durchs Haus ging, fiel ihm das aufgeregte Geklapper der Dienstboten auf, das den Eindruck verstärkte, dass eine drückende Last von dem Haus genommen worden war. In einem Raum wurde, wie er sah, Silberbesteck in einen kunstvollen Schrank geräumt, in einem weiteren Raum auf dem Gästestockwerk kam er an Hausdienern vorbei, die schmutziges Bettzeug forttrugen.
Einer von ihnen deutete mit dem Kopf auf eine geschlossene Tür und formte mit den Lippen ein Wort. Sklave .
Jayan betrachtete die Tür. Ein grimmiger Schatten war also im Herrenhaus zurückgeblieben. Es hatte ihn überrascht zu erfahren, dass der Sachakaner seinen Sklaven zurückgelassen hatte. Vielleicht waren Malias Berichte, nach denen die Genesung des Sklaven gute Fortschritte machte, falsch.
Er hatte sich den Besuch im Gästestockwerk bis zum Schluss aufgehoben. Es war möglich, dass Malia sich geirrt hatte und der Sachakaner doch noch nicht aufgebrochen war. Es war auch möglich, dass Takado zurückgekommen war, weil er etwas vergessen hatte.
Ich werde mich erst vollkommen sicher fühlen, wenn Dakon bestätigt, dass Takado wirklich und wahrhaftig fort ist.
Als er den Flur weiter entlangging, drang der Geruch von etwas Angebranntem an seine Nase, und seine Furcht wuchs. Er spähte durch eine offene Tür - und blieb jäh stehen.
»Was...?«, murmelte er.
Eine Ecke des Raumes war vollkommen verwüstet. Die Wände waren rissig, der Boden und die Möbel angesengt. Er trat in die Tür und starrte auf das Zerstörungswerk.
»Was würdest du sagen, wer das getan hat?«
Als Jayan die Stimme erkannte, drehte er sich um. Lord Dakon saß in einem Sessel, den Kopf auf eine Hand gestützt, den
Ellbogen auf der Armlehne des Sessels. Seine Miene verriet tiefe Versunkenheit.
Diese Seite des Raumes hatte, wie Jayan bemerkte, nicht den geringsten Schaden gelitten. Er wandte den Kopf, um die Zerstörung kritisch zu mustern.
»Takado«, erwiderte Jayan. Die Verwüstung musste eine magische Ursache haben, und Dakon hätte die Frage nicht gestellt, wenn er es selbst getan hätte.
»Das dachte ich zuerst ebenfalls. Aber es ergibt keinen Sinn.«
»Nein? Dann wart Ihr zu der Zeit nicht hier?« »Nein.« Dakon erhob sich und blickte auf den Teppich hinab. Eine Ecke davon war angesengt. Er trat auf die verbrannte Stelle und drehte sich um. Dann deutete er auf einen Teil des Raumes einige Schritte von ihm entfernt. »Stell dich dorthin.«
Jayan gehorchte verwundert.
»Genau dort hat Tessia gelegen.«
» Tessia?«, fragte Jayan. »Die Tochter des Heilers?« Dann fügte er hinzu: »Sie hat gelegen?«
»Ja.« Dakon trat einen Schritt zurück und blickte über seine Schulter, während er über einen zerbrochenen Stuhl stieg. Als er die Ecke des Raumes, der die schlimmsten Verbrennungen davongetragen hatte, fast erreicht hatte, blieb er stehen. »Und genau dort hat Takado bei meinem Eintreffen gestanden.«
Jayan zog die Augenbrauen hoch. »Was hat Tessia mit Takado in diesem Raum gemacht?«
»Sie war hergekommen, um Hanara zu versorgen.«
»Hanara?«
»Den Sklaven.«
»Der Sklave war hier drin?«
»Nein, einige Türen weiter, im Wäschezimmer der Dienstboten.«
»Warum war sie dann hier und hat auf dem Boden gelegen? Und... warum war Takado bei ihr?« Jayan blickte auf seine Füße hinab, dann sah er Lord Dakon an, und ein Schauder überlief ihn, als ihm klar wurde, in welche
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