Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)
fand.
„Ich bin wahrlich keine Kapazität auf dem Gebiet politischer Winkelzüge – doch an Zufälle glaube ich nur begrenzt. Besteht vielleicht eine Verbindung zwischen den Geschehnissen? Reicht Kirvans Arm über die Grenzen Borsuns hinaus?“
Arlo gab einen nachdenklichen Laut von sich. Darsus Pelfar, der in Sachen Renommee lange Zeit mit Hunak Valgas auf Augenhöhe gewesen war, bis ihn dieser mit den Chroniken des Reiches auf die hinteren Ränge delegierte, hatte Ähnliches geäußert. Da Valgas dies anzweifelte, hatte Pelfars These wenig Beachtung gefunden. Wie dem auch sei – Arlo revidierte seine zugegebenermaßen vorschnelle Meinung über Lorgyn.
„Sollte Sarto sich erneut Borsun zuwenden“, sagte dieser, „würde es mich nicht wundern, wenn sich ein ähnlicher Zufall ereignet wie vor fünf Jahren.“
„Die Inselreiche sind ein loser Verbund kleiner Freibeuternester, die sich untereinander nicht minder heftig bekriegen als sie Handelsschiffe überfallen“, gab Arlo zu bedenken.
„Ein mächtiger Verbündeter im Hintergrund, der ihnen im Falle einer ernsthaften Bedrohung durch das Kaiserreich zur Seite steht, würde ihnen dennoch gut zupass kommen. Im Gegenzug rotten sie sich zusammen, wenn Borsun in der Klemme sitzt. Somit wäre Sarto gezwungen, seine Truppen aufzuteilen – ein Heer im Süden, eines im Westen. Und das ist vielleicht nicht genug, um Kirvan ein für alle Mal in die Knie zu zwingen.“
„Angenommen, du hast Recht: Was wird Sarto tun?“, fragte Arlo. Entlang dieser Linien hatte er bis dato nicht gedacht.
„Wäre ich an seiner Stelle, würde ich die Inselreiche einnehmen, und zwar mit einem massiven Überraschungsschlag, der so schnell und wirkungsvoll erfolgt, dass den Piraten keine Zeit für organisierte Gegenwehr bleibt.“
„Die Nachricht über einen Angriff würde Kirvan zu spät erreichen“, folgerte Arlo.
„Selbst wenn etwas durchsickert, muss Kirvan erst seine Truppen sammeln, bevor er Borsun verlässt, um einen Ablenkungsangriff durchzuführen. Außerdem gibt er dadurch den Vorteil des Geländes auf.“
„Sartos Truppen könnten sich eingraben, auf Kirvans Soldaten warten und ihnen einen unschönen Empfang bereiten.“
„Ja. Wäre es andersherum, könnte Kirvan sich eingraben, und die Piraten würden von See aus zuschlagen wie der Blitz aus heiterem Himmel. Schnell angreifen, schnell zurückziehen, um Sarto zu zermürben.“
„Hat Darsus Pelfar doch Recht gehabt?“, sinnierte Arlo laut. Auf Lorgyns fragenden Blick erzählte er ihn von dem anderen Chronisten.
„Ich habe von ihm gehört.“
„Durch die Chroniken des Reiches erklomm Valgas den Zenit. Was er sagte, egal ob über Geschichte oder Politik, wurde als wahr angesehen.“
„Wurde Valgas dadurch vielleicht etwas überheblich und verkannte die Fakten? Sagte er nur das Gegenteil von dem, was Darsus Pelfar verlauten ließ, um ihn weiterhin klein zu halten?“
Arlo kratzte sich am Kopf. Eine berechtigte Frage. Trotzdem glühte Zorn auf, da jemand seinen Lehrmeister angriff.
Erhitzte Gemüter und Köpfe können nur selten die kühlen Fakten aneinanderreihen und zu einem sinnvollen Ergebnis kommen, hallte Hunak Valgas´ kratzige Stimme durch seine Gedanken, und er atmete tief durch. „Er war ein weiser Mann und neigte weder zu Hoffart noch Selbstglorifizierung. Aber er war ein Mensch, und Menschen machen Fehler. Das kann ich nicht abstreiten. Ferner verabschiedete er sich nach dem Erfolg seiner Chroniken weitestgehend aus dem öffentlichen Leben, und es ging ihm zunehmend auf die Nerven, um Rat gefragt zu werden. Zugleich nahm sein Interesse für die Politik nach und nach ab. Man nötigte ihn jedoch dazu, zum Borsun-Konflikt Stellung zu nehmen. Das tat er knapp und schnell, nur, um seine Ruhe zu haben.“
Ein amüsiertes Funkeln erwachte in Lorgyns Augen. „Du brauchst dich vor mir nicht verteidigen.“
Arlo lächelte betreten. „Ich habe meinen Lehrmeister sehr geschätzt. Vielleicht reagiere ich etwas über, wenn man ihn oder sein Werk kritisiert.“
„Der Frack, er gehörte ihm?“
Arlo nickte, wollte sagen, dass er ihn mit Stolz trug, egal ob er schiefe Blick auf sich zog, doch ein lang nicht verspürtes Gefühl stahl ihm die Stimme. Es kam stets aus heiterem Himmel, in äußerst erratischen und unvorhersehbaren Abständen. Das letzte Mal war mehr als ein Jahr her. Im Zuge seiner Forschungsarbeit hatte er diesen Teil von sich vernachlässigt.
Schweiß sammelte sich auf seiner
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