Magie
nicht immer freundlich auf die Befehle, ihre Häuser zu verlassen und vor der herannahenden Armee zu fliehen. Aber die meisten verstanden die Warnung, dass jede Person, die zurückblieb, nicht nur getötet werden, sondern auch zur Stärkung des Feindes beitragen würde. Die Menschen hatten begonnen die Weigerung, ihre Heimat zu verlassen, als einen Akt des Verrats anzusehen, ebenso schlimm wie eine Rückkehr, um aus verlassenen Häusern zu stehlen. Jayan beobachtete häufig, dass Dorfbewohner Jagd auf jene machten, die sich weigerten fortzugehen, und sie fesselten und auf Karren warfen.
Die Magier ermutigten die Dorfbewohner, alles an Nahrung und Vieh mitzunehmen, was sich leicht einsammeln ließ. Sie wollten dem Feind nichts überlassen, das verzehrt werden oder magische Stärke bereitstellen konnte. Und wichtiger noch, wir werden Vorräte brauchen, um unsere Leute zu ernähren, dachte Jayan. Die Sachakaner haben es nicht mit einer zunehmenden Anzahl einfacher Leute zu tun, für die sie sorgen müssen. Ihnen wird es wahrscheinlich gelingen, genug Nahrung zusammenzustehlen, aber wir werden es ihnen nicht leicht machen.
Als er einen erstickten Laut hörte, drehte er sich um und
blickte zu Mikken hinüber. In den Augenwinkeln des Meisterschülers hatte sich feuchter Glanz gebildet.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Jayan.
Mikken sah ihn an. »Ja.« Er biss die Zähne zusammen, dann seufzte er. »Wir sind gerade an dem Ort vorbeigekommen, wo meine Familie jeden Sommer einige Zeit verbrachte, als ich noch ein Junge war. Wie viel mehr Land werden wir ihnen noch überlassen, das sie niederbrennen und verwüsten können?«
»So viel, wie wir müssen«, erwiderte Jayan.
»Ich kann nicht umhin, mir zu wünschen, dass der König sich beeilen würde.«
Jayan nickte zustimmend. Dakon hatte ihm erzählt, dass die Armee sich weiter zurückziehen würde, bis sie zum König aufschloss, der ihnen mit den restlichen Magiern Kyralias entgegenzog. Jayan vermutete, dass sie sich vielleicht auch deshalb weiter zurückzogen, um den elynischen Magiern, die sich von Norden näherten, Zeit zu geben, sie zu erreichen.
Als Jayan geradeaus blickte, sah er, dass Tessia neben Lord Dakon ritt, wie sie es während der letzten Tage immer getan hatte. Das war zu erwarten gewesen, sie war jetzt Dakons einzige Meisterschülerin. Ein winziges Prickeln der Erregung durchlief Jayan. Ich bin jetzt ein höherer Magier. Unabhängig. Verantwortlich für mein eigenes Leben. In der Lage, im Gegenzug für magische Verrichtungen Geld zu verdienen.
Ein Jammer, dass es mitten in einem Krieg geschehen musste.
Unter seinem Hemd spürte er ein neues Gewicht auf der Brust. Er hatte keine Ahnung, wo Dakon das verzierte Messer gefunden hatte, das er Jayan als Teil der Zeremonie überreicht hatte: Klingen dieser Machart mit feiner, schneckenförmiger Ziselierung des Griffs wurden normalerweise ausschließlich für höhere Magier hergestellt, aber wo hätte Dakon einen Handwerker finden sollen, der die Aufgabe übernahm? Hatte er das Messer die ganze Zeit über bei sich gehabt in der Erwartung, dass er Jayan schon bald seine Unabhängigkeit gewähren würde?
Jayan erwog die Informationen, die Dakon ihm gegeben
hatte. Es war überraschend einfach gewesen, höhere Magie zu erlernen, nachdem er einmal aufgehört hatte zu versuchen, sie bewusst und mit dem Verstand zu erfassen und lediglich zu fühlen, wie er es machen musste. Aber es würde einige Übung erfordern, bevor er die höhere Magie nutzbringend einsetzen konnte.
Mikken hatte sich freiwillig erboten, für Dakons Demonstration höherer Magie als Quelle zu dienen. Jayan war froh gewesen, dass es nicht Tessia war, da die Vorstellung, Macht von ihr zu nehmen, ein seltsames Unbehagen in ihm geweckt hatte. Dennoch hatte er es auch verstörend gefunden, Macht von Mikken aufzunehmen. Es kam ihm falsch vor, die Stärke von Menschen abzuzapfen, die er kannte, selbst wenn es sich nicht körperlich auf sie auswirkte.
Als Mikken Jayan anschließend angeboten hatte, seine Quelle zu sein, hatte Jayan ein starkes Widerstreben niederkämpfen müssen, bevor er sich damit einverstanden erklärte. Zuerst hatte er geargwöhnt, dass er es aus Eifersucht ablehnte. Er sah jetzt häufig Tessia und Mikken miteinander reden und konnte nicht umhin, seinen Entschluss, sich während des Krieges nicht allzu sehr an sie zu binden, zu hinterfragen. Das Einzige, was ihn abgehalten hatte, Mikkens Angebot anzulehnen, war das Wissen,
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