Magie
machte sich Mutlosigkeit in ihm breit. Meistens waren sie nur lästig, aber wenn er ihretwegen seine Bürde fallen ließ und etwas zerbrach, würde es im Stall Ärger geben.
Er ging weiter. Die beiden nahmen rechts und links von ihm Aufstellung und hielten mit ihm Schritt.
»Hanar a «, sagte einer. »Hast du in Sachaka eine Ehefrau?«
Wie immer bewahrte er Stillschweigen. Und ging weiter.
»Vermisst du sie? Vermisst du es, mit ihr ins Bett zu gehen?«
»Tut das jetzt dein sachakanischer Herr?«
Einen Fuß vor den anderen. Ihr Spott war bedeutungslos. Sie wussten zu wenig, um ihn zu kränken.
»Oder hat er das mit dir getan?«
»Ich wette, er wird Schwierigkeiten kriegen, wenn er diese Kisten fallen lässt.«
»Das sind Sachen fürs Herrenhaus«, sagte der andere. »Na und? Lord Dakon kann es sich leisten, die Dinge zu ersetzen, falls etwas zerbricht. Aber Hanara kann sich keinen Fehler leisten, weil man ihn sonst hinauswerfen wird.«
Die Auffahrt zum Herrenhaus war nur noch hundert Schritte entfernt. Einer der beiden Männer versetzte Hanara von der Seite einen Stoß. Er schwankte, konnte seine Last jedoch ausbalancieren. Es folgte ein Stoß von der anderen Seite. Diesmal trat er, als er auswich, einem der Rüpel auf die Füße. Der junge Mann fluchte.
»Dämlicher Sklave«, fauchte er. Er trat vor Hanara und rammte ihm die Faust in den Leib.
Ein Krachen folgte. Der junge Mann prallte zurück, den Mund weit geöffnet und das Gesicht verzerrt vor Schmerz. Hanara spürte, wie die Wachstafel verrutschte, als abgebrochene Teile davon herunterfielen. Er ging um den Rüpel herum und setzte seinen Weg fort.
Von hinten hörte er, wie der Rüpel dem anderen erzählte, was ihm passiert war.
»Keine Ahnung. Es war, als trüge er eine Rüstung. Au! Mein Daumen fühlt sich an, als sei er gebrochen.«
Hanara lächelte. Er trat in die Auffahrt und konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich umzudrehen und zurückzublicken. Aber bevor er die beiden Rüpel in der Düsternis ausmachen konnte, erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit.
Jenseits des Dorfes, auf dem Hügel darüber, blinkte langsam ein blaues Licht.
Sein Blut gefror.
Er drehte sich um und flüchtete mit rasendem Herzen zu den Ställen. Die Schrift auf der zerbrochenen Tafel in seinem Hemd konnte er nicht lesen, aber er war durchaus imstande, das pulsierende Licht auf dem Hügel zu deuten. Das Muster bedeutete ein einziges Wort. Einen einzigen Befehl.
14
I m Meistersaal von Everrans Haus roch es nach Marinblüten. Der frische und doch volle Duft verlieh dem Raum eine gleichzeitig belebende und meditative Atmosphäre. Dakon und Jayan hatten sich auf eine der Bänke gesetzt. Bisher hatten sie weder Tessia noch Avaria zu Gesicht bekommen. Die beiden Frauen waren früh aufgebrochen, um die Stadt zu erkunden, und würden den Nachmittag bei einer von Avarias Freundinnen verbringen.
Everran war verschwunden, aber jetzt kehrte er in den Raum zurück, wobei er sich eifrig die Hände rieb.
»Unsere Besucher sollten bald eintreffen.«
Dakon nickte. Sein Vater und Everrans Großvater waren Cousins gewesen, daher bestanden zwar Familienbande zwischen ihnen, diese waren jedoch sehr weitläufig. Dakon hatte die Sitte seines Vaters, während seiner Besuche in Imardin bei Everran Quartier zu nehmen, beibehalten. Als der Mann vor fünf Jahren einem Herzanfall erlegen war, hatte sein Sohn darauf bestanden, die Rolle als Dakons Gastgeber zu übernehmen, wann immer dieser in Imardin weilte.
Everran war ein liebenswerter und kluger junger Mann. Er hatte zu jung geerbt, hatte die Bürde jedoch mit bewundernswerter Reife geschultert, und er hatte ein gutes Verständnis für Politik. Dakon war sehr erfreut gewesen, als Everran sich dem Freundeskreis angeschlossen hatte, und nicht nur deshalb, weil er den jungen Magier mochte. Es war ermutigend zu sehen, dass einige städtische Magier genauso beunruhigt wa-
Berichte.
Takado war zurückgekehrt.
ren über die Bedrohung durch Sachaka und bereit, die ländlichen Lords zu unterstützen.
»Was erwarten sie?«, fragte Dakon. »Werden sie Informationen wollen? Neuigkeiten?«
Everran zuckte die Achseln. »Nein, es ist unwahrscheinlich, dass Ihr etwas wisst, was sie nicht bereits gehört haben. Wir werden darüber sprechen, wie Ihr an den König herantreten solltet.«
»Alle Ratschläge sind willkommen.« Dakon verzog das Gesicht. »Es ist lange her, seit ich dem König das letzte Mal begegnet bin, und damals hatte die
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