Magie
Richtung all die Brandspuren verliefen. »Oh.«
Dakon lächelte und stieg abermals über den Stuhl. »Ja. Die Antwort auf diese Fragen könnte weniger bedeutsam sein als ihre Konsequenzen. Aus welchem Grund auch immer die beiden bei geschlossener Tür hier allein waren, das Ergebnis war etwas, das keiner von ihnen erwartet hat.«
»Es hat sie auf den Boden geworfen und...« Jayan schaute vielsagend über Dakons Schulter. »... das angerichtet. So wie es aussieht, würde ich sagen, sie hat nicht viel Gefallen an Takados Gesellschaft gefunden.«
Was bedeutet, dass Tessia Magie benutzt hat, ging es ihm durch den Kopf. Das konnte doch unmöglich sein...
Der Magier seufzte. »Wir können die Möglichkeit nicht ganz außer Acht lassen, dass der Sachakaner dies mit Absicht arrangiert hat, damit wir Tessia betreffend falsche Schlüsse ziehen. Ich kann keinen Grund erkennen, warum er das getan haben sollte - es sei denn, als Scherz. Aber wenn er es nicht war...« Lord Dakon zuckte die Achseln und ließ den Satz unvollendet.
Wenn er es nicht war, dann ist Tessia ein Naturtalent.
Jayan musterte seinen Meister eingehend und versuchte zu erkennen, was der Mann über diese unerwartete Wendung der Ereignisse dachte. Von Gesetzes wegen mussten kyralische Magier Naturtalente ausbilden, ganz gleich, wer sie waren oder welchen gesellschaftlichen Stand sie bekleideten. Dakon wirkte nicht entsetzt, aber er machte auch keinen besonders erfreuten Eindruck. Stattdessen schien er besorgt zu sein. Falten, die Jayan zuvor nie aufgefallen waren, zogen sich über Dakons Stirn und um seinen Mund. Was ihn auf einer anderen Ebene verstörte. Es hatte ihn stets mit selbstgefälliger Erleichterung erfüllt, einen Lehrer zu haben, der noch jung genug war, um aktiv zu sein, und, nun ja, keinen langweiligen, belehrenden, alten Mann. Obwohl Dakon achtzehn Jahre älter war als Jayan, war sein Geist noch immer jugendlich genug, um interessant zu sein; andererseits verfügte der Mann über ausreichende Kenntnisse, um ihn vieles lehren zu können. Jayan genoss Dakons Gesellschaft ebenso wie seine Lektionen.
Und was empfinde ich bei dem Gedanken, dass Tessia sich uns
anschließen könnte? Er versuchte, sich vorzustellen, in diesem Raum irgendein Gespräch mit einer Frau - und einer gewöhnlichen Frau dazu - zu führen, und konnte es nicht.
Tessia war Lord Dakon in gesellschaftlicher Hinsicht auf keinen Fall ebenbürtig, daher würde sie vielleicht nicht immer ein Teil ihrer Abendunterhaltung sein. Nein, befand er. Sie würde auch ihre Lektionen von ihm getrennt erhalten, weil sie von so elementarer Natur sein werden, dass es für mich sinnlos wäre, daran teilzunehmen. Aber sie wird einen großen Teil von Dakons Zeit beanspruchen. Plötzlich wurde Jayan bewusst, dass er reichlich Grund hatte, diese Wendung der Ereignisse mit Missfallen zu betrachten. Wenn Dakon zwei Meisterschüler hatte, würde er seine Zeit zwischen ihnen aufteilen müssen. Es sei denn...
»Ihr braucht sie nicht anzunehmen«, sagte Jayan und zwang sich zu einem ruhigen Tonfall. »Ihr könntet sie zu jemand anderem schicken.«
Dakon blickte zu Jayan auf und lächelte schief. »Und sie von ihrer Familie fortschicken? Nein, sie bleibt hier«, erklärte er entschieden. »Aber ihrer Familie wird es vielleicht nicht gefallen. Man muss ihnen die Neuigkeit mit einem gewissen Feingefühl beibringen. Ihr Vater hängt offensichtlich sehr an ihr. Es wäre katastrophal, sie zu ängstigen. Aber vor allem dürfen wir ihnen keine großen Hoffnungen machen, die sich dann in nichts auflösen. Ich muss sie prüfen, um sicher zu sein, dass sie das ist, was sie zu sein scheint.«
Jayan nickte und wandte sich ab, um seinen Unwillen zu verbergen. Wenn sich schon jemand aus dem Dorf als Naturtalent erweisen muss, dann ist es zumindest jemand, dem man nicht erst lesen und schreiben beizubringen braucht. Er ging zu dem Sessel, in dem Dakon gesessen hatte, und nahm Platz. Dann lächelte er. »Ich wünschte, ich hätte sein Gesicht sehen können.«
»Verans?«
»Nein, Takados.«
Dakon kicherte und ging zu einem anderen, leicht angesengten Sessel. »Er war nicht begeistert. Nein, er wirkte ziemlich angewidert.«
Sachakaner hassten Naturtalente, das wusste Jayan. Sie
passten nicht in die sachakanische Gesellschaftsstruktur, ein Problem, das für das Naturtalent im Allgemeinen gefährlicher war als für den Meister. Ein Mensch musste besonders starke Kräfte besitzen, wenn sie aus eigenem Antrieb
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