Magie
dieser Krieg! Er seufzte und richtete den Blick resolut vor sich auf die Straße.
37
G egen Ende des Tages wurden die Meldungen, welche Entfernung sie noch von den Truppen des Königs trennte, häufiger. Nachdem sich die Lücke zwischen beiden Armeen immer weiter geschlossen hatte, erreichte sie die Nachricht, dass der König bei Kaltbrücken sein Lager aufgeschlagen hatte. Er würde dort auf sie warten. Dakon konnte einen gewissen Ärger nicht unterdrücken: Der König überließ den Sachakanern damit mehr Boden, höchstwahrscheinlich um der Bequemlichkeit willen, eine Stadt in der Nähe zu haben, die die Armee versorgen konnte.
Aber es machte Sinn. Die Diener der vor den Sachakanern zurückweichenden Armee waren erschöpft. Etliche von ihnen waren krank und reisten auf einem Karren. Da das beste Essen den Magiern aufgetragen wurde, hatten einige der Diener gekochtes Fleisch nach der Schlachtung zu lange für sich selbst aufbewahrt. Zwei waren gestorben, und weder die Gildenheiler noch Tessia hatten helfen können.
»Was wir ihnen an Wasser oder fester Nahrung geben, läuft direkt durch ihre Körper«, hatte sie ihm erklärt. »Wenn uns die Vorräte ausgehen, werden wir mehr Fälle wie diese zu sehen bekommen.«
Es war unglaublich, dass sie einen gebrochenen Rücken heilen konnte, aber hilflos war, wenn es darum ging, simplen Magenkrankheiten Einhalt zu gebieten, die Menschenleben forderten. Refan hatte jedoch den Vorteil gehabt, selbst über Magie zu verfügen, die ihm Widerstandskraft verlieh. Tessias Erklärung, sie habe Magie gespürt, die Refans Körper heilte, hatte Dakon fasziniert. Dies bestätigte, was alle Magier
seit langer Zeit glaubten, ohne dafür irgendwelche Beweise zu haben, außer der Beobachtung, dass sie lange lebten, schnell genasen und große Widerstandkraft gegen Krankheiten besaßen.
Ein Raunen, das die Reihen der Magier und Meisterschüler durchlief, riss ihn aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf und sah, was die Aufmerksamkeit der anderen erregt hatte. Vor ihnen lag eine Stadt.
Kaltbrücken. Vor der Stadt konnten sie Zelte und Wagen ausmachen, zwischen denen winzige Gestalten umherstreiften. Der König und die restlichen kyralischen Magier, dachte er. Was die Größe unserer Armee auf über einhundert Personen erhöhen dürfte.
In der Mitte stand neben der Straße ein großes Zelt, das in den Farben der königlichen Familie gestreift war. Um das Zelt herum hatte sich bereits eine größere Menge versammelt, zweifellos in der Erwartung, den Rest der Armee empfangen zu können.
Sie beschleunigten ihr Tempo, und die Stimmen um Dakon herum schwollen an. Er sah sich um und registrierte die Aufregung und die Erleichterung in den Mienen von Magiern und Meisterschülern. Tessia runzelte jedoch die Stirn.
»Was bereitet dir Sorgen, Tessia?«, erkundigte er sich.
Sie blickte zu ihm auf. »Ich bin mir nicht sicher. Wann immer sich weitere Magier uns anschließen, müssen wir sie so vieles lehren. Sie müssen nicht nur Ardalens Trick lernen, sondern begreifen, dass sie sich nicht von der Truppe entfernen dürfen und wer das Sagen hat. Haben wir diesmal die Zeit dazu?«
Dakon betrachtete die Zelte vor sich und dachte nach. »Wir werden vielleicht noch mehr Boden aufgeben müssen, um uns die Zeit zu verschaffen, die wir benötigen.«
Sie nickte. »Da ist noch etwas, was mich beschäftigt hat.«
»Ja?«
»Lord Ardalen hat uns gelehrt, wie man einem anderen Magier Macht gibt. Er ist auf dem Pass gestorben. Hatte der Sachakaner, der ihn getötet hat, möglicherweise Gelegenheit, seine Gedanken zu lesen und diesen Trick zu entdecken?«
Dakon schüttelte den Kopf. »Mikken hat gesagt, sein Meister sei sofort getötet worden, sobald sein Schild zusammengebrochen war.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich schätze, dafür sollten wir dankbar sein.«
Er seufzte. »Ja, ich schätze, das sollten wir. Obwohl... ich bin mir ohnehin nicht sicher, ob ein Sachakaner allzu sehr darauf geachtet hätte. Er hätte die Bedeutung dessen, was er sah, nicht erkannt, da wir zu dieser Zeit noch keine direkte Schlacht mit ihnen ausgefochten hatten. Wenn ein kyralischer Magier jetzt jedoch gefangen genommen würde, bin ich mir sicher, dass man seinen Geist gründlich durchforschen würde.«
»Dann wollen wir hoffen, dass sie keine Gelegenheit dazu bekommen.«
Die Spitze der Kolonne hatte inzwischen den Rand des Lagers erreicht. Alle verfielen in Schweigen, als die ersten Reiter sich dem Zelt des Königs näherten.
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