Magie
hinüber, die lächelnd nickte. »Tashana wurde im Alter von fünfzehn Jahren mit Dashina verheiratet, der damals zwanzig war. Er schätzte seine Frau sehr, aber ebenso schätzte er seine Lustsklavinnen und die anderer Männer, Frauen, die
manchmal auch verwahrlost waren. Bei ihnen steckte er sich mit Sklavenpocken an, die er an sie und ihr erstes Kind - das starb - weitergegeben hat, und seit sie diese Narben trägt, weigert er sich, das Bett mit ihr zu teilen.«
Tashana nickte und lächelte trotz des Schmerzes in ihren Augen. »Zumindest habe ich meine Figur behalten.« Sie wandte sich zu Sharina um. »Sharina wurde als Achtzehnjährige mit Rikasha verheiratet, einem Mann, der fünfzehn Jahre älter ist als sie. Einem Mann ohne Herz, der sie schlägt wie eine Sklavin. Sie hat ihr erstes Kind verloren, nachdem er ihr einen Schlag in den Magen versetzt hatte. Motara drohte, nie wieder mit ihm zu reden oder Geschäfte mit ihm zu machen, wenn er sie noch einmal verletzen sollte. Jetzt schlägt er sie nur so, dass man es nicht sieht. Sie hat zwei Söhne.«
Sharina sah Stara an und zuckte die Achseln. »Aber ich habe solches Glück, sie zu haben.« Sie drehte sich zu Chiara um. »Chiara wurde als Vierzehnjährige mit Motara verheiratet, der damals achtzehn war. Obwohl er lieb und großzügig ist und sie zu mögen scheint, weigert er sich zu sehen, was wir alle sehen können. Zwölfmal hat sich ihr Leib über einem Kind gerundet, acht Mal hat sie geboren, und ihr Körper ist ausgelaugt und zerstört. Mit jedem Mal wird sie kränker, und wir befürchten, dass es sie töten wird. Er sollte sie in Frieden lassen - oder ihr zumindest ein wenig Ruhe gönnen. Wie viele Kinder braucht ein Mann denn?«
Chiara lächelte. »Wie kann ich sie ihm verwehren? Er liebt sie alle - und mich.«
»Du hast keine Wahl«, sagte Tashana düster.
Seufzend wandte Chiara sich Aranira zu, und ihr Lächeln war angespannt. »Aranira hat Vikaro geheiratet, als sie beide sechzehn waren. Während der ersten Jahre war alles gut. Sie hat zwei Kinder zur Welt gebracht, ein Mädchen und einen Jungen. Aber er hat allzu schnell das Interesse an ihr verloren. Und an den Kindern. Es klang alles so seltsam, bis Freundinnen von uns den Grund dafür entdeckten. Er war vernarrt in eine andere Frau. Eine mächtige, schöne Frau, die ihn ihrerseits begehrte. Eine Witwe, deren Ehemann an einer Krankheit
starb, von der die Sklaven sagen, sie habe zu große Ähnlichkeit mit einer Vergiftung gehabt.«
»Er hat nicht den Mut, den Zorn meiner Familie zu riskieren, sollte er je entdeckt werden«, meinte Aranira. Aber in ihrer Stimme klang Zweifel durch.
Stara sah die Furcht in den Augen der reizlosen jungen Frau und nickte zum Zeichen, dass sie verstand. Ihre Situation ist der Nachiras sehr ähnlich, nur dass Ikaro Nachira zumindest liebt und versucht, sie zu beschützen. Die Frauen wandten sich ihr zu. Dies ist wie ein Ritual für sie, dachte sie. Sie erzählen die Geschichten der anderen. Es ist so, als würden sie alle etwas aus dem Ritual gewinnen. Anerkennung vielleicht. Und doch hat jede ihre eigene Situation auch leichthin abgetan. Vielleicht hilft es ihnen, an dem Guten in ihrem Leben festzuhalten.
Dann staunte sie darüber, wie bereitwillig sie ihr Privatleben offengelegt hatten. Vielleicht weil sie, da sie Kachiros Frau war, keine andere Wahl hatten, als sie in ihre Gruppe aufzunehmen. Trotzdem kam es ihr so vor, als verlangten sie von ihr, genauso offen zu sein wie sie selbst.
»Wir tun, was wir können, um einander zu helfen«, erklärte Tashana ihr. »Wenn wir können, werden wir auch dir helfen. Wenn du also Hilfe brauchst, scheu dich nicht, darum zu bitten.«
Stara nickte abermals. »Ich verstehe. Wenn ich einer von euch helfen kann, werde ich das ebenfalls tun«, versprach sie. »Obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich das anstellen könnte.«
Plötzlich dachte sie an Magie. Die Magie war ein Vorteil, den sie den anderen Frauen voraushatte, soweit sie wusste. Aber sie würde sie nicht erwähnen, wenn es nicht notwendig war. Und obwohl mir gefällt, was ich bisher von ihnen gesehen habe, kenne ich sie doch kaum. Ich werde ihnen keine Geheimnisse verraten, bis ich weiß, dass ich ihnen vertrauen kann.
»Zugegeben, meistens können wir nicht mehr als Mitgefühl anbieten«, ergriff Chiara das Wort. »Aber wir haben gelernt, dass Freundschaft und ein Mensch, mit dem man reden kann, mehr wert ist als Gold. Vielleicht mehr als Freiheit.«
Ich bin mir
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