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Magie

Titel: Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
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Fenster des Wagens bot sich Tessia ein ebenso erschreckendes wie berauschendes Bild. Eine große Menge von Menschen und Wagen füllte die Straßen, und sie alle drängten in verschiedene Richtungen. Mehr Menschen als Wagen - und schon von Letzteren gab es reichlich. Mehr Menschen an einem Ort, als sie je zuvor gesehen hatte. Diese Menge, das Gefühl vereinter Macht und das Donnern der Stimmen ließen ihr Herz rasen.
    Am Ende der Promenade hatten sich die meisten Menschen zusammengefunden. Die Klänge von Musik erhoben sich schwach über die Menge.
    Der Markt.
    »Wir hätten früher aufbrechen sollen«, sagte Avaria zum vierten Mal, dann seufzte sie und glättete sich das sorgfältig aufgesteckte Haar.
    Sie hatten über Tessias Kindheit und Erziehung gesprochen, über den Grund, warum ihr Vater nach Mandryn gezogen war, darüber, wie Tessia ihre Kräfte entdeckt hatte (Avaria akzeptierte, dass Takado ihr lediglich »einen Schrecken eingejagt« hatte), und über all die interessanten Zwischenfälle während
der Reise nach Imardin. Tessia fragte sich langsam, ob sie während ihres ersten Tages in der Stadt alle interessanten Geschichten ihres Lebens aufgebraucht hatte.
    Außerdem hatte sie das Gefühl, dass sie zu viel von sich selbst sprach. Und wenn sie Avaria die gleiche Art von Fragen stellte, erzählte die Frau eine Anekdote aus ihrer Kindheit oder ihrer Ausbildung zur Magierin, dann führte irgendeine Einzelheit in ihrem Bericht zu der nächsten Frage an Tessia.
    »Zu Fuß würden wir vielleicht schneller vorankommen.« Tessia betrachtete die Menge, die am Wagen vorbeiströmte.
    »Ich fürchte, das ist keine gute Idee. Abgesehen von all dem Gedränge würden wir ausgeraubt werden, bevor wir unser Ziel erreichen«, sagte Avaria mit einem anmutigen Achselzucken.
    »Ausgeraubt?« Tessia sah ihre Gastgeberin erschrocken an.
    Avaria lächelte schief. »Allerdings, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass wir es sofort bemerken würden. Die Taschendiebe in Imardin sind sehr talentiert. Und die meisten sind Kinder - klein und schnell in der Menge. Selbst wenn Ihr sie seht, haben Eure Diener keine Chance, sie zu erwischen.«
    »Kinder?« Tessia betrachtete die Menge genauer. Am Tag zuvor hatte sie einige erschreckend magere, schmutzige Kinder gesehen. Es war keine Überraschung, dass sie verzweifelt genug waren, um sich dem Diebstahl zuzuwenden.
    Ihr Vater hatte ihr von den Armen Imardins erzählt. Als sie ihn gefragt hatte, warum sie kein Geld hätten, waren seine Erklärungen lang und kompliziert gewesen. Er hatte eine Liste von Gründen heruntergespult - zu wenig Arbeit für zu viele Menschen, niemand war bereit, Menschen, die ein wenig eigenartig oder verkrüppelt waren, Arbeit anzubieten. Einige Menschen hatten niemanden, der sie versorgte, wenn sie krank wurden, und wenn ihre Krankheit dazu führte, dass sie keiner Arbeit mehr nachgehen konnten, starben sie womöglich, bevor sie genasen. Einige Menschen zogen sich bei der Arbeit Verletzungen zu, und wenn die Familie, in deren Dienst sie standen, nicht für sie sorgte, endeten sie in einer ähnlichen Situation.

    Man hatte ihr nicht das erste Mal und gewiss nicht das letzte Mal erklärt, dass nur wenige Lords ihre Verantwortung für ihre Untergebenen so ernst nahmen wie Lord Dakon und sein Vater vor ihm. Einige waren Narren. Einige sahen ihre Untergebenen lediglich als Gebrauchsgegenstände. Einige waren geradezu boshaft.
    »Arme Dinger«, sagte Avaria. »In Armut geboren, dazu erzogen, Diebe zu werden. Wenn die Stadt von solchen Übeln heimgesucht wird, geschieht es ihr recht, weil sie nicht besser für ihre Bewohner sorgt.«
    Tessia nickte und staunte ein wenig über diese Art, von der Stadt zu sprechen, als sei sie eine Person.
    »Aber die Fürsorge für eine ganze Stadt kann nicht so leicht sein wie die für ein Dorf.«
    »Nein.« Avaria lächelte, und ihre Augen leuchteten, als sie Tessia ansah. Vielleicht war es Anerkennung. Tessia war sich nicht sicher.
    Der Wagen setzte sich in Bewegung. Tessia war darauf gefasst, dass er wieder stehen bleiben würde, aber er rollte weiter. Dann bog er um eine Ecke und kam abermals zum Stehen.
    »Wir sind da!«, verkündete Avaria glücklich. Sie stand auf und stieg aus. Einer der beiden Diener, die hinter dem Wagen hergeritten waren, stand schon bereit, um ihr zu helfen. Als Tessia die winzige Leiter hinunterstieg, die an der Seite des Wagens eingelassen war, trat der zweite Diener vor, um ihr die Hand zu reichen. Sie ergriff

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