Magie
Lord Ollerans frühe Fehlschläge bei seinen Werbungen ihren Grund in einer Vorliebe für schwierige Frauen hatten. Als der Mann eine Sachakanerin geheiratet hatte, hatten die meisten Menschen gedacht, sein Geschmack habe sich endlich zum Besseren gewandelt. Aber es hatte sich herausgestellt, dass sie keine gewöhnliche Sachakanerin war. Obwohl dazu erzogen, still und gehorsam zu sein, hatte sie ihre traditionelle Erziehung nach ihrer Ankunft in Kyralia abgestreift und sich an einer ganzen Reihe von Wohltätigkeitsprojekten beteiligt. Dakon war ihr nie begegnet, aber sie erfreute sich bei Avarias Freundinnen großer Beliebtheit.
»Sie glaubt also, uns drohe von Sachaka Gefahr?«
»Ihre Familie glaubt es. Sie haben ihr befohlen, nach Hause zu kommen. Sie hat sich natürlich geweigert.« Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Was mich dazu zwingt, froh darüber zu sein, dass sie eine so ungehorsame Ehefrau ist.«
Weitere Gäste trafen ein. Einige, wie Lord Gilar etwa, kannte Dakon. Von einigen hatte er gehört, war ihnen jedoch nie begegnet. Andere waren ihm unbekannt. Dazu zählten eine Handvoll ländlicher Lords oder ihrer Stellvertreter sowie zwei städtische Lords. Von Letzteren kannte Dakon Magier Sabin von Hörensagen. Sabin war ein begabter Schwertmeister, der sich gründlichen Studien der Kriegskünste hingegeben hatte. Dieser Mann wird ein guter Ratgeber sein, sollten wir jemals in eine Schlacht ziehen müssen, befand Dakon. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er mir jetzt von Nutzen sein wird.
Schon bald hallte der Raum wider von Stimmen, und niemand machte sich mehr die Mühe, wieder Platz zu nehmen, nachdem er einen Neuankömmling begrüßt hatte. Sie standen in kleinen Gruppen zusammen und redeten. Sobald der letzte Magier hereingeführt und vorgestellt worden war, ließ Everran einen kleinen Gong erklingen, um die Aufmerksamkeit seiner Gäste auf sich zu lenken. Das Stimmengewirr verstummte. Alle Anwesenden wandten sich ihrem Gastgeber zu.
»Wie Ihr wisst, habe ich diese Versammlung nicht nur guter Gespräche und des guten Essens wegen, das in Kürze aufgetragen werden wird, einberufen. Lord Dakon hat den weiten Weg vom Lehen Aylen bis nach Imardin gemacht, um sich in seiner und unserer Sache an den König zu wenden. Heute müssen wir über Folgendes entscheiden: Was soll er dem König sagen? Was sollte er nicht sagen? Welches sind unsere Ziele? Was müssen wir erreichen? Was hoffen wir zu vermeiden?«
Ein kurzes Schweigen folgte, während die Männer Blicke tauschten und abwarteten, wer zuerst das Wort ergreifen würde.
»Wir brauchen die Zusage, dass er eine Streitmacht von Magiern aussenden wird, um die Grenzlehen, sollten sie überrannt werden, zurückzuerobern und zu schützen«, stellte Prinan fest. »Zumindest ist es das, was mein Vater gesagt hat.«
Everran nickte. »Und er hat recht.« Er wandte sich zu Dakon um. »Dies ist es auch, was Narvelan Euch zu tun gebeten hat?«
Dakon nickte. »Ja.«
»Aber wäre es nicht eine Beleidigung für den König anzudeuten, dass er die Lehen nicht zurückerobern würde?«, fragte Bolvin.
Die Magier reagierten darauf mit Achselzucken und Nicken. Dakon bemerkte, dass mehrere Köpfe sich in Sabins Richtung gedreht hatten. Aus irgendeinem Grund glaubten sie, er kenne den König besser als irgendjemand sonst hier.
»Er würde es so betrachten«, pflichtete Sabin Bolvin bei. »Er würde wissen, dass hinter diesem Anliegen mehr steckt als das, worum Ihr bittet, und es würde ihn ärgern, dass Ihr ihn für töricht genug haltet, dies nicht zu erkennen.«
»Es liegt alles daran, wie Ihr darum bittet«, sagte Olleran und sah sich um. »Ihr müsstet sagen: ›Man hat einige Leute in der Stadt die Meinung äußern hören, dass es sich nicht lohnen würde, um die äußeren Lehen zu kämpfen, falls sie erobert werden sollten. Wie steht Ihr dazu, Euer Majestät?‹«
Sabin kicherte und blickte Olleran an. »Wie oft habt Ihr diese kleine Ansprache geprobt?«, fragte er leise.
Olleran zuckte bescheiden die Achseln. »Ein paar... hundert Mal.«
»Und wenn er wissen will, wer diese Meinung geäußert habe, was sage ich dann?«, hakte Dakon nach. »Soll ich Namen nennen?«
»Sagt ihm, es seien die Lords, die nicht handeln werden, es sei denn, sie hätten einen direkten Vorteil davon«, knurrte Wayel. »Magier, die nicht bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, sei es aus Eigensucht oder aus Feigheit.«
»Wir müssen ihnen klarmachen, dass Untätigkeit auf
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