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Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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und schloss die Tür. „Meine Frau schläft. Ich möchte nicht, dass sie aufgeweckt wird. Sie ist krank, müsst Ihr wissen.“
    „Das habe ich bereits gehört.“ Der Priester räusperte sich. „Nun, als Priester von Eisbach wollte ich Euch im Namen dieser Gemeinde willkommen heißen. Mein Name ist Genthate. Ich sorge mich um das Seelenheil der Bevölkerung und spende auch den Dahinscheidenden bei den Heilenden Quellen meinen Trost.“
    Noch einer mit einem alten Namen. Genthate – der Erleuchtete. Ein klingender Name für einen Wald- und Wiesenpriester …
    „Ihr seid Lorgyn, und wie es aussieht, möchtet Ihr länger in Eisbach residieren.“
    „Das stimmt.“
    „Fein. Die Bewohner hier sind fleißige und rechtschaffene Leute, immer bemüht, ihr Tun und Trachten nach den Weisungen des Einen Gottes zu richten.“
    Und jetzt? Was soll ich darauf antworten? Dass sie das von mir aus ruhig tun können?
    „Auf der anderen Seite des Friedhofs gibt es einen Iros-Schrein. Was haltet Ihr von einem kleinen Spaziergang dorthin?“
    Gar nichts!
    Lorgyn versuchte seinen Groll im Zaum zu halten und hoffte, dass sein bedeutungsschwangerer Blick über den zugeschneiten Friedhof genügte, den Plagegeist von seinem Vorhaben abzubringen. Die letzten beiden Tage hatte es geschneit, wie Lorgyn es noch nie erlebt hatte. Von einigen Grabsteinen, an denen der Wind den Schnee zusätzlich aufgetürmt hatte, ragten nur noch die von Schneehäubchen gekrönten Spitzen heraus. Zugegeben, heute war es vergleichsweise mild, und Schnee fiel auch keiner, obwohl die grauen Wolken das offensichtlich bald zu ändern gedachten, aber Lorgyn hatte keine Lust auf Gespräche, vor allem nicht mit einem Irosknecht.
    Genthate wartete und sah ihn fest an. Der winzige Funken Freundlichkeit, den man ihm anfangs mit etwas Fantasie noch hätte andichten können, war erloschen.
    „Ich hole mir Mütze und Handschuhe.“

    *

    Wenig später stapfte er neben dem Priester einher. Zu seiner Überraschung befanden sich ein paar frische Fußspuren im Schnee. Offenbar hielt das Wetter die Leute nicht davon ab, ihre Toten zu besuchen.
    Na, die sind diese Eishölle auch gewohnt. Durlum – den Namen werde ich meinen Lebtag nicht vergessen.
    Falls das wirklich noch drei Monate weiterginge – so lange dauerte Gerom zufolge der Hartwinter –, würde man nur noch die Dächer der Häuser erkennen.
    Der Friedhof war größer als gedacht und zog sich. Wie erwartet versuchte Genthate aus Lorgyn heraus zu kitzeln, woher er stammte, was er bisher gemacht hatte, wie es um seine Familie stand. All diese Fragen flocht er scheinbar beiläufig ein. Lorgyn durchschaute die Strategie.
    Für solche Fälle hatte er sich den Lügenteppich, den er jetzt Stück für Stück entrollte, sorgsam ausgedacht. Er war Schreiber in Vaskalan gewesen, zwar unbedeutend, aber doch so wohlhabend, dass Aluna nicht hatte arbeiten müssen. Vaskalan war nicht allzu weit weg von Wintertal. Somit wirkte die Reise nicht so erzwungen, wie sie es in Wahrheit war. Zudem war die Stadt von beträchtlichem Ausmaß, sodass man nicht jeden beim Namen kannte. Während eines Konvents der magischen Zunft hatte er einen Monat in Vaskalan zugebracht. Daher kannte er sich gut genug aus, um sich nicht in Widersprüche zu verstricken.
    „Vaskalan, Vaskalan“, murmelte Genthate langsam, als kaue er den Namen der Stadt durch. Plötzlich tippte er sich gegen die Stirn. „Jetzt weiß ich es wieder, natürlich. Geroms Tochter Laris hat dort eine Zeitlang studiert, bevor Iros die Seele ihrer Mutter zu sich holte in sein Reich ewiger Wärme und Schönheit.“
    Eine schöne Umschreibung, dachte Lorgyn. Zerschmettert von einem herunterstürzenden Bierfass, das ist die Wahrheit.
    Und wieder einmal erkannte er, warum er mit der Kirche nicht viel anfangen konnte: Wer den Tod als endgültiges, als erlösendes und verheißungsvolles Ziel anpries, schmälerte den Wert des Lebens.
    Einen Dreck schert mich dieses hochgelobte Reich! Ich will, dass Aluna lebt!
    Noch etwas störte ihn: Laris kannte Vaskalan, und das höchstwahrscheinlich besser als er. Somit musste er auf der Hut sein, wenn die Stadt einmal zur Sprache kam. Mahnend rief er sich die Ankunft in Eisbach ins Gedächtnis. Eine derartige Abfolge von Fehlern durfte ihm nicht mehr unterlaufen.
    Er spürte, wie grimmig er dreinblickte. Genthate jedoch deutete den Ausdruck falsch.
    „Ihr denkt an Eure Frau, das ist verständlich“, salbaderte er weiter, als hielte er eine Predigt.

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