Magie
stellte Stara fest. Es sieht eher so aus, als würden die Sklaven diesen Teil des Gebäudes benutzen. Nicht dass ich seit meiner Rückkehr nach Sachaka viel von irgendwelchen Sklavenquartieren gesehen hätte.
Am Ende des Flurs trat Tashana in einen großen Raum mit schlichten, robusten Holztischen, an denen mehrere Sklavinnen saßen, die sich nun alle umdrehten, um sie und die anderen Ehefrauen anzusehen. Stara hatte wohl richtig geraten. Aber warum waren sie hier? Sie wandte sich zu Tashana
um. Die Frau lächelte, dann nickte sie jemandem hinter Staras Schulter zu. Als Stara sich wieder zu den Sklavinnen umdrehte, bemerkte sie, dass eine Frau mit grauen Strähnen im Haar, aber stämmigem Körperbau sich erhoben hatte und auf sie zukam.
»Willkommen, Stara«, sagte die Frau. Obwohl sie eine Sklavin war, sah sie Stara direkt in die Augen. Außerdem hatten sich weder sie noch die anderen Sklavinnen vor der Herrin des Hauses auf den Boden geworfen. »Ich bin Tavara. Wie Ihr sehen könnt, bin ich eine Frau und eine Sklavin. Aber das ist nicht alles.« Sie deutete auf die Frauen neben Stara und auf jene, die an den Tischen saßen. »Ich bin eine Art Anführerin. Ich spreche für diese und für andere Frauen, die alle verbunden sind durch eine geheime Übereinkunft, anderen Frauen zu helfen, als Gegenleistung für die Hilfe, die wir alle benötigen.«
Stara betrachtete die Ehefrauen, die ihr ausnahmslos zunickten, ernst, aber ermutigend. Sie sah die Sklavinnen an und bemerkte, dass sie sie mit Argwohn musterten... und mit etwas anderem. Hoffnung?
Eine geheime Gruppe, dachte sie. Eine Gruppe von Frauen. Sind das die Leute, die Nachira gerettet haben? Sie drehte sich zu Vora um. Die alte Frau kicherte.
»Ja. Das sind die Leute, nach denen Ihr mich nicht fragen solltet.«
Stara drehte sich wieder zu Tavara um. »Ihr habt Nachira?«
Die Frau lächelte. »Ja. Wir haben sie aus dem Haus Eures Vaters fortgeholt und wieder gesund gepflegt, als klar war, dass nichts anderes sie retten konnte. Abgesehen vielleicht vom Tod Eures Vaters.« Die Frau verzog das Gesicht. »Aber wir ziehen es vor, derart extreme Maßnahmen zu vermeiden.«
»Und wir glaubten nicht, dass du dann noch freundlich von uns denken würdest«, fügte Chiara hinzu.
Stara zuckte die Achseln. »Tatsächlich ist das genaue Gegenteil der Fall. Obwohl... um ehrlich zu sein, ich würde lieber keinen Vatermord begehen, selbst wenn er ein herzloses Ungeheuer ist.« Sie sah abermals Tavara in die Augen. »Ihr habt also offensichtlich die Möglichkeit dazu, wenn es sein muss.«
»Ja. Es gibt vieles, das wir tun können, aber auch vieles, das uns unmöglich ist. Zunächst einmal waren wir alle Sklavinnen. Sklaven sind unsichtbar und können sich daher unbehelligt bewegen und Nachrichten überbringen. Aber schließlich wurde uns klar, dass freie Frauen häufig genauso hilflos sind wie wir und manchmal sogar noch hilfloser, da sie nicht unsichtbar sind und nicht ungehindert durch ihre Häuser streifen können. Allerdings haben sie gewisse Vorteile, die wir nicht haben. Geld. Zugang zu einigen Orten, die Sklaven verboten sind. Politischen Einfluss durch Familienbande oder geneigte mächtige Ohren. Wir haben gelernt, ihnen zu vertrauen, und sie vertrauen uns.«
»Und ihr vertraut mir?« Stara blickte in die Runde. »Ihr müsst es wohl tun, sonst hättet ihr mir nie gestattet, von euch zu erfahren.«
»Wir haben Voras Gedanken lesen lassen«, erklärte Tavara ihr. »Sie vertraut Euch. Das wird genügen müssen.«
»Ihr habt ihre Gedanken...« Stara sah Vora an, die die Achseln zuckte. »Dann müsst ihr eine Magierin in eurer Gruppe haben.«
»Ja.« Tavara nickte. »Und hoffentlich haben wir sie immer noch. Sie war verpflichtet, sich der Armee anzuschließen, und ist fortgegangen, um in dem Krieg gegen Kyralia zu kämpfen. Das bedeutet natürlich, dass wir Eure Gedanken nicht lesen können.«
»Und doch seid ihr bereit, mir zu vertrauen.«
»So ist es.« Tavara verschränkte die Arme vor der Brust. »Euch müsste mittlerweile auch klar sein, dass wir etwas über Euch wissen, das Euer Ehemann noch nicht weiß - dass Ihr eine Magierin seid.«
Stara nickte. »Da ihr Voras Gedanken gelesen habt...« Sie hielt inne, als ihr eine neue Möglichkeit in den Sinn kam. »Ihr wollt, dass ich für euch die Gedanken anderer Menschen lese? Ich habe es noch nicht versucht. Zumindest nicht mit Absicht.«
Tavara lächelte. »Irgendwann einmal vielleicht. Wir erwarten jedoch
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