Magie
vollkommen verworren aus ihr hervor.
»Wartet!«, rief Vora aus. »Wollt Ihr damit sagen, dass er einen Liebhaber für Euch ausgesucht hat?«
»Nicht... direkt«, gab Stara zu. »Er hat lediglich gesagt, dass er nichts dagegen hätte, wenn ich Chavori attraktiv fände.«
Vora nickte. »Ah«, war alles, was sie bemerkte.
»Das scheint dich nicht zu überraschen«, stellte Stara fest.
»Ich habe eine Menge über die Freunde Eures neuen Gemahls und ihre Ehefrauen in Erfahrung gebracht.«
»Dass Sharinas Mann sie schlägt und dass Tashanas Mann eine Vorliebe für von Krankheit verseuchte Lustsklavinnen hat?«, fragte Stara.
»Ja.« Vora nickte. »Und es ist unter den Sklaven kein Geheimnis, dass Rikasha sich gern Araniras entledigen würde. Und dass Chiaras Chancen nicht gut stehen, diese Schwangerschaft zu überleben.«
Stara nickte seufzend. »Ich dachte, meine Situation sei schlimm, aber jetzt erkenne ich, dass andere Sachakanerinnen ein weit schlimmeres Leben haben.«
»Sie sind immer noch besser dran als Sklavinnen«, rief Vora ihr ins Gedächtnis. Sie wandte den Blick ab. »Dazu verflucht, von Männern zur Befriedigung ihrer Lust missbraucht zu werden, wenn sie schön sind, oder sich wie Tiere vermehren zu müssen, wenn sie es nicht sind. Ihre Kinder nimmt man ihnen weg und lässt sie viel zu jung schon arbeiten. Mädchen werden getötet, wenn es bereits zu viele davon gibt. Zur Strafe geschlagen, ausgepeitscht oder verstümmelt, ohne dass ihr Herr sich die Mühe macht herauszufinden, ob sie das Verbrechen
überhaupt begangen haben oder nicht. Gezwungen, sich zu Tode zu schuften...« Vora holte tief Luft und stieß den Atem wieder aus, dann richtete sie sich auf und wandte sich zu Stara um. »Oder schlimmer noch, als Hochzeitsgeschenk übergeben, um die Launen der Ehefrau eines Magiers zu befriedigen, die keine Ahnung von sachakanischen Manieren oder ihrem geziemenden Platz in der Gesellschaft hat.«
Stara stieß einen rüden Laut aus. »Es macht dir Spaß. Gib es zu.« Sie hielt inne. »Wie geht es deinen Händen? Ich hoffe, du hast sie dir nicht zu schlimm aufgeschürft.«
Voras Lippen wurden schmal, aber Stara konnte erkennen, dass sie sich freute. »Meine Hände werden morgen ein wenig steif sein. Gegen das Brennen habe ich eine Salbe.«
Dennoch schien Vora keinerlei Schmerzen zu haben. Ihre Bewegungen ließen unterdrückte Erregung ahnen. Stara beobachtete, wie die Frau sich rastlos und zielgerichtet im Raum bewegte.
»Du scheinst heute Abend ungewöhnlich zufrieden mit dir zu sein«, bemerkte sie.
Vora hielt inne und blickte überrascht auf. »Ach ja?«
Stara blickte der Frau forschend ins Gesicht. War das Überraschung oder Unwille? Sie konnte es nicht erkennen.
Stara schüttelte den Kopf. »Also, was soll ich tun?«, fragte sie. »Wenn mein Mann tatsächlich will, dass ich mit dem hübschen Chavori das Bett teile, soll ich seinem Wunsch Folge leisten?«
Ein nachdenklicher Ausdruck trat in Voras Züge. Während die Frau die Möglichkeiten und ihre Konsequenzen laut auflistete, stieg in Stara ein unerwartetes Gefühl von Zuneigung und Dankbarkeit auf.
Eines Tages, dachte sie, werde ich ihr all ihre Hilfe vergelten. Ich bin mir noch nicht sicher, wie. Ich würde ihr die Freiheit schenken, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie dieses Geschenk annehmen würde. Und außerdem brauche ich sie im Augenblick.
Sie lächelte. Fürs Erste werde ich all ihre Ratschläge befolgen und sie so wenig wie möglich wie eine Sklavin behandeln, mehr kann ich jetzt nicht tun.
Jayan kam es so vor, als ritten sie im Kreis. Die Landschaft schien sich nicht zu ändern.
Die Armee hatte bei Anbruch der Morgendämmerung zusammengepackt und abgewartet, während die Anführer sich berieten. Dann verbreitete sich die Nachricht, dass sie sich weiter nach Südosten zurückziehen würden, in Richtung Imardin. Nachdem sie die Hauptstraße erreicht hatten, setzten sie ihren Weg nach Imardin fort, wobei sie einem Tempo folgten, das immer gleichzeitig qualvoll langsam und unanständig schnell erschien. Langsam, weil sie alle sich der Tatsache bewusst waren, dass die sachakanische Armee ihnen folgte. Schnell, weil jeder Schritt, den sie taten, bedeutete, dass sie Land dem Feind überließen.
Wann immer sie durch Dörfer und Städte ritten, kamen die Bewohner hervor, um sie zu begrüßen, erfüllt von Ehrfurcht angesichts der Zahl von Magiern, aber auch von der bangen Frage erfüllt, was dies zu bedeuten habe. Sie reagierten
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