Magie
die Strafe mussten
schwerwiegend sein, wenn selbst die Besitzer eleganterer Kutschen sich so streng daran hielten.
»Siehst du diese Gebäude auf der linken Seite?«, fragte Dakon und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die großen, bleichen Mauern in der Nähe. »Die Sachakaner haben sie während ihrer Herrschaft hier errichtet. Obwohl sie sich die kyralische Sitte, mehrstöckige Häuser zu bauen, zu eigen machten, haben sie die Steine aus Steinbrüchen in den Bergen ihres Landes herbeischaffen lassen.
»Wie?«, fragte sie. Dann wurde ihr klar, dass die Antwort offenkundig war, und sie schüttelte den Kopf. »Sklaven.«
»Ja.«
»Wer lebt jetzt dort?«
»Wer auch immer das Glück hatte, sie zu erben, oder reich genug war, um sie zu kaufen.«
»Die Menschen wollen in Häusern leben, die Sachakaner gebaut haben?«
»Sie sind sehr gut gebaut. Warm im Winter, kühl im Sommer. Die besten von ihnen haben Badezimmer mit fließend heißem Wasser.« Er zuckte die Achseln. »Während wir die Sachakaner für barbarisch halten, weil sie andere versklaven, denken sie das Gleiche über uns, weil wir unkultiviert und schmutzig sind.«
»Zumindest haben wir dazugelernt, als wir ihnen begegnet sind. Wir haben ihre Technologien übernommen, aber sie sind Sklavenhalter geblieben«, sagte Jayan.
»Sie haben uns unsere Unabhängigkeit zurückgegeben«, stellt Dakon fest. »Das wurde durch Verhandlungen erreicht und nicht durch Krieg, was für Sachaka das erste Mal war. Ist diese Bereitschaft, zu reden statt zu kämpfen, das Ergebnis unseres Einflusses?«
Jayan blickte nachdenklich drein. »Vielleicht.«
»Wie war Kyralia denn, bevor die Sachakaner kamen?«, wollte Tessia wissen.
»Das Land bestand aus einer Vielzahl unabhängiger Territorien, die ebenso oft im Widerstreit miteinander lagen, wie Frieden unter ihnen herrschte«, erklärte Dakon. »Sie wurden nicht
von einem einzigen Herrscher regiert, obwohl der Lord des südlichsten Kleinreiches der bei weitem mächtigste war. Alle kamen nach Imardin, um Handel zu treiben, und er wurde reich, weil er das Zentrum des Handels kontrollierte.«
»Stammt König Erik von diesem Lord ab?«
»Nein, der südliche Lord starb während der Invasion durch die Sachakaner. Unser König stammt von einem der Männer ab, die unsere Unabhängigkeit ausgehandelt haben.«
»Wie haben die Magier vor der Invasion gelebt?«
»Es gab nicht viele davon, und die meisten verkauften ihre Dienste an die Herrscher der Kleinreiche. In den wenigen Dokumenten, die aus dieser Zeit erhalten geblieben sind, werden nicht mehr als sieben erwähnt. Dort findet sich auch keine Beschreibung höherer Magie. Manche Menschen glauben, die Sachakaner hätten die höhere Magie entdeckt und dies sei der Grund, warum sie so viele Länder so schnell erobern konnten. Aber als die Kenntnisse der höheren Magie sich in diesen Ländern ausbreiteten und einheimische Magier den Sachakanern an Stärke zunehmend gleichkamen, verloren sie die Länder schließlich wieder.«
Der Wagen bog in eine der Nebenstraßen ein. Tessia hatte vergessen, die Straßen zu zählen, daher hielt sie jetzt Ausschau nach einem Straßenschild. An der Mauer eines der Eckhäuser befand sich eine bemalte Metallplatte.
»Vierte Straße«, stand darauf geschrieben.
Aufgrund ihrer Lektionen über Imardin wusste Tessia, dass Menschen, die in Häusern in der Nähe des Palastes lebten, im Allgemeinen wichtiger und mächtiger waren als jene, die weiter unterhalb lebten. Das traf jedoch nicht in allen Fällen zu. Einige mächtige Familien lebten eher in der Nähe des Marktplatzes, weil sie oder ihre Vorfahren zwar ihren Wohlstand, aber nicht ihren Einfluss verloren hatten, oder vielleicht weil ihr Haus ihnen einfach gefiel und sie nicht umziehen wollten.
Als Dakon ihr von der Gesellschaftsstruktur Imardins erzählt hatte, hatte Tessia überlegt, ob die Bewohner der Häuser vielleicht ständig wechselten. Er hatte ihr erklärt, dass dies selten geschah. Die mächtigen Familien Kyralias hatten gelernt,
an ihrem Besitz festzuhalten, und nur die dramatischsten Umstände konnten sie dazu zwingen, ihn aus den Händen zu geben.
Wenn Dakons Gastgeber in der Vierten Straße lebten, mussten sie wichtig sein. Die meisten der Häuser an der Vierten Straße, die Tessia sehen konnte, waren von Sachakanern gebaut - oder vielleicht Nachbildungen von deren Bauten. Der Wagen hielt an einer großen Holztür, die zentral unter einem breiten, langen Vordach lag. Ein Mann in Uniform
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