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Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Stirn.

    ***

    Arlo reagierte nicht, obwohl Lorgyn die Frage nach dem Frack nicht böse gemeint hatte, sondern als Aufhänger, das Gespräch zurück zu Hunak Valgas zu leiten und von da auf den eigentlichen Grund von Arlos Hiersein. Dass dieser einzig und allein der Trauerbewältigung wegen so lange in Eisbach verweilte, war zu bezweifeln. Eines aber stand fest: Arlos Gesellschaft war gleichermaßen angenehm wie anregend. In den Genuss ähnlicher Gespräche war er sonst nur mit Pergin gekommen.
    Ein Stich in der Brust raubte ihm für einen Moment die Luft. Alles hatte er in Jalsur zurückgelassen. Auch seinen besten Freund. Dieser Schnitt schmerzte, und das schlechte Gewissen war der Eiter, der ihn nicht verheilen ließ.
    Es tut mir leid, Pergin. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder. Dann werde ich dir erklären, was mich hierher trieb. Nein … Wie kann man mein Vorhaben erklären, geschweige denn rechtfertigen, sodass es jemand versteht und nachvollziehen kann? Selbst du, Pergin, mein treuer Gefährte und Freund, würdest dich mit Grausen von mir abwenden.
    „Ein kleines Päuschen?“ fragte Arlo.
    „Klar.“
    Inzwischen befanden sie sich im Wald, ein Areal mächtiger, in die Höhe ragender Nadelbäume, deren dicht gedrängte Wipfel nur ein wenig Streulicht hindurchließen, sodass weiter Entferntes im Zwielicht verborgen lag. Alles war still, und in der Luft hing der erfrischend herbe Geruch eines Tannichts, das Durlum bislang erfolgreich trotzte. Selten lag der Schnee so hoch wie auf den Feldern und Dächern, das meiste hatten die gewaltigen Äste abgefangen. Ab und an pustete ihn eine Brise von den Ästen, dass er herabrieselte wie Feenstaub.
    Etwas wackelig setzte sich Arlo auf einen Baumstumpf und streckte die Beine aus. Schweiß badete seine Stirn, und die Haut um seine knollige Nase war bleich.
    „Geht es dir nicht gut?“, fragte Lorgyn, während er sich gleichzeitig auf das dumpfe Pochen konzentrierte, das durch den Wald hallte.
    „Mit ist ein bisschen schwummerig“, gestand Arlo. „Habe heute nur eine Scheibe Brot gegessen. Zu wenig für mich.“ Mit einem gezwungenen Lächeln strich er sich über den Bauch, der sich unter dem zu engen Frack wölbte.
    „Sind das die Holzfäller?“
    Arlo hob den Kopf. „Ja“, bestätigte er nach einem Moment des Lauschens. „Ist neben den Quellen das Hauptgeschäft der Wintertaler. Das Holz dieser Baumriesen ist im ganzen Land begehrt.“
    Neugierig maß Lorgyn einen der Giganten vom Stamm bis zur Krone.
    Ein stattlicher Bursche, dachte er beeindruckt, den Kopf in den Nacken gelegt. Die Arme ausgebreitet, drückte er sich gegen die Rinde. Nicht einmal zur Hälfte gelang es ihm, den Stamm zu umarmen. Drei Leute bräuchte es dazu bestimmt. Obwohl er sich in Botanik nur leidlich auskannte, schwor er Stein und Bein, dass es diese Baumart auch in anderen Regionen des Reiches gab – standen nicht sogar ein paar im Akademiegarten? –, nur waren die lediglich halb so hoch wie diese Ungetüme.
    Lag es am hiesigen Boden, dass sie derart in die Höhe schossen? An der Witterung? An einer vorteilhaften Kombination aus beidem? Er legte die Hand auf die furchige Rinde und meinte die Stärke des Riesen zu spüren, die Säfte, die ihn im rauschten, ein feines Pulsieren reinster Lebenskraft.
    Er drehte sich um. „Beeindruckend, nicht?“
    „Ja“, antwortete Arlo schwach.
    „Sollen wir zurück?“
    Der Chronist wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Seine Hand zitterte. „Erst mal kurz ausruhen.“
    „Kann ich dir irgendwie helfen?“
    Arlo schüttelte den Kopf und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Plagte ihn doch eine Krankheit, und er war wegen der guten Luft und der Quellen hier? Nein: Nach eigenem Bekunden hatte er bisher kein einziges Mal im Heilwasser gelegen. Und warum sollte er wegen so einer Nichtigkeit lügen?
    Mit einem Schulterzucken kehrte er Arlo den Rücken zu und ging ein paar Schritte in den Wald, um den Anblick dieser urtümlichen Giganten zu genießen. Tief sog er die Luft in seine Lungen, und ihm war, als würde die Essenz dieses Orts auf ihn übergehen.
    Aluna würde es hier auch gefallen.
    An einem ihrer besseren Tage sollte er sie hierher führen. Diese Aura würde sie genauso in den Bann ziehen wie ihn. Heute war ihr das kurze Wegstück zu den Quellen besonders schwer gefallen. Es war an der Zeit, Wagen und Hochlandponys aus Geroms Stallung holen. Dann wäre auch die Strecke hierher kein Problem.
    Warum hatte er den Wagen nicht heute

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